FREE ON YOUTUBE Chris Marker - La Jetee
FREE ON YOUTUBE (DU FINDEST DEN GANZEN FILM FREI AUF YOUTUBE) Als ich die Filmkunstbar Fitzcarraldo gründete, hängte ich zuallererst einen Briefkasten vor den Laden. Daran die Aufforderung, Filmwünsche in den Kasten zu werfen. Dadurch wurde mir gleich zu Beginn klar, was ich unbedingt anschaffen musste: Chris Marker. Filmkritiker nennen ihn einen Meister des "Eassay Films" und berühmt wurde er durch sein fiktives Zeitreise Märchen La Jetee zu Beginn der 60er. Nur eine halbe Stunde dauert La Jetee, doch wie gewaltig ist sein Einfluss auf das Science Fiction Genre und insbesondere auf Zeitreise-Filme? Jahrzehnte später sollte Terry Gilliam die Grundidee von La Jetee in Twelve Monkeys wieder aufgreifen - und Chris Marker dafür in den Credits seines Blockbusters nennen. Marker selbst hat nie wieder so einen Film wie La Jetee gemacht. Zumindest nicht direkt. Und dennoch: Jeder seiner folgenden 60 Filme ist eng mit La Jetee verbunden. Immer geht es um menschliche Wahrnehmung, Erinnerungen und wie sie unser Leben verzerren. Dem entspricht Markers Verständnis von Geschichte. Objektivität stellt für ihn etwas geradezu Anstössiges dar. Marker beobachtet die Welt stets durch eine erfundene Prämisse. Und natürlich wird die Welt immer auch durch Markers "cinephile" Perspektive wahrgenommen, denn wie so viele Autoren der Nouvelle Vague begann er seine Arbeit als Filmkritiker. Das macht Markers Filmkunst zu einer ausgesprochen französischen Filmkunst. Zu französisch? Nicht für mich! La Jetee und alle anderen Werke von Marker nehmen an einem intellektuellen Diskurs teil, der eng mit der französischen intellektuellen Tradition verbunden ist. Verkürzt beschrieben: Ausschlaggebend ist dabei immer der eigene Gemütszustand. Marker kann demnach überhaupt keinen "objektiven" Film machen. Egal, was er zeigt, er kann nur einen Film über das Denken DARÜBER inszenieren. Nicht das Objekt an sich. Klingt das arg theoretisch? Aber die Filme von Chris Marker sind oft auch witzig und sogar bewegend! Und nicht zuletzt: Seine Essay Filme, die auf Bildern beruhen, die er selbst nicht gedreht hat, sondern aus Wochenschauen und Nachrichten übernahm - sie wurden nie Opfer der Argumente ihrer Zeit. Dadurch wirkt La Jetee auch heute noch so modern. Marker interessiert sich für die reflexive Natur des bewegten Bildes (obwohl La Jetee aus Standbildern montiert wird). Ganz zu Beginn von Markers Sans Soleil (1983) erklärt der Erzähler seine Probleme mit einem bestimmten Bild, auf dem das Glück zu sehen sein soll. Man erkennt das Glück aber gar nicht. Das Bild ist einfach schwarz. Genauso funktioniert Chris Markers Kino: Wir sind gezwungen, uns unsere eigenen Realitäten zu suchen. Wir sind gezwungen, auf einen schwarzen Bildschirm zu starren, um darin das Glück zu suchen. Wer weiss, womöglich erinnern wir uns dabei an eigene Glücksmomente? Was kann Film noch mehr leisten? Und deshalb wundert es mich nicht, dass ihr damals so oft "Filme von Chris Marker" oder "La Jetee" auf eure Zettel geschrieben habt und in unseren Briefkasten geworfen.
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