Samstag, 30. Januar 2016

Jacques Rivette ist tot!


 Gestern, am Freitag den 29.1.2016 starb Jacques Rivette im Alter von 87 Jahren. Nach Eric Rohmer und Alain Resnais verlieren wir einen weiteren Begründer der Nouvelle Vague. Seine frühen Filme, im Stil der Neuen Welle inszeniert (Paris nous appartient (1961) und der fast fünfstündige L'amour fou (1969), hatten beim Publikum keinen Erfolg. Immerhin, nach Claude Chabrol war er der zweite Kritiker der Cahiers Du Cinema, der seinen eigenen Langfilm verwirklichte. Die Ausrüstung geliehen, die Darsteller ohne Gage - eine Non-Budget Produktion, die sich über zwei Jahre zog. Als Paris nous appartient aber ins Kino kam, drückte er wie kein zweiter Film den Aufbruch, aber auch die Beklemmungen im Studenten- und Theater-Milieu aus. Seine Themen hatte Rivette früh gefunden, seinen Stil verfeinerte er durch seine gesamte Karriere. Rivettes Filme sind experimentell und lang. Sein längstes Werk sogar über dreizehn Stunden: Out 1: Noli me tangere. Einige dieser langen Rivette Filme habe ich gesehen und war am Ende jedes Mal der Meinung, dass ich noch nicht genug hatte. Seinen besten Film, La Belle Noiseuse (Die schöne Querulantin), hatte ich mir im Hochsommer auf VHS im Berliner Videodrom geliehen. Ich ging noch zur Schule, im Garten werkelte meine Mutter. Drinnen: Der Künstler und das Modell, ein Psycho-Duell über sechs Stunden. Nur sechs Stunden? Wozu überhaupt aufwendige Montage, wenn man die Szenen auch minutenlang durchspielen kann? Emmanuelle Beart, wie sie sich schüchtern, entkleidet, Michel Piccoli, der sie wie ein Raubtier umkreist. La Belle Noiseuse ist kein Film über Malerei, sondern IST Malerei. Rivettes Balzak Adaption hat sich den Überschuss des Erzählens des Literaten einfach auf der Leinwand zu eigen gemacht. Gern filmte Rivette auch ohne Drehbuch: Céline et Julie vont en bateau; ein modernes Märchen, ein Spiel um Schein & Sein. Kann man Ereignisse ungeschehen machen? Rivette erfand das Kino ein Stück weit neu und brachte Verzauberung und Intellekt zusammen. Dafür lieben wir ihn! Bedingungslos! Deshalb gibt es nicht nur die Möglichkeit, seine besten Filme in der Filmkunstbar Fitzcarraldo zu leihen (gleich oben in unserer Rivette Reihe), sondern eben auch die, einige Raritäten zu streamen. Einfach auf den Filmtitel klicken und ihr landet bei youtube.





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