Our Daily Free Stream: Louise Hires A Contract Killer - Louise-Michel (german dubbed).
Our Daily Free Stream: Louise Hires A Contract Killer - Louise-Michel
(german dubbed). Das letzte Wochenende des Sundance Filmfestivals 2016
läuft. Wir setzen die Reihe fort mit Sundance Filmen und diesmal gibts
einen aus der Competition "World Cinema", heisst, aus Frankreich: Ein
Berg von einer Frau: Die Haare hängen fettig um den Kopf und wir tragen
Sorge, dass sich die Besitzerin, Louise-Michel, davon nicht selbst
gestört fühlt. Louise trägt einen Trenchoat, in dem ihr vorgebeugter
Gang mit rudernden Armen besonders unheileinflössend zur Geltung kommt.
Ihre Miene ist versteinert, in seltenen Augenblicken überrascht sie uns
aber mit ihrem Blick: Louise hat die unschuldigen Augen eines Kindes.
Sie kann nicht lesen und schreiben. Abends schaut rupft sie sich eine
Taube als Braten. Yolande Moreau spielt Louise; es ist ihre Kunst, dass
man dieser Figur Sympathie schenkt. Denn Louise ist eben auch schüchtern
und verunsichert. Vor allem aber arm. Sie arbeitet in einer schäbigen
Fabrik, in der immer der Boss gewinnt. Das zeigt sich bereits beim
Kinderspiel "Stein Schere Papier". Deshalb ist er auch der Boss. Die
Maschinen der Fabrik aber wurden längst nach China verkauft. Eines
morgens betreten Louise und ihre Kolleginnen die leere Halle. Gemeinsam
überlegen sie, was sie mit ihrer lächerlich geringen Ablösung zusammen
machen können. Einen Akt-Klendar produzieren? Einen Imbiss eröffnen?
Louise, die ansonsten kaum spricht, meldet sich mit dem vernünftigsten
Vorschlag: Einen Auftragskiller anheuern, um den Chef umzubringen. Die
Damen nicken nach einiger Überlegung und stimmen zu. Louise macht sich
auf die Suche, als einem Mann mit merkwürdiger Mädchenfrisur eine
selbstgebaute Waffe aus dem Mantel fällt: Michel (Bouli Lanners) ist
Unternehmer einer Sicherheitsfirma. Seine Mobilnummer gilt nicht mehr,
seine Emailadresse ist veraltet und er findet nicht gleich den
Container, in dem er lebt und so etwas wie ein Büro unterhält. Michel
aber erklärt Louise, er sei ein Profi. Zur Erfüllung seines Auftrags,
schleicht er ins Krankenhaus, wo seine Cousine, an Leukämie erkrankt,
ihre letzten Tage verbringt. Er stützt sie, so dass die Totkranke
stolpernd vor dem Chef erscheint und abdrückt... Gustave de Kervern und
Benoît Delépine haben sich einem tagespolitisch aktuellen Thema
zugewandt: Der internationalen Finanzwirtschaft. Wer ist überhaupt der
"echte" Chef eines modernen Unternehmens? Wer ist verantwortlich? Die
Rache Geschichte der Louise-Michel wird verpackt in Szenen, die auch aus
dem Surrealismus der Zwanziger stammen könnten - aber viel
anarchistischer sind. Damals warf man den Surrealisten vor, sie griffen
das Bürgertum an, ohne aber politische Kante zu bekennen. Genau das
machen die Belgier De Kervern und Delépine! Die Schrecken der
Gesellschaft, menschliche Demontage, Einsamkeit und Tod - Yolande Moreau
als Louise drückt all das aus mit ihren traurigen Augen (wann gab es
zuletzt im Kino eine Figur, die mich so bewegt hat?). Die Geschichte der
Louise beginnt mit sozialer Ungerechtigkeit. Sie endet aber auf der
Suche nach dem Glück - und das findet Louise in der Anarchie. "Energie,
aus Verzweiflung geboren, wird niemals besiegt", schrieb Louise Michel,
die grosse Anarchistin des 19. Jahrhunderts und ihr ist der Film
gewidmet. Anarchist, das ist auch Michel, der sich nach seiner
erledigten Arbeit als Steptänzer beweisen darf. Ein Unsinn mit sehr viel
Sinn.
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