Samstag, 30. Januar 2016

Our Daily Free Stream: Louise Hires A Contract Killer - Louise-Michel (german dubbed).





 Our Daily Free Stream: Louise Hires A Contract Killer - Louise-Michel (german dubbed). Das letzte Wochenende des Sundance Filmfestivals 2016 läuft. Wir setzen die Reihe fort mit Sundance Filmen und diesmal gibts einen aus der Competition "World Cinema", heisst, aus Frankreich: Ein Berg von einer Frau: Die Haare hängen fettig um den Kopf und wir tragen Sorge, dass sich die Besitzerin, Louise-Michel, davon nicht selbst gestört fühlt. Louise trägt einen Trenchoat, in dem ihr vorgebeugter Gang mit rudernden Armen besonders unheileinflössend zur Geltung kommt. Ihre Miene ist versteinert, in seltenen Augenblicken überrascht sie uns aber mit ihrem Blick: Louise hat die unschuldigen Augen eines Kindes. Sie kann nicht lesen und schreiben. Abends schaut rupft sie sich eine Taube als Braten. Yolande Moreau spielt Louise; es ist ihre Kunst, dass man dieser Figur Sympathie schenkt. Denn Louise ist eben auch schüchtern und verunsichert. Vor allem aber arm. Sie arbeitet in einer schäbigen Fabrik, in der immer der Boss gewinnt. Das zeigt sich bereits beim Kinderspiel "Stein Schere Papier". Deshalb ist er auch der Boss. Die Maschinen der Fabrik aber wurden längst nach China verkauft. Eines morgens betreten Louise und ihre Kolleginnen die leere Halle. Gemeinsam überlegen sie, was sie mit ihrer lächerlich geringen Ablösung zusammen machen können. Einen Akt-Klendar produzieren? Einen Imbiss eröffnen? Louise, die ansonsten kaum spricht, meldet sich mit dem vernünftigsten Vorschlag: Einen Auftragskiller anheuern, um den Chef umzubringen. Die Damen nicken nach einiger Überlegung und stimmen zu. Louise macht sich auf die Suche, als einem Mann mit merkwürdiger Mädchenfrisur eine selbstgebaute Waffe aus dem Mantel fällt: Michel (Bouli Lanners) ist Unternehmer einer Sicherheitsfirma. Seine Mobilnummer gilt nicht mehr, seine Emailadresse ist veraltet und er findet nicht gleich den Container, in dem er lebt und so etwas wie ein Büro unterhält. Michel aber erklärt Louise, er sei ein Profi. Zur Erfüllung seines Auftrags, schleicht er ins Krankenhaus, wo seine Cousine, an Leukämie erkrankt, ihre letzten Tage verbringt. Er stützt sie, so dass die Totkranke stolpernd vor dem Chef erscheint und abdrückt... Gustave de Kervern und Benoît Delépine haben sich einem tagespolitisch aktuellen Thema zugewandt: Der internationalen Finanzwirtschaft. Wer ist überhaupt der "echte" Chef eines modernen Unternehmens? Wer ist verantwortlich? Die Rache Geschichte der Louise-Michel wird verpackt in Szenen, die auch aus dem Surrealismus der Zwanziger stammen könnten - aber viel anarchistischer sind. Damals warf man den Surrealisten vor, sie griffen das Bürgertum an, ohne aber politische Kante zu bekennen. Genau das machen die Belgier De Kervern und Delépine! Die Schrecken der Gesellschaft, menschliche Demontage, Einsamkeit und Tod - Yolande Moreau als Louise drückt all das aus mit ihren traurigen Augen (wann gab es zuletzt im Kino eine Figur, die mich so bewegt hat?). Die Geschichte der Louise beginnt mit sozialer Ungerechtigkeit. Sie endet aber auf der Suche nach dem Glück - und das findet Louise in der Anarchie. "Energie, aus Verzweiflung geboren, wird niemals besiegt", schrieb Louise Michel, die grosse Anarchistin des 19. Jahrhunderts und ihr ist der Film gewidmet. Anarchist, das ist auch Michel, der sich nach seiner erledigten Arbeit als Steptänzer beweisen darf. Ein Unsinn mit sehr viel Sinn.


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