Sonntag, 17. Dezember 2017

youtube stream: Lukas Moodyson - Fucking Amal

 Genauso sollen Teenager im Film sein: Klug, ein bisschen durcheinander, mit einem guten Herz! Leider aber sind solche Teeanger im Film rar und deshalb lande ich immer wieder bei Lukas Moodyssons Fucking Amal. Den kann man aber auch immer wieder sehen! Fucking Amal spielt zwar in Schweden, könnte aber genauso gut irgendwo bei uns in Berlin funktionieren. Überall dort, wo sich Teenager wie ausgestossene Desperados fühlen in einer Umgebung, die nicht zu ihnen passt. Elin (Alexandra Dahlstrom) ist so eine. Sie lebt in einer Kleinstadt und ihr ist einfach nur langweilig, langweilig, langweilig! Sie würde gerne Model sein, doch auch das ist letztlich langweilig! Agnes (Rebecca Liljeberg) ist neu in der Stadt. Eine Aussenseiterin, ohne Freunde in der Schule. Man munkelt, Agnes sei Lesbierin. Obwohl es gar keine Anhaltspunkte dafür gibt, haben die anderen Schüler doch Recht: Agnes ist lesbisch. Sie hat sich in Erin verknallt, obwohl sie noch kein Wort wechselten. Erin ist die Schulschönheit und Agnes schreibt ihr heimliche Liebesbriefe auf dem Computer. Eine zickige Schülerin wettet mit Erin, dass sie Agnes niemals küssen würde. Doch sie tuts! Hört sich das an wie der Plot für eine Sexcom? Genauso wurde die DVD vermarktet. Dabei ist Fucking Amal ein zärtlicher, ja herzzereissend schöner Film! Wir sehen zwei Mädchen zu, die unbeholfen Entscheidungen für ihr Leben treffen, die sie noch gar nicht richtig überblicken - genauso naiv und rührend die Perspektive des Films. Moodyssons Drama (nicht Komödie!), welcher der erfolgreichste schwedische Film überhaupt ist, erzählt keine Geschichte über Helden und Bösewichter. Stattdessen sehen wir mitfühlende Eltern, die ihr Bestes geben, die Tochter durch die verzweifelte Teenie-Zeit zu retten. Kein einziger Standart-Charakter, den wir aus Hollywood Filmen kennen, taucht auf. Lukas Moodyssons Film funktioniert ohne Autopilot. Er zeigt diese, seine speziellen Charaktere und bringt sie uns näher. Witzig, warmherzig und wahrhaftig! Ganz am Anfang organisieren Agnes Eltern eine Überraschungs-Party für sie zum Geburtstag (die sie gar nicht will!). Ein Mädchen im Rollstuhl erscheint, die vorgibt, Agnes Freundin zu sein. Weil aber Agnes so sauer ist auf ihre Eltern, beschimpft sie ihren Gast als Krüppel, der Backstreet Boys hört. Später entschuldigt sie sich - diese Szene aber, besitzt solche Wucht, dass wir sie erst verdauen müssen. Wie beschrieben; so etwas sind wir aus Teenie Filmen einfach nicht gewohnt! Ganz ungezwungen geht Moodysson mit dem Thema Sex um (obwohl wir eigentlich gar keine Sex-Szene sehen). Der wahrhaftigste Moment: Beide Mädchen gestehen einander zu, dass sie gar keine sexuellen Erfahrungen haben. Der Kuss, der aus einer Wette resultierte, war der allererste für Agnes und auch Erin ist noch Jungfrau. Fucking Amal handelt auch nicht primär von Sex, sondern davon, wie man sich in einer Kleinstadt fühlt: Eingeengt, gefangen. Der Film weiss aber auch, dass dieses Manko womöglich gar nicht der Stadt zuzuschreiben ist, sondern den Mädchen selbst, die Langeweile als Pose verstehen. Fühlen nicht alle Teenies so, dass sie sich unverstanden fühlen?(...)

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