youtube stream: Garden State
Was war das für ein Riesenerfolg in unserer Videothek! Wie lange und wie oft war Garden State immer und immer wieder verliehen! Andrew Largeman, der Held aus Garden State, wirkt schizophren. Er liegt flach auf dem Rücken in seinem Bett in einem fast unmöblierten Zimmer. Nur der Anrufbeantworter läuft. Es ist sein Vater, der Andrew mitteilt, dass die Mutter in der Badewanne ertrunken sei. Andrew steht auf und wirft einen Blick in seinen Medizinschrank, in dem - perfekt arrangiert! - verschiedene Dosen mit Beruhigungsmitteln aufgereiht stehen. Wir lernen, dass Andrew ein Möchtegern-Schauspieler ist, der mal irgendwo mitspielte in einer Produktion für das Kabelfernsehen. Er arbeitet in einem vietnamesischen Restaurant und war seit neun Jahren nicht mehr zu Hause in New Jersey. In dem Moment, da er seine Pillen zurücklässt, um das Flugzeug nach Hause, nach New Jersey, zu besteigen, gerät sein Leben zum ersten Mal nach neun Jahren wieder in Bewegung... Garden State wurde von Zach Braff geschrieben und inszeniert. Braff spielt auch Andrew, den ich als mindestens dubios beschreiben würde. Daheim begegnet ihm sein Vater Gideon (Ian Holm), äusserst trocken und distanziert. Gideon ist Psychiater und davon überzeugt, dass sich Andrew erst dann selbst wieder mögen wird, "until you forgive yourself for what you did to your mother." Gideon gibt Andrew die Schuld dafür, die Mutter geschubst zu haben, dass sie über die Spülmaschine stürzte und seitdem gelähmt war. Andrew befindet, dass er noch ein kleiner Junge war als das geschah. Überhaupt war die Verriegelung der Spülmaschine locker und das wiederum ist die Schuld des Vaters, der sich nicht darum gekümmert hatte! Andrews neues Leben beginnt damit, dass er die Totengräber am Grab seiner Mutter wiedererkennt. Es sind alte Schulfreunde. Schon bald wird er voll sein mit Amphetaminen und Flaschendrehen auf einer Party spielen. Und schon sehr bald wird er sich in die genauso merkwürdige Sam (Natalie Portman) verlieben. Sam ist ein Mädchen aus New Jersey und eine dieser Figuren, die wohl doch nur im Kino auftauchen, oder? Sie ist DA für Andrew - immer und zu jeder Zeit! Voller Verlangen und sie will ihn wirklich. Sam sieht so schön aus wie Natalie Portman, aber ausser einiger liebenswürdiger Eigenschaften erfahren wir nicht viel über sie. Dann wäre da noch Mark (Peter Sarsgaard), Andrews Schulfreund, der in den Untiefen der Natur New Jerseys lebt (und ist das nicht eine Welt wie in Oz?) Mark ist ein Kiffer mit komischen Freunden wie diesem Paar, das auf einer Anhebung mitten in einem Steinbruch lebt. Andrew erwacht langsam aus einem langen, stumpfen Nichts. Er versucht, mit seinem Vater zu reden und sich seiner Gefühle klar zu werden. Ein riesiges Puzzle liegt da vor ihm und niemand repräsentiert das besser als Sam. Was soll er nun mit ihr anfangen? Immerhin hat Andrew seine romantischen Gefühle seit seiner ersten Freundin (damals, als er noch ein Junge war) für sich behalten! Ich habe Garden State immer mit The_Graduate verglichen, vor allem, weil beide Helden so passiv agieren. Gegenüber allem, was da von aussen auf sie eindringt, reagieren sie fast bewegungslos - und immerhin bietet Garden State auch einen Song von Simon & Garfunkel! The_Graduate aber betrachtet die Welt, in der Benjamin lebt, kritisch, während Garden State nur Andrews EIGENE Welt kritisch hinterfragt. Jeder, den Andrew trifft, bedrängt ihn in der einen oder anderen Weise. Alle, ausser Andrews Vater, dessen Hass so tief sitzt, dass er es vorzieht, seinen Sohn zu narkotisieren (denn die Pillen in Andrews Schrank wurden von Gideon verschrieben). Garden State ist eine sanfte Komödie mit grosser Liebe zum Detail. Etwa, wenn Andrew in L.A. festellt, dass der Zapfhahn der Tankstelle immer noch im Tankloch seines Wagens steckt. Wenn das nichts aussagt über die Gedankenwelt des Andrew Largeman?
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