Sonntag, 17. Juni 2018


YOUTUBE STREAM: Zulawski - L'Amour Braque

Die Mitt-Achtziger, das waren Frisuren mit Spray betoniert, Pastellfarben und Neonlicht. Das Paris von L'Amour Braque, das uns der Hyper-Realist Andrzej Zulawski hier vorführt, mag dem echten zwar wenig ähneln - aber dennoch kommt uns das, was wir auf der Leinwand sehen, vertraut vor. Willkommen im französischen Pop-Kino! Hinter dem Plastik Paris, das wir hier erleben, entwirft uns ein polnisch-intellektueller Filmemacher seine moderne Version von Dostojewskis Parabel Der Idiot. Natürlich lebt L'Amour Braque auch von Zulawskis rasender Kamera, welche die Schauspieler hier durch die Strassen und Gassen von Pop Paris jagt. Referenzen gibt's darüber allerorten, ob von der "Hoch"-Literatur entliehen oder aus den Bereichen Pop, Pulp, Geschichte und vermutlich darüber hinaus aus denen der privaten Witze des damaligen Traumpaars Zulawski-Marceau. Die Dialoge wiederum gleichen denen aus Popsongs, was uns nicht wundert, denn sie stammen von Etienne Roda-Gil. Radikal und äusserst idealistisch, ganz im Sinne einer obsessiven Liebe und wer weiss, genauso den Untiefen des menschlichen Herzens verwandt wie Dostojewskis Original? Auftritt einer Bande von Bankräubern, die durch die Strassen hetzt. Der Anführer Micky (Tchéky Karyo) investiert all sein Geld in SIE, Marie (Sophie Marceau), die er so tief und innig liebt. Wir erkennen schnell, dass Marie eine Eskort-Dame ist. Eine mit wollüstigen Lippen und Augen, die von traurigen Erfahrungen rühren. Wir wissen, Marie hat schon vieles hinter sich. Gekleidet wie eine Ikone der 30er, verkörpert Marie die Härte der Strasse, wirkt aber auch verletzlich. Ein erotischer Traum, nicht nur für Mickey! Geht es nur darum, dasss Mickey sie aus ihrem bisherigen zwielichten Leben hinfort führt? Nein, Zulawskis hat eine andere Geschichte im Sinn. Eine, die um Léon (Francis Huster), kreist, den heiligen Dummkopf aus Budapest. Den Idioten(…)

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