Nico, 1988
Andy Warhol, er war letztlich zu viel für Nico. Die Allerschönste seiner "Superstars" war gelangweilt und unzufrieden, nachdem er sie "gemacht" hatte. Eine Frau, von der Natur ganz ungewöhnlich beschenkt, nur dass sie sich an diesen Geschenken nicht erfreuen konnte. Nico hasste ihre Schönheit, die sie als Teenager auf die Titelseite der französischen Vogue brachte. Sie war überdrüssig vom Leben, von der Liebe, vom Sex. Grosse Teile ihres Lebens brachte sie damit zu, sich Heroin zu beschaffen. Sie schlug den Weg einer Sängerin ein, obwohl sie es hasste, zu singen und keinen Ton halten konnte. Der Tod, als er 1988 endlich kam, muss wie eine Erlösung für Nico gewesen sein! Nico alias Christa Paffgen wurde 1939 in Köln geboren. Sie lebte während der 50er in Paris, hatte einen kurzen Auftritt in Fellinis La_Dolce_Vita. Dann stellte Bob_Dylan sie Andy Warhol vor. Nico trat auf in Chelsea Girls (wo sie unaufhörlich mit ihren Haaren spielte) und promotete The Velvet Underground. Sie spielte Tambourine, sang gemeinsam mit Lou Reed, einem ihrer zahlreichen Lover. Als sich die Warhol Gefolgschaft auflöste, driftete Nico zurück nach Europa, formierte eine Band und tourte. Ihr ganzes Leben spielte sich im Tourbus ab, wo sie ständig auf den nächsten Fix aus war. Nico war stolz auf ihr fettiges Haar und ihre fauligen Zähne. Ein Junkie mittleren Alters. 1986 stieg sie um auf Methadon, 1988 starb sie, weil sie sich zu sehr der Sonne aussetzte, so ihr Sohn Ari. Uuuuh! Nico, 1988 zeigt nun ihre späten Jahre als totgeweihte Sängerin, die danach trachtet, ihre Schönheit zu zerstören. Ein Film, der nichts zu tun hat mit dem Model Nico oder The Velvet Underground. Die gängige Meinung über Nico, sie wurde einfach nach ihrer Zeit mit The Velvet Underground hässlich und fett, teilt Regisseurin Susanna Nicchiarelli offensichtlich nicht. Sie konzentriert sich ganz auf die zweite Lebenshälfte. Wir sehen nicht die Dolce_Vita Nico, die Jim_Morrison oder wen auch immer verrückt machte, sondern einfach nur die letzten zwei Jahre dieses Junkies mittleren Alters. “I very rarely take showers"; sagt Nico und zerlegt weiter ihren Körper mit Heroin. Immer wieder wird Nico als rücksichtslos (sie, die ihren eigenen Sohn anfixte) und paranoid beschrieben und doch gelangen ihr auch in den 80ern noch Kunstwerke wie The Marble Index. Ist es nicht so, dass sie die Übermutter der Generation von Siouxsie Sioux oder Bauhaus ist? Ich habe eine ganze Sammlung von Playlists für unseren New Wave Mittwoch in der Filmkunstbar Fitzcarraldo zusammengesucht, Nico aber muss ich nun tatsächlich noch dazu fügen! Und zwar ihr Spätwerk! Danke dafür an Nico, 1988! Die Schauspielerin Trine Dyrholm sieht darin nicht nur exakt so aus wie Nico, sie schenkt uns auch die Erinnerung an diese späte Künstlerin. Womöglich die Erfinderin der "Null-Bock-Generation"!
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