Sonntag, 22. Juli 2018


Sonntagsfilm! YOUTUBE STREAM: Alfred Hitchcock - The Birds


Endlich bin ich reif genug für Hitchcocks The Birds! Jetzt mit 45 kann ich akzeptieren, dass es in Hitchcocks Filmen keinerlei philosophische Statements gibt (die ich früher gesucht hatte) - es sei denn ironischer Natur. Nichts wird ernst genommen. In The Birds dürfen wir weder Antworten, noch die Hoffnung auf Rettung erwarten. Ganz langsam bricht das Chaos aus... The Birds - essentieller Hitchcock! Eine Krähe nach der anderen landet auf dem Schulhof in Bodega Bay. Wer weiss, vielleicht lockte sie der Gesang der Schulkinder oder die blonden Haare Melanie Daniels (Tippi Hedren)? In dem Moment, da sich Melanie umwendet, sind es bereits Dutzende der schwarzen Biester - "She cumbs her hair but once a year"; singen die Kinder. Weshalb die Vögel sich verändern und angreifen? Ich habe keine Ahnung. "I don't know why"; überlegt Melanie. "Wish I could say"; bemerkt Mitch Brenner (Rod Taylor). The Birds wie beschrieben, verweigert Antworten und jede Möglichkeit einer Flucht. Auf imdb können wir lesen, dass Hitchcock The Birds von einer Geschichte Daphne du Mauriers adaptierte. Die Erzählung einer vornehmen Frau, die in eine Kleinstadt kommt. Genauso wie Melanie, die in Botega Bay landet, um einen Rechtsanwalt zu täuschen. Jedenfalls sind die Vögel nach kurzer Zeit überall. Wie Bomben durchbrechen sie Fensterglas, so dass Ezekiel, der Clochard von Bodega Bay, das Ende der Welt nahen sieht. Generationen von Kritikern stützten sich auf die Aussage einer hysterischen Frau, die Melanie alle Schuld daran gibt ("I think you are the cause of all this") - der Versuch von Sinnstiftung in The Birds. Die Vögel als Ausdruck von Lust und Sex? Oder drücken sie einfach nur rasende Wut aus? Sämtliche Charaktere in The Birds finden überhaupt keinen Zugang zu ihren Gefühlen. Alle sind verhalten, ja fast verklemmt. Dann aber löst Melanie ihr Haar - die Maske fällt. In dem Moment, da ihr Haarband gelöst wird, können wir die Vögel singen hören (wo sie doch sonst nur kreischen oder schreien). 1963 kam The Birds in die Kinos und wird gemeinhin als letzter grosser Hitchcock Film betrachtet. Als Essenz seines Schaffens! Am meisten liebe ich Hitchcocks Mut, seine B-Movie Idee mit Arthaus Versatzstücken zu kombinieren (die Kameraarbeit, der Score, die trockenen Dialoge). Hitchcock hatte es nicht mehr nötig, uns von der Logik seines Geschehens zu überzeugen. Versuchte er noch zuvor, den Wahnsinn eines Norman Bates zu erklären, vertraut The Birds ganz auf seine unheilvolle Atmosphäre. Alles bleibt offen, das Geheimnis wird nicht gelüftet...

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