youtube: Kim Ki-Duk - Spring, Summer, Falls, Winter And Spring (engl. subt.)
youtube: Kim Ki-duk - Spring, Summer, Falls, Winter And Spring (engl.
subt.). Kim Ki-Duks letzter Film Geumul handelte (mal wieder) von einem
Fischer. Einem nordkoreanischen! Ganz unmerklich, erweitert der Koreaner
seinen Themenkreis und filmt heute auch mal politisch! Wir zeigen
seinen Durchbruch im Westen. -
Selten hat mich so ein einfacher Film dermassen bewegt! Spring, Summer,
Fall, Winter ist buddhistisch, im Grunde aber universal. Er spielt auf
einem Haus, dass wiederum auf einem Floss befestigt ist. Man meint, das
Floss sei statisch, aber das stimmt nicht. Es treibt in einem
abgeschiedenen See und symbolisiert Leben, Glauben, Wachstum, Liebe,
Eifersucht, Hass, Grausamkeit und Erlösung. Und Natur. Es gibt auch
einen Hund, eine Katze, einen Vogel, eine Schlange, eine Schildkröte und
einen Frosch. Das kleine Haus mit nur einem Raum ist wie geschaffen für
einen Eremiten. Es lebt dort ein Mönch (Oh Young Soo) mit einem Jungen
(Seo Jae Kyung), der mal Mönch werden will. Der Mönch zieht den Jungen
gross, wacht über ihn. Er betet eine Buddha Statue an und schlägt gegen
eine heilige Klangschale. Wir bemerken, dass diese tägliche Routine sich
kaum verändert. Der See ist von einem Wald umrandet. An einer Mündung
befinden sich zwei bemalte Holztore, die sich immer dann öffnen, wenn
eine neue Jahreszeit beginnt. Es sind Tore, die niemanden ausschliessen,
jeder kann sie passieren, einfach, indem man um sie herum geht. Genauso
ist das Haus beschaffen. Der Meister und sein Schüler schlafen auf
Paletten links und rechts. Am Fuss jedes Schlafplatzes befinden sich
zwei Türen. Auch die kann jeder passieren. Man kann einfach an ihnen
vorbei laufen. Der Mönch, wenn er den Jungen weckt, benutzt die Tür.
Andere Figuren in dem Film, werden aber einfach an ihnen vorbei laufen.
Was lernen wir daraus? Ich denke nicht, dass diese Türen Symbole sind.
Sie sind Lektionen. Sie lehren den Eintretenden, Bräuche und Traditionen
zu respektieren. Man stelle sich nur einmal vor, ein Mensch aus der
westlichen Welt würde auf dem See leben: Wie wäre das für uns? Wir, die
wir die Bräuche des fernen Ostens idealisieren und von der meditativen
Kraft eines solchen Lebens vielleicht sogar träumen. In Wahrheit aber
wäre es doch ungesund für uns. Während ich den Film von Kim Ki-duk
ansah, kamen mir solche Gedanke allerdings nicht. Ich habe mich ganz auf
die Welt des Films eingelassen. Ich war bewegt von dieser Geschichte,
die so zeitlos ist. Die Transzendenz der Ewigkeit! In Wahrheit wärs doch
aber ziemlich kalt, im Winter auf diesem See zu wohnen! Kim Ki-duks
Film aber ist so schön, dass wir diesen See als den Zentrum aller
Existenz akzeptieren. Auch Grausamkeit gehört dazu: Oft schickt der
Meister seinen Jungen los, Kräuter zu suchen. Einmal bindet der Junge
eine Schnur um einen Fisch, woran ein Stein hängt, so dass der Fisch
Mühe hat, zu schwimmen. Diesen Trick wiederholt er später mit einem
Frosch und einer Schlange. Er weiss nicht, dass der Meister ihm folgt.
Auch wir wissen nicht, wie es dem Meister überhaupt gelang, dem Jungen
zu folgen (ohne Ruderboot). Es ist eines der kleinen Geheimnisse des
Films. Eines, dass zunächst gar nicht so sehr ins Auge fällt. Als der
Junge am nächsten Morgen aufwacht, findet er selbst einen Stein, der um
seinen Rücken gebunden wurde. Der Meister befielt ihm, zurückzugehen,
den Fisch, die Schlange und den Frosch zu befreien. Er warnt; sollte
eines der Tiere gestorben sein, müsste er den Stein für immer in seinem
Herzen tragen. Der Frühling geht zu Ende. Ich möchte nicht mehr verraten
an dieser Stelle; nur soviel, dass ein Mädchen zum See kommt. Der
Junge, der nunmehr ein Mann ist, verliebt sich in sie. Der Mönch glaubt,
Sex sei ein Heilmittel. Er warnt aber auch, dass Lust das Streben nach
Macht befördern kann und das wiederum zum Mord führt. Der Mönch selbst
lebt in Gesellschaft, denn immer sind Tiere um ihn herum. Ein Hund,
gleich zu Beginn des Films und eine Katze. Der Mönch füttert die Tiere.
Der See, der Wald, das Haus, sie sind da für den Mönch und den Jungen.
Und sie werden auch nach ihnen noch da sein... Spring, Summer, Fall,
Winter wurde inszeniert vom Koreaner Kim Ki Duk, der für mich zur
Filmkunstbar Fitzcarraldo gehört. Das liegt daran, dass während unserer
Eröffnung vor dreizehn Jahren gerade die Blüte der "Korean Wave" im
vollen Gange war. Alle fragten nach diesem Regisseur, der so
gewalttätige wie poetische Filme macht: Kim Ki-duk. Mein damaliger
Kollege war derartig fasziniert von ihm, dass er sich die Rechte für die
ersten beiden Filme des Koreaners besorgte! Irgendetwas, was man als
fliessende Isolation bezeichnen könnte, muss Kim Ki Duk faszinieren. In
einem früheren Meisterwerk von ihm ist es ein Fischer, der auf einem See
sein Handwerk ausübt. Kim Ki Duk ist kein Regisseur, der seine
Botschaft explizit aussprechen muss. In seinen besten Filmen wird wenig,
manchmal gar nicht, gesprochen. Es gibt kaum Dialoge, oder Erklärungen.
Kim Ki Duk konzentriert sich auf Leben, die so schon lange fortlaufen -
bis es zum Konflikt kommt. Ein Elend geschieht! Die Hauptperson in
Spring, Summer, Fall, Winter ist das Leben selbst. Die Gegenspieler
heissen Zeit und Veränderung. Zu Leben bedeutet, diese Bedingungen
anzunehmen. (Du findest den ganzen Film auf youtube)
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