Mittwoch, 3. Mai 2017

youtube: Kim Ki-Duk - Spring, Summer, Falls, Winter And Spring (engl. subt.)

  youtube: Kim Ki-duk - Spring, Summer, Falls, Winter And Spring (engl. subt.). Kim Ki-Duks letzter Film Geumul handelte (mal wieder) von einem Fischer. Einem nordkoreanischen! Ganz unmerklich, erweitert der Koreaner seinen Themenkreis und filmt heute auch mal politisch! Wir zeigen seinen Durchbruch im Westen. - Selten hat mich so ein einfacher Film dermassen bewegt! Spring, Summer, Fall, Winter ist buddhistisch, im Grunde aber universal. Er spielt auf einem Haus, dass wiederum auf einem Floss befestigt ist. Man meint, das Floss sei statisch, aber das stimmt nicht. Es treibt in einem abgeschiedenen See und symbolisiert Leben, Glauben, Wachstum, Liebe, Eifersucht, Hass, Grausamkeit und Erlösung. Und Natur. Es gibt auch einen Hund, eine Katze, einen Vogel, eine Schlange, eine Schildkröte und einen Frosch. Das kleine Haus mit nur einem Raum ist wie geschaffen für einen Eremiten. Es lebt dort ein Mönch (Oh Young Soo) mit einem Jungen (Seo Jae Kyung), der mal Mönch werden will. Der Mönch zieht den Jungen gross, wacht über ihn. Er betet eine Buddha Statue an und schlägt gegen eine heilige Klangschale. Wir bemerken, dass diese tägliche Routine sich kaum verändert. Der See ist von einem Wald umrandet. An einer Mündung befinden sich zwei bemalte Holztore, die sich immer dann öffnen, wenn eine neue Jahreszeit beginnt. Es sind Tore, die niemanden ausschliessen, jeder kann sie passieren, einfach, indem man um sie herum geht. Genauso ist das Haus beschaffen. Der Meister und sein Schüler schlafen auf Paletten links und rechts. Am Fuss jedes Schlafplatzes befinden sich zwei Türen. Auch die kann jeder passieren. Man kann einfach an ihnen vorbei laufen. Der Mönch, wenn er den Jungen weckt, benutzt die Tür. Andere Figuren in dem Film, werden aber einfach an ihnen vorbei laufen. Was lernen wir daraus? Ich denke nicht, dass diese Türen Symbole sind. Sie sind Lektionen. Sie lehren den Eintretenden, Bräuche und Traditionen zu respektieren. Man stelle sich nur einmal vor, ein Mensch aus der westlichen Welt würde auf dem See leben: Wie wäre das für uns? Wir, die wir die Bräuche des fernen Ostens idealisieren und von der meditativen Kraft eines solchen Lebens vielleicht sogar träumen. In Wahrheit aber wäre es doch ungesund für uns. Während ich den Film von Kim Ki-duk ansah, kamen mir solche Gedanke allerdings nicht. Ich habe mich ganz auf die Welt des Films eingelassen. Ich war bewegt von dieser Geschichte, die so zeitlos ist. Die Transzendenz der Ewigkeit! In Wahrheit wärs doch aber ziemlich kalt, im Winter auf diesem See zu wohnen! Kim Ki-duks Film aber ist so schön, dass wir diesen See als den Zentrum aller Existenz akzeptieren. Auch Grausamkeit gehört dazu: Oft schickt der Meister seinen Jungen los, Kräuter zu suchen. Einmal bindet der Junge eine Schnur um einen Fisch, woran ein Stein hängt, so dass der Fisch Mühe hat, zu schwimmen. Diesen Trick wiederholt er später mit einem Frosch und einer Schlange. Er weiss nicht, dass der Meister ihm folgt. Auch wir wissen nicht, wie es dem Meister überhaupt gelang, dem Jungen zu folgen (ohne Ruderboot). Es ist eines der kleinen Geheimnisse des Films. Eines, dass zunächst gar nicht so sehr ins Auge fällt. Als der Junge am nächsten Morgen aufwacht, findet er selbst einen Stein, der um seinen Rücken gebunden wurde. Der Meister befielt ihm, zurückzugehen, den Fisch, die Schlange und den Frosch zu befreien. Er warnt; sollte eines der Tiere gestorben sein, müsste er den Stein für immer in seinem Herzen tragen. Der Frühling geht zu Ende. Ich möchte nicht mehr verraten an dieser Stelle; nur soviel, dass ein Mädchen zum See kommt. Der Junge, der nunmehr ein Mann ist, verliebt sich in sie. Der Mönch glaubt, Sex sei ein Heilmittel. Er warnt aber auch, dass Lust das Streben nach Macht befördern kann und das wiederum zum Mord führt. Der Mönch selbst lebt in Gesellschaft, denn immer sind Tiere um ihn herum. Ein Hund, gleich zu Beginn des Films und eine Katze. Der Mönch füttert die Tiere. Der See, der Wald, das Haus, sie sind da für den Mönch und den Jungen. Und sie werden auch nach ihnen noch da sein... Spring, Summer, Fall, Winter wurde inszeniert vom Koreaner Kim Ki Duk, der für mich zur Filmkunstbar Fitzcarraldo gehört. Das liegt daran, dass während unserer Eröffnung vor dreizehn Jahren gerade die Blüte der "Korean Wave" im vollen Gange war. Alle fragten nach diesem Regisseur, der so gewalttätige wie poetische Filme macht: Kim Ki-duk. Mein damaliger Kollege war derartig fasziniert von ihm, dass er sich die Rechte für die ersten beiden Filme des Koreaners besorgte! Irgendetwas, was man als fliessende Isolation bezeichnen könnte, muss Kim Ki Duk faszinieren. In einem früheren Meisterwerk von ihm ist es ein Fischer, der auf einem See sein Handwerk ausübt. Kim Ki Duk ist kein Regisseur, der seine Botschaft explizit aussprechen muss. In seinen besten Filmen wird wenig, manchmal gar nicht, gesprochen. Es gibt kaum Dialoge, oder Erklärungen. Kim Ki Duk konzentriert sich auf Leben, die so schon lange fortlaufen - bis es zum Konflikt kommt. Ein Elend geschieht! Die Hauptperson in Spring, Summer, Fall, Winter ist das Leben selbst. Die Gegenspieler heissen Zeit und Veränderung. Zu Leben bedeutet, diese Bedingungen anzunehmen. (Du findest den ganzen Film auf youtube)

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