Samstag, 6. Mai 2017

youtube: Werner Herzog - Stroszek


youtube: Werner Herzog - Stroszek. Leider hab ich die letzten Herzog Filme wohl nicht verstanden. Bestimmt mein Fehler! Deshalb gibts heut Stroszek zwischen West-Berlin und Wisconsin 1977. - Wer, ausser Werner Herzog, käme noch auf die Idee, die Geschichte eines Ex-Gefangenen im Ruhestand, einer Hure und einem alten Mann, die Deutschland verlassen wollen, um in einem Trailer in Wisconsin zu leben, in Angriff zu nehmen? Wer anders würde diesen Film auch noch in der Heimatstadt von Ed Gein drehen - mit Nicht-Schauspielern vor Ort? Und wer sonst hätte sich ein derartig wahnwitziges Ende ausgedacht? Stroszek ist einer der ungewöhnlichsten Filme überhaupt! Unmöglich für uns, mal eben so in den Film reinzusehen, um sich ein Bild zu machen, denn Stroszek ist losgelöst von einer "Geschichte" oder "Rahmenhandlung". Er folgt den Protagonisten auf ihrem Trip in ihrer eigenen Logik. Stroszek taucht filmisch ein in ihre Welt! Die Hauptrolle spielt Bruno S., der Sohn einer Prostituierten, der als Kind so heftig geschlagen wurde, dass er zeitweise taub war. Lange, lange Zeit verbrachte Bruno S. in einer Nervenklinik. Er sieht aus wie einer, der nur das Schlimmste erwartet. Ein Mann, der im Tunnel seiner eigenen Befürchtungen dahin vegetiert (später lebte der Darsteller auf der Strasse). Herzog erzählte einmal, wie er Bruno S. als Strassenmusiker in einer Doku sah. Stroszek schrieb er angeblich in nur vier Tagen, inspiriert durch den Serien-Mörder Ed Gein, der einen Berg von Leichen um das Grab seiner Mutter stapelte. Herzog wiederum behauptete, für den Dreh dieses Grab eigens geöffnet zu haben, nur um sich in seinen Hauptcharakter hinein zu versetzen. Bruno (Bruno S.) wird also gerade aus dem Gefängnis entlassen und trifft auf die Hure Eva (Eva Mattes). Bruno bietet ihr an, bei sich zu wohnen. Beider Leben ist so schrecklich, dass sie sich einig sind, einen Neuanfang zu wagen. Ein älterer Mann, Mr. Scheitz (Clemens Scheitz), erzählt ihnen von Wisconsin. Sein Sohn lebt dort und lud ihn ein. Nun sind sie bereits zu dritt. Stroszek könnte am ehesten so etwas wie eine Komödie sein, vor allem aber ein ganz und gar eigentümliches Werk. Wie wärs so: Alles, was den Protagonisten passiert, erleben auch die echten Schauspieler? All das geschieht auch dem Film? In einem durchschnittlichen Hollywood Film sehen die Schauspieler mindestens repräsentativ aus. Eines Films würdig. Ganz anders bei Werner Herzog und das dürfte nur der deutlichste Unterschied sein. Sein Bruno S. muss an keiner Stelle lügen, um Bruno zu sein. Es gibt keine Trennung zwischen dem Nicht-Schauspieler und der Rolle! Wer weiss, vermutlich hätte ein "normaler" Film eine Wendung gefunden, dass der hoffnungslose Bruno dem Verbrechen verfällt. Stroszek dagegen endet so wie kein zweiter Film! Bruno und der alte Mann wollen auch eine Bank ausrauben, doch die ist geschlossen. Also überfallen sie einen Frisörladen und erbeuten dreissig Dollar. Genug, um etwas im Supermarkt zu kaufen. Während Bruno einkauft, wird der alte Mann verhaftet. Und Bruno? Nun, es folgt Herzogs phantastisches und mindestens irrsinniges Finale... Man hat Werner Herzogs Film als Angriff auf die amerikanische Gesellschaft verstanden. Was verwundert; kommt doch die deutsche noch viel schlimmer weg! Ich finde Herzogs Amerikaner simpel und nett. Die Tragödie von Stroszek besteht darin, dass drei Menschen, die gar nichts gemein haben, glauben, sie könnten zusammen leben. Das klappt nicht, weder in Wisconsin, noch sonstwo! Einmal schläft Eva mit Bruno, doch dann verschliesst sie ihre Tür vor ihm. Sie hält das für eine Metapher: Sämtliche Türen verschliessen sich vor Bruno. (Du findest den ganzen Film auf youtube)

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