youtube: Werner Herzog - Stroszek
youtube: Werner Herzog - Stroszek. Leider hab ich die letzten Herzog
Filme wohl nicht verstanden. Bestimmt mein Fehler! Deshalb gibts heut
Stroszek zwischen West-Berlin und Wisconsin 1977. -
Wer, ausser Werner Herzog, käme noch auf die Idee, die Geschichte eines
Ex-Gefangenen im Ruhestand, einer Hure und einem alten Mann, die
Deutschland verlassen wollen, um in einem Trailer in Wisconsin zu leben,
in Angriff zu nehmen? Wer anders würde diesen Film auch noch in der
Heimatstadt von Ed Gein drehen - mit Nicht-Schauspielern vor Ort? Und
wer sonst hätte sich ein derartig wahnwitziges Ende ausgedacht? Stroszek
ist einer der ungewöhnlichsten Filme überhaupt! Unmöglich für uns, mal
eben so in den Film reinzusehen, um sich ein Bild zu machen, denn
Stroszek ist losgelöst von einer "Geschichte" oder "Rahmenhandlung". Er
folgt den Protagonisten auf ihrem Trip in ihrer eigenen Logik. Stroszek
taucht filmisch ein in ihre Welt! Die Hauptrolle spielt Bruno S., der
Sohn einer Prostituierten, der als Kind so heftig geschlagen wurde, dass
er zeitweise taub war. Lange, lange Zeit verbrachte Bruno S. in einer
Nervenklinik. Er sieht aus wie einer, der nur das Schlimmste erwartet.
Ein Mann, der im Tunnel seiner eigenen Befürchtungen dahin vegetiert
(später lebte der Darsteller auf der Strasse). Herzog erzählte einmal,
wie er Bruno S. als Strassenmusiker in einer Doku sah. Stroszek schrieb
er angeblich in nur vier Tagen, inspiriert durch den Serien-Mörder Ed
Gein, der einen Berg von Leichen um das Grab seiner Mutter stapelte.
Herzog wiederum behauptete, für den Dreh dieses Grab eigens geöffnet zu
haben, nur um sich in seinen Hauptcharakter hinein zu versetzen. Bruno
(Bruno S.) wird also gerade aus dem Gefängnis entlassen und trifft auf
die Hure Eva (Eva Mattes). Bruno bietet ihr an, bei sich zu wohnen.
Beider Leben ist so schrecklich, dass sie sich einig sind, einen
Neuanfang zu wagen. Ein älterer Mann, Mr. Scheitz (Clemens Scheitz),
erzählt ihnen von Wisconsin. Sein Sohn lebt dort und lud ihn ein. Nun
sind sie bereits zu dritt. Stroszek könnte am ehesten so etwas wie eine
Komödie sein, vor allem aber ein ganz und gar eigentümliches Werk. Wie
wärs so: Alles, was den Protagonisten passiert, erleben auch die echten
Schauspieler? All das geschieht auch dem Film? In einem
durchschnittlichen Hollywood Film sehen die Schauspieler mindestens
repräsentativ aus. Eines Films würdig. Ganz anders bei Werner Herzog und
das dürfte nur der deutlichste Unterschied sein. Sein Bruno S. muss an
keiner Stelle lügen, um Bruno zu sein. Es gibt keine Trennung zwischen
dem Nicht-Schauspieler und der Rolle! Wer weiss, vermutlich hätte ein
"normaler" Film eine Wendung gefunden, dass der hoffnungslose Bruno dem
Verbrechen verfällt. Stroszek dagegen endet so wie kein zweiter Film!
Bruno und der alte Mann wollen auch eine Bank ausrauben, doch die ist
geschlossen. Also überfallen sie einen Frisörladen und erbeuten dreissig
Dollar. Genug, um etwas im Supermarkt zu kaufen. Während Bruno
einkauft, wird der alte Mann verhaftet. Und Bruno? Nun, es folgt Herzogs
phantastisches und mindestens irrsinniges Finale... Man hat Werner
Herzogs Film als Angriff auf die amerikanische Gesellschaft verstanden.
Was verwundert; kommt doch die deutsche noch viel schlimmer weg! Ich
finde Herzogs Amerikaner simpel und nett. Die Tragödie von Stroszek
besteht darin, dass drei Menschen, die gar nichts gemein haben, glauben,
sie könnten zusammen leben. Das klappt nicht, weder in Wisconsin, noch
sonstwo! Einmal schläft Eva mit Bruno, doch dann verschliesst sie ihre
Tür vor ihm. Sie hält das für eine Metapher: Sämtliche Türen
verschliessen sich vor Bruno. (Du findest den ganzen Film auf youtube)
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