Mittwoch, 10. Mai 2017

youtube: Zhang Yimou - Raise The Red Lantern (engl. subt.)


 youtube: Zhang Yimou - Raise The Red Lantern. Ist Yimou nun ein chinesischer Staats-Regisseur, der staatsdienliche Blockbuster herstellt? Nach The Great Wall filmt er nun Shadows mit Li Sun in der Hauptrolle. Wir zeigen sein grosses Frühwerk! - In Zhang Yimous Raise The Red Lantern geht es um sexuelle Sklaverei. Die Hauptfigur betritt ein in sich geschlossenes System, aus dem es kein Entrinnen gibt. Es ist eine 19jährige Schülerin, die nach dem Tod ihres Vaters als vierte "Geliebte" eines reichen Herrn arbeiten muss, da die Mutter sich weigert, sie zu unterstützen. Sie wird in sein Haus geliefert, das sie nicht verlassen darf. Dort herrschen überlieferte Regeln. Wie realistisch das ist? Schwer zu sagen! Zhang Yimou hat seinen Film im China der 20er angesiedelt. Konkubinen waren damals keine Seltenheit, wohl aber dürften die Bedingungen in diesem Haus einzigartig sein. Die Hauptrolle spielt wie in allen frühen Yimou Filmen Gong Li. Sie ist wunderschön und auch davon handelt der Film! Alle vier Konkubinen leben in einem eigenen Haus, das fünfte und grösste wird vom Meister bewohnt. Zusammen stellen sie einen Komplex dar, dessen Mittelpunkt ein Hof ist. Innen sind die Häuser der Geliebten rot ausgeleuchtet, Rot, die Farbe der Leidenschaft. Viele Szenen finden auf den Dächern statt, die wiederum wie ein Labyrinth an Treppen und Aufgängen wirken. Nur scheinbar übersichtlich ist der Komplex! Gong Lis Figur heisst Songlian und des öfteren gerät sie in Konflikt mit der Dienerin des Meisters namens Yan'er (Kong Lin). Yan'er ihrerseits hat starke Ambitionen, einmal selbst "Geliebte" zu werden. Die erste "Geliebte" ist schon älter und dürfte wohl bald ausgetauscht werden. Die Zweite scheint liebenswürdig zu sein mit einem Gesicht, das dem von Buddha gar nicht unähnlich ist. Die Dritte, eine Opernsängerin, ist jung, schön und eifersüchig. Alles wird durch überlieferte Regeln organisiert, die sich nie ändern werden. Natürlich folgen die Diener diesen Regeln viel gehorsamer als der Meister selbst. Die Hausbedienstete etwa folgt den "Gesetzen" mit solcher Absolution, dass sie selbst dann noch präsent scheint, da sie abwesend ist. Den Meister selbst sehen wir nie, zumindest nicht frontal. Sein patriarchische Herrschaft ist derart vollkommen, dass er keinen eigenen "Charakter" braucht. Der Meister ist kein Individuum, sein Gesicht kennen wir nicht. Er operiert über seine Dienerin, welche ihm seine totale Dominanz sichert. Bevor Songlian eintrifft, leben die drei Geliebten nicht in einer Balance miteinander. Songlian wird zu ihrem Ventil, für alles, was unausgeglichen ist. Sie lernt, dass der Meister nachts eine rote Laterne hinaushängt, welche seine Favoritin für die Nacht bestimmt. Die glückliche Gewinnerin bekommt eine Fussmassage und darf das Menü des folgenden Tages festlegen. Dieser Wettkampf führt zu Intrigen und Songlian darf sich nie sicher sein, dass diejenigen, die sich Freunde nennen, es auch sind. Es ist schon merkwürdig, wie sehr sich diese Frauen für den Meister und die Familie opfern und sich untereinander als Feinde begreifen! Es mag eine feministische Botschaft in Yimous Drama angelegt sein, doch die wird nie explizit. Genauso wichtig sind die prächtigen Farben und die Schönheit der Frauen (vor allem Gong Lis!). Natürlich wurden alle diese Frauen vergewaltigt, nie aber sehen wir Sex auf der Leinwand. Yimous Film begreift das Wesen dieser Vergewaltigungen als gesellschaftlichen Mehrwert. Er zeigt die Bedingungen dessen, nicht den Sex. Womöglich besucht der Meister seine "Geliebten" nicht einmal zum Vergnügen, sondern, um sie an ihre Pflichten zu erinnern. Vor allem weist er ihnen ihre Plätze zu. Raise The Red Lantern ist aufgeteilt in einen Prolog und fünf Kapitel. Am Ende erscheint Songlian in einer Nahaufnahme, denn das ist ihre Geschichte. Es ist ihr Kampf gegen dieses System - ein System, gesteuert durch geldliche Zwänge. Zhang Yimou gehört zur fünften Generation chinesischer Regisseure nach der Kultur-Revolution. Eine Generation, die viel offener arbeitete als es zu Maos Zeiten möglich gewesen wäre, die aber noch den Frust lebte bis zur Öffnung Chinas. Raise The Red Lantern ist von so betörender Schönheit und Klarheit, von so kompromissloser Direktheit, dass man meinen könnte, die chinesische Filmindustrie hätte immerhin Meisterwerke wie dieses ermöglicht, ohne nun aber damit umgehen zu können. (Du findest den ganzen Film auf youtube)


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