youtube: Zhang Yimou - Raise The Red Lantern (engl. subt.)
youtube: Zhang Yimou - Raise The Red Lantern. Ist Yimou nun ein
chinesischer Staats-Regisseur, der staatsdienliche Blockbuster
herstellt? Nach The Great Wall filmt er nun Shadows mit Li Sun in der
Hauptrolle. Wir zeigen sein grosses Frühwerk! - In Zhang Yimous Raise
The Red Lantern geht es um sexuelle Sklaverei. Die Hauptfigur betritt
ein in sich geschlossenes System, aus dem es kein Entrinnen gibt. Es ist
eine 19jährige Schülerin, die nach dem Tod ihres Vaters als vierte
"Geliebte" eines reichen Herrn arbeiten muss, da die Mutter sich
weigert, sie zu unterstützen. Sie wird in sein Haus geliefert, das sie
nicht verlassen darf. Dort herrschen überlieferte Regeln. Wie
realistisch das ist? Schwer zu sagen! Zhang Yimou hat seinen Film im
China der 20er angesiedelt. Konkubinen waren damals keine Seltenheit,
wohl aber dürften die Bedingungen in diesem Haus einzigartig sein. Die
Hauptrolle spielt wie in allen frühen Yimou Filmen Gong Li. Sie ist
wunderschön und auch davon handelt der Film! Alle vier Konkubinen leben
in einem eigenen Haus, das fünfte und grösste wird vom Meister bewohnt.
Zusammen stellen sie einen Komplex dar, dessen Mittelpunkt ein Hof ist.
Innen sind die Häuser der Geliebten rot ausgeleuchtet, Rot, die Farbe
der Leidenschaft. Viele Szenen finden auf den Dächern statt, die
wiederum wie ein Labyrinth an Treppen und Aufgängen wirken. Nur
scheinbar übersichtlich ist der Komplex! Gong Lis Figur heisst Songlian
und des öfteren gerät sie in Konflikt mit der Dienerin des Meisters
namens Yan'er (Kong Lin). Yan'er ihrerseits hat starke Ambitionen,
einmal selbst "Geliebte" zu werden. Die erste "Geliebte" ist schon älter
und dürfte wohl bald ausgetauscht werden. Die Zweite scheint
liebenswürdig zu sein mit einem Gesicht, das dem von Buddha gar nicht
unähnlich ist. Die Dritte, eine Opernsängerin, ist jung, schön und
eifersüchig. Alles wird durch überlieferte Regeln organisiert, die sich
nie ändern werden. Natürlich folgen die Diener diesen Regeln viel
gehorsamer als der Meister selbst. Die Hausbedienstete etwa folgt den
"Gesetzen" mit solcher Absolution, dass sie selbst dann noch präsent
scheint, da sie abwesend ist. Den Meister selbst sehen wir nie,
zumindest nicht frontal. Sein patriarchische Herrschaft ist derart
vollkommen, dass er keinen eigenen "Charakter" braucht. Der Meister ist
kein Individuum, sein Gesicht kennen wir nicht. Er operiert über seine
Dienerin, welche ihm seine totale Dominanz sichert. Bevor Songlian
eintrifft, leben die drei Geliebten nicht in einer Balance miteinander.
Songlian wird zu ihrem Ventil, für alles, was unausgeglichen ist. Sie
lernt, dass der Meister nachts eine rote Laterne hinaushängt, welche
seine Favoritin für die Nacht bestimmt. Die glückliche Gewinnerin
bekommt eine Fussmassage und darf das Menü des folgenden Tages
festlegen. Dieser Wettkampf führt zu Intrigen und Songlian darf sich nie
sicher sein, dass diejenigen, die sich Freunde nennen, es auch sind. Es
ist schon merkwürdig, wie sehr sich diese Frauen für den Meister und
die Familie opfern und sich untereinander als Feinde begreifen! Es mag
eine feministische Botschaft in Yimous Drama angelegt sein, doch die
wird nie explizit. Genauso wichtig sind die prächtigen Farben und die
Schönheit der Frauen (vor allem Gong Lis!). Natürlich wurden alle diese
Frauen vergewaltigt, nie aber sehen wir Sex auf der Leinwand. Yimous
Film begreift das Wesen dieser Vergewaltigungen als gesellschaftlichen
Mehrwert. Er zeigt die Bedingungen dessen, nicht den Sex. Womöglich
besucht der Meister seine "Geliebten" nicht einmal zum Vergnügen,
sondern, um sie an ihre Pflichten zu erinnern. Vor allem weist er ihnen
ihre Plätze zu. Raise The Red Lantern ist aufgeteilt in einen Prolog und
fünf Kapitel. Am Ende erscheint Songlian in einer Nahaufnahme, denn das
ist ihre Geschichte. Es ist ihr Kampf gegen dieses System - ein System,
gesteuert durch geldliche Zwänge. Zhang Yimou gehört zur fünften
Generation chinesischer Regisseure nach der Kultur-Revolution. Eine
Generation, die viel offener arbeitete als es zu Maos Zeiten möglich
gewesen wäre, die aber noch den Frust lebte bis zur Öffnung Chinas.
Raise The Red Lantern ist von so betörender Schönheit und Klarheit, von
so kompromissloser Direktheit, dass man meinen könnte, die chinesische
Filmindustrie hätte immerhin Meisterwerke wie dieses ermöglicht, ohne
nun aber damit umgehen zu können. (Du findest den ganzen Film auf
youtube)
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