Sonntag, 3. September 2017

Unser Sonntags youtube stream: Richard Linklater - Dazed And Confused


Die Jahre zwischen 13 und 18, das sind die quälendsten Jahre im ganzen Leben. Für die Meisten unter uns, wenn sie ehrlich sind. Natürlich erinnern wir uns voller Nostalgie an diese Phase und blenden das ganze Leid einfach aus. Richard Linklaters Dazed And Confused hat diese Nostalgie verstanden. Linklater hat einen Film gemacht über den letzten Schultag und die lange Nacht danach. Sonst gehts um nichts und doch alles! Im Grunde handelt Dazed And Confused von Menschen selbst. Wir befinden uns mitten in einer Kleinstadt in Texas. Alles dreht sich darum, die High School hinter sich zu lassen und nach vorn zu blicken. Auf die Zeit in der Uni. Zumindest müsste so die Gebrauchsanleitung des "Heranwachsens" funktionieren, würde es sie geben. Wir folgen einer ganzen Gruppe von Teenagern, Mädchen und Jungs, beliebt oder unpopulär. Sie fahren herum, hängen ab, trinken Bier und unterhalten sich über Wahrheiten der Adoleszenz (in denen gehts um Lust & Sex, um Kämpfe und generell darum, dieser Phase kurz vor dem Erwachsenenalter eine Bedeutung beizumessen, die sie eigentlich gar nicht hat): "If I ever say these were the best years of my life"; sagt einer der Teenies; "remind me to kill myself." Linklater verzichtet auf so etwas wie einen Plot. Es geht nicht darum, ob der Held sein Mädchen bekommt oder der Nerd seine Jungfräulichkeit verliert. Es geht auch nicht darum, ob der Schläger selbst endlich mal verprügelt wird. Dazed And Confused endet nicht mit einem grossen Knall, sondern einem stillen Moment voller Wahrheit. Die wird uns zum Glück aber nicht aufgedrückt! Linklaters Film spielt in der Vergangenheit, 1976, und allein dadurch wird uns bewusst, wie sehr andere Teenie Filme diese Phase überhaupt romantisieren! Linklater stellt uns ein paar Charaktere vor, mit denen wir ein bisschen Zeit verbringen dürfen. Alles wird simultan erzählt, was Linklater so gut beherrscht wie sonst kaum jemand! Es ist so, als erhaschten wir einen flüchtigen Blick hier und dort, folgen diesem und dann jenem Charakter. Eine Methode der stillen Beobachtung, die natürlich jede der Figuren limitiert. Besonders gefiel mir, wie die Rituale der "Männlichkeit" dargestellt werden. Wie die Jungs Bier saufen und voreinander angeben, wie sie sich möglichst dümmliche Vorbilder suchen, um sich selbst als Aussenseiter zu stilisieren. Ganz so, als hätten sie das Kleingeistige in so einer Gruppe überhaupt nicht reflektiert!

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