youtube stream: Am Ende kommen Touristen
Ich habe weder Wehr- noch Zivildienst gemacht, daher fehlt mir womöglich
der Zugang zu den Erfahrungen von Sven, dem Zivi. Der
Zivildienstleistende muss sich seinen Ausbildungsplatz selbst suchen,
was teilweise gar nicht so leicht ist. Vor allem dann nicht, wenn man
achtzehn ist und ganz andere Dinge im Kopf hat! Sven sucht auch etwas
unmotiviert. Eine Stelle ist noch frei: In Ausschwitz, wo es einen
Holocaust Überlebenden zu betreuen gilt. Früher wurden abgemagerte
Menschen hier durch die Schleusen getrieben, heute stürmen Schulklassen
vor das Schild "Arbeit macht frei" für ein Gruppenfoto. Das ist das
Szenario von "Am Ende kommen Toruisten". Ein unerträgliches, aber
passend kurz vor den Wahlen 2017, wenn eine schweigende Wählerschaft
heimlich das Kreuz bei einer Partei machen wird, die mit Ausschwitz
nichts mehr am Hut haben will. Kann man dem Leid von Millionen Menschen
überhaupt angemessen gedenken? Genau das ist die Frage, die sich Robert
Thalheim in seinem zweiten Film stellt. Keine leichte! Im Zentrum steht
Sven (Alexander Fehling), der seine Stelle als Zivi genauso antritt, wie
man das wohl macht: Unwillig. Was will er auch dort in Oswiecim, Polen?
Svens Aufgabe wird die Betreuung von Stanislaw Krzeminski
(Schauspielerlegende Ryszard Ronczewski), dem Ex-Häftling, der immer
noch auf dem Gelände lebt. Stanislaw aber wehrt ab. Wozu braucht er
einen Zivi, der ihn aus der Kneipe holt? Immerhin kann er jetzt auch mal
einen Deutschen herumkommandieren. Wir wissen natürlich längst, das
Stanislaw zur Bewährungsprobe für Sven werden wird. Das ist das Schöne
an Thalheims Film: Es geht ums Erwachsenwerden, ums Miteinander, um die
Liebe. Und um Ausschwitz(...)
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