Dienstag, 12. September 2017

youtube stream: Am Ende kommen Touristen


Ich habe weder Wehr- noch Zivildienst gemacht, daher fehlt mir womöglich der Zugang zu den Erfahrungen von Sven, dem Zivi. Der Zivildienstleistende muss sich seinen Ausbildungsplatz selbst suchen, was teilweise gar nicht so leicht ist. Vor allem dann nicht, wenn man achtzehn ist und ganz andere Dinge im Kopf hat! Sven sucht auch etwas unmotiviert. Eine Stelle ist noch frei: In Ausschwitz, wo es einen Holocaust Überlebenden zu betreuen gilt. Früher wurden abgemagerte Menschen hier durch die Schleusen getrieben, heute stürmen Schulklassen vor das Schild "Arbeit macht frei" für ein Gruppenfoto. Das ist das Szenario von "Am Ende kommen Toruisten". Ein unerträgliches, aber passend kurz vor den Wahlen 2017, wenn eine schweigende Wählerschaft heimlich das Kreuz bei einer Partei machen wird, die mit Ausschwitz nichts mehr am Hut haben will. Kann man dem Leid von Millionen Menschen überhaupt angemessen gedenken? Genau das ist die Frage, die sich Robert Thalheim in seinem zweiten Film stellt. Keine leichte! Im Zentrum steht Sven (Alexander Fehling), der seine Stelle als Zivi genauso antritt, wie man das wohl macht: Unwillig. Was will er auch dort in Oswiecim, Polen? Svens Aufgabe wird die Betreuung von Stanislaw Krzeminski (Schauspielerlegende Ryszard Ronczewski), dem Ex-Häftling, der immer noch auf dem Gelände lebt. Stanislaw aber wehrt ab. Wozu braucht er einen Zivi, der ihn aus der Kneipe holt? Immerhin kann er jetzt auch mal einen Deutschen herumkommandieren. Wir wissen natürlich längst, das Stanislaw zur Bewährungsprobe für Sven werden wird. Das ist das Schöne an Thalheims Film: Es geht ums Erwachsenwerden, ums Miteinander, um die Liebe. Und um Ausschwitz(...)

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