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Sonntag, 22. Oktober 2017
youtube stream: Robert Bresson - Mouchette
Robert Bresson stand ganz allein - nicht nur im französischen Kino. Ein Gigant, den man verehrte und doch kaum imitierte. Nur eine Handvoll Filmemacher gibt es, deren Werke man anhand einzelner Bilder sofort erkennt: In jedem Fall gehört Bresson dazu! Er filmte wie kein Anderer. Am deutlichsten wird das, wenn du seine Schauspielerführung beobachtest. Wie zurückhaltend seine Schauspieler agieren! Fast so wie Models. Das Geschehen dreht sich stets darum, was die Protagonisten SAHEN, nicht um das, was sie TUN. Nicht das, was sie zeigen, sondern das, was sie verstecken, zählt. Was steckt da noch alles in einem Menschen, was wir nie vermutet hätten? Das zu vermitteln, stellte für Bressons Darsteller üpberhaupt kein Problem dar, weil er seine Figuren nie erklärte. Genauso wenig werden seine Plots oder die Motivation seiner Figuren verdeutlicht. Stattdessen führt Bresson vor, wie sie laufen oder sprechen. Dafür nimmt er sich Zeit. Minutenlang, was im Kino eine Ewigkeit ist. Emotionen werden in Bressons Kino vermieden. Scheinbar agieren seine Figuren, ohne dabei nachzudenken. Es scheint merkwürdig, doch genau durch diese Technik, wirken Bressons Werke mit so grosser Intensität, ja Leidenschaft! Das, was seine Charaktere NICHT zeigen, das verinnerlichen wir - das Publikum - umso mehr! Besonders schmerzhaft ist diese Erfahrung in Mouchette. Mouchette (Nadine Nortier), ein junges Mädchen, deren Mutter totkrank ist und der Vater säuft. Die Schule stellt auch keinen schützenden Raum dar für Mouchette. Dann wird sie Zeugin, wie der Förster einen Wilderer stellt. Im Rausch tötet der Wilderer den Förster und vergewaltigt das Mädchen... Ein zutiefst pessimistischer Film, in dem Bresson uns die Details von Moucettes Leidensweg nie erklärt. Wir spüren aber, wir sehr er mitleidet! Bresson glaubt nicht an eine theoretische Idee von "Gnade" oder "Gott" und selbst die Symbolik seiner Bilder ist nicht eindeutig(...)
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