Mittwoch, 11. Oktober 2017


youtube stream: Wim Wenders - Der amerikanische Freund

Es hat schon etwas von einem perversen Vergnügen, einen Thriller zu konzipieren, um dann aber alle Einzelteile einfach wegzuwerfen. Wim Wenders zerlegt seinen Krimi. Trotzdem hat er damit Erfolg, denn er weiss, dass wir Thriller vor allem wegen der Atmosphäre mögen und der Plot gar nicht so wichtig ist. Hier spendiert er uns so viel Atmosphäre, dass wir uns darin baden möchten! Damals, 1979, war Der Amerikanische Freund die teuerste Produktion des Neuen Deutschen Films und das sieht man auch! Erinnern wir uns an diese Bewegung, die in den späten 60ern begann und mit der ewigen Regierungszeit Kohls endete. Die späten Werke des Neuen Deutschen Films schliesslich sahen schon etwas manieriert aus. Style Over Substance? Man benutzte extremes Licht, wählte knallige Farben, ganz in der Tradition des expressionistischen Stummfilms, der doch auch so viel Wert auf die Stilübung an sich legte. Man folgte den Figuren bis an die Grenzen dessen, was wir noch als menschliches Verhalten bezeichnen würden. Sehr selbstbewusst setzten die Künstler ihre Kamera ein, ganz so, als würde man den Charakteren eine zusätzliche gekünstelte Dimension verpassen wollen. Wen interessierte da noch langweiliger Realismus? Vielleicht war genau das der Grund, weshalb der Neue Deutsche Film zur interessantesten Bewegung seit der "Nouvelle Vague" wurde? Neuer Deutscher Film, das waren Werke, die eine Entscheidung von UNS verlangten - Filme, die sich nicht damit begnügten, das wir uns bequem zurücklehnten, um mit einer eindeutigen "Botschaft" belohnt zu werden. Wim Wenders war mit Sicherheit der zugänglichste Regisseur dieser Generation. Von den deutschen Autorenfilmern war er auch der "amerikanischste". Der Amerikanische Freund wurde immerhin über weite Strecken in englischer Sprache inszeniert, bietet aufreizende Hollywood Farben und einen Hollywood-Star: Dennis Hopper. Dummerweise gehört Der Amerikanische Freund trotzdem nicht zu Wenders besten Filmen. Ihm fehlt die schonungslose Klarheit, die andere Wenders Filme der 70er auszeichnet! Im Mittelpunkt, der "Amerikaner" (Hopper), der als Mittelsmann zwischen einem französischen Gangster und einem deutschen Künstler wird. Der Franzose will einen Auftragskiller anheuern, der Deutsche entscheidet sich, den Job zu machen, da er bald sterben wird... Die Handlung wird zunehmend undeutlicher, was aber - wie beschrieben - gar nicht wichtig ist. Wenders spart einfach wichtige Schritte im Plot aus, um sich stattdessen ganz dem Zusammenspiel der Charakteren und ihrer Städte zu widmen(...)

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