Dienstag, 5. Juli 2016

Our Daily Free Stream: Michael Cimino - Heaven's Gate (Docu)


Our Daily Free Stream: Michael Cimino - Heaven's Gate (Docu). Hollywoods Enfant Terrible starb am 2.7.16. Grund genug, uns noch einmal seinen berüchtigten Film Heaven's Gate anzusehen. Hier kommt die Doku zum Film - Viel sieht man nicht in Michael Ciminos Heaven's Gate. Das, was man sieht, ist fundamental hässlich. Cimino taucht seinen Western in einen blassen Gelbton. Überall steigt Rauch oder Nebel auf - fast so als würde sich ein Leichentuch über Heaven's Gate ausbreiten. Cimino hat sogar Szenen inszeniert, in denen man überhaupt nichts wahrnimmt! Ich möchte an dieser Stelle gar nicht über die Meta-Ebene nachdenken. Heaven's Gate ist ein Anti-Western - Cimino einer der Regisseure, die im Grunde keine Western mögen und doch einen gemacht haben. Zumindest hat er ein Werk geschaffen, dass ohne eine einzige Primärfarbe auskommt! Einen berüchtigten Film, der während seiner Uraufführung vier Stunden umfasste. Die New Yorker Kritiker Prominenz verriss das Werk und Cimino ging zurück in den Schneideraum. Er kürzte auf eine normale Spielfilmlänge. Doch ist es niemandem aufgefallen, dass er womöglich seine Charaktere kürzte? Wer hat Christopher Walken erkannt? Wie viele Minuten rennt er durchs Bild, bevor wir ihn in einer Nahaufnahme überhaupt identifizieren? Und John Hurt? Hat ihn jemand bemerkt? Kris Kristofferson ist der Star von Heaven's Gate. Doch würden wir seine Figur vermissen? Angenommen er verschwände nach 30 Minuten - wäre das wirklich ein Problem? Kristofferson und Hurt spielen idealistische junge Männer, die 1870 eine Zivilisation aufbauen wollen in Harvard. Kristofferson entscheidet sich dafür, nach Westen zu gehen. Im Westen aber regiert der Terror, eine Bande von Mördern und Dieben. Kristofferson versucht sie aufzuhalten, Walken ist einer von ihnen. Zwischen den Beiden steht Montana Madam (Isabelle Huppert). Cimino behandelt seine Figuren nicht individuell. Auch die Guten nicht. Es sind Immigranten, aber wir nehmen sie nur als Mob dar. Einzig die Polin Witwe Kovach wird zumindest einmal deutlich erwähnt. Die Mörderbande bleibt ebenso im Schatten. Angeheuert von Grossgrundbesitzern erhalten sie fünf Dollar pro Tag, um die Immigranten zu töten. Wie ein Schwarm Heuschrecken macht sich die gesichtlose Bande ans Werk. Was bei den Hauptfiguren schlicht so wirkt, als ob sich Cimino gar nicht für sie interessiert, entfaltet bei der Mörderbande das Gefühl der Apokalypse. Ein Mob, der im Verschwommenen agiert, tötet und vergewaltigt. Es ist wahr, die gelbstichigen Bilder von Heaven's Gate ekeln mich an. Noch mehr widert mich der Showdown an, in dem eine Bande Söldner ein nie gesehenes Blutbad anrichtet. Heaven's Gate ist nicht nur EIN Anti-Western. Es ist DER Anti-Western schlechthin! Ein 36 Millionen Dollar Grab, der Untergang der Hew Hollywood Phase und des United Artists Studios. Das Publikum hat Ciminos Film nicht aushalten können.

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