Our Daily Free Stream: Peter Bogdanovich - The Last Picture Show
Our Daily Free Stream: Peter Bogdanovich - The Last Picture Show.
In der besten Szene von Peter Bogdanovichs The Last Picture Show geht
Sam The Lion mit Sonny und Billy fischen. Sie fahren raus zu einem See,
den man eher als Loch bezeichnen möchte. Mitten in der texanischen
Prärie. Eigentlich gibt es in dem See nur Schildkröten und gar keine
Fische. Das aber ist Sam egal. Er mag sowieso keinen Fisch. "Try one?" -
Sam bietet Sonny eine handgerollte Zigarre an. Dann erzählt er, wie er
vor zwanzig Jahren mit dem Mädchen, das er liebte, zu diesem See fuhr.
Sie schwammen und ritten mit ihren Pferden hindurch. Sams Mädchen aber
war bereits verheiratet und er auch schon vor zwanzig Jahren nicht mehr
jung... Während er erzählt, stellen wir fest, dass wir dem Mythos von
Sams Leben zuhören. Seiner Vision von Schönheit, die ihn überhaupt am
Leben erhält in der Einöde einer sterbenden Stadt: Anarene, Texas. Sam,
gespielt von dem Western Darsteller Ben Johnson, ist die Seele von
Anarene. Er betreibt das Diner, die Billard Halle und das Royal Theater.
Die einzigen Orte, in denen überhaupt etwas los ist. Ansonsten kann man
in Anarene nur früh ins Bett! Das erklärt die einsamen verzweifelten
Erwachsenen der Stadt und die gelangweilten Teenager, deren einziger
Zeitvertreib Sex zu sein scheint. Sams Schützlinge sind Sonny Crawford
(Timothy Bottoms) und Duane Jackson (Jeff Bridges), die Helden des
lokalen Football Teams. Peter Bogdanovichs Film spielt im Jahr 1951 -
der Korea Krieg beginnt und die Zeit der grossen Lichtspielhäuser neigt
sich dem Ende zu. Noch aber laufen Filmklassiker in Sams Royal Theater,
vor allem Western. Sonny versucht im Kino an seiner plumpen Freundin
herumzufummeln und Duane küsst die Schönheit von Anarene; Jacy Farrow
(Cybill Shepherd). Währenddessen laufen die grossen Western Klassiker,
die Texas seine Legenden verschafften. Anarene ist ein Ort an dem es
entweder zu heiss oder zu kalt ist. Manchmal weht der Wind ein paar
vetrocknete Büsche durch die Strassen. Bogdanovich hat dieses Szenario
so eingefangen, als ob eine grosse Leere die Gebäude der Stadt umgibt.
Unendliche Weite, so wie in den klassischen Western Filmen. Duane und
Sonny haben beide ein Zuhause, treiben sich aber fast ausschliesslich
mit ihren Autos herum. Einmal hören wir einen Vortrag ihres Lehrers
(John Hillerman) über die Kraft der Schönheit, des Wahrhaftigen. In
ihrem eigenen Leben aber findet sich nicht eine Spur davon. Sonny beste
Erfahrung ist der Sex mit einer älteren Hausfrau. Duane dagegen wird von
Jacy benutzt - während sie längst nach einem reichen Sohn aus der
Nachbarschaft Ausschau hält. Schliesslich wohnt sie der Pool Party des
reichen Idioten Lester (Randy Quaid) bei, wo sie sich vor allen
entblättern wird... Jacys Mutter Lois (Ellen Burstyn) ist reich und
immer noch attraktiv - obwohl sie die meiste Zeit auf der Couch liegt,
trinkt und sich durch das Fernsehprogramm zippt. Lois ist pragmatisch,
rät ihrer Tochter, doch einfach mit Duane zu schlafen, um
herauszufinden, wie wenig es bedeutet. Ihr eigenes Leben ist leer, der
Traum, aus Anarenes zu entkommen Vergangenheit. Im Gegensatz zu ihrer
Mutter ist Jacy nichts Besonderes. Sie giert nach Sex und will sich
irgendwann häuslich niederlassen. Ich denke, Bogdanovichs Film darf man
bei seiner Erstaufführung im Jahr 1971 als Sensation bezeichnen. Eine
Sensation, deren Wirkung bis heute nachklingt. The Last Picture Show
wirkt einerseits altmodisch, andererseits aber auch sehr modern. Die
Bilder sind angelehnt an die Hollywood Klassiker des Studio Systems der
Vergangenheit. Bogdanovich verpasst diesen Bildern einen Soundtrack mit
Popsongs, was in den frühen 70ern noch nicht üblich war. Die Songs von
Hank Williams werden aber nicht einfach so eingestreut. Sie laufen dann
ab, wenn eine Jukebox bedient wird: "Cold, Cold Heart". In The Last
Picture Show kommentieren die Songs das Geschehen. Die Gesichter der
Darsteller waren (bis auf das von Ben Johnson) noch unbekannt. Es
sollten die Stars der Zukunft sein wie Jeff Bridges. Bogdanovich ist ein
ungeheur ehrlicher Film gelungen! Während andere Filmemacher der New
Hollywood Generation nach grösstmöglicher Freiheit strebten, zog es
Bogdanovich zurück zur simplen Schönheit der grossen Western. Als ich
den Film nun wieder sah, fiel mir auf, wieviele Szenen von Sex handeln -
dabei aber überhaupt nicht erotisch sind. Ich denke, Sex ist für die
meisten in Aanarene nur ein Mittel zum Zweck. Sie versuchen das Beste
für sich herauszuschlagen - so wie Jacy. In Anarene aber zieht das Leben
vorbei. Einzig Sam The Lion hütet ein Geheimnis, wie es sich anfühlt,
zu lieben. Sonny und Duane werden vermutlich aufwachsen und zu viel
Whiskey trinken. Vielleicht reden sie dann über die Vergangenheit. Jacy
wird eine gewöhnliche Hausfrau und vermutlich Gattin eines Unternehmers.
Im Abspann hebt Bogdanovich seine noch unbekannten Schauspieler extra
hervor. Fast zwanzig Jahre später sollte er sie für eine Art Fortsetzung
wieder vor der Kamera versammeln. Viele Filme werden als Generations
Portraits seinem Beispiel folgen. Aber nur ganz wenige werden so
poetisch sein wie Bogdanovichs The Last Picture Show.
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