Mittwoch, 20. Juli 2016

Our Daily Free Stream: Pretty Woman

 Our Daily Free Stream: Pretty Woman. Zum Tod von Gary Marshall. - Als Pretty Woman 1990 ins Kino kam, überraschte es, dass ein Film mit Amerikas erfolgreichstem Sex-Symbol, Richard Gere, und der Grundidee, dass sich Gere in eine Prostituierte verliebt, so niedlich und romantisch sein kann! Ja, Pretty Woman ist eines der offenherzigsten Liebesmärchen, das ich kenne! Ein Werk, dass vor Romantik glüht! Konstruiert wurde Pretty Woman aus lauter realistischen Einzelteilen. Hier haben wir den Multi-Millionär (Gere), der sich den Wagen von seinem schmierigen Freund und Partner leiht. Er bleibt auf dem Sunset Boulevard hängen und eine Prostituierte (Julia Roberts) bietet ihm an, ihn nach Hause zu geleiten. Fünf Dollar kostet eine Wegbeschreibung, zehn Dollar, wenn sie ihn selbst dirigiert. Wichtig ist die Tatsache, dass er keinen Sex sucht, sondern einfach jemanden, der ihn nach Hause bringt. Immerhin hat er erst kurz zuvor mit seiner Freundin Schluss gemacht. Ziemlich pragmatisch und geräuschlos am Telefon. Am Ende muss er Roberts in seine Hotel Suite einladen. Natürlich nicht, um Sex zu haben, aber dennoch gegen Geld - versteht sich! Julia Roberts hatte übrigens vor Pretty Woman bereits eine Oscar Nominierung als Nebendarstellerin erhalten. Ihre Schönheit, gepaart mit Intelligenz, das macht ihren Reiz aus! Wie so viele Prostituierte folgt sie dem Trick, ihr eigenes Ich aussen vor zu lassen. Sie glaubt, ihre Dienste anzubieten, sei möglich, ohne dass sie selbst involviert ist. Und Gere? Er gibt den Bösewicht der damals bereits entfesselten Finanzwirtschaft. Er kauft Firmen, zerlegt sie und verscheuert die Einzelteile. Wie genau funktioniert das? Roberts wills wissen: "But what about the people who work for those companies?" - "People have nothing to do with it. It's strictly business." - "Oh, then you do the same thing I do." So einfach. Wir haben es also mit zwei echten Charakteren zu tun - originell und glaubwürdig. Gere und Roberts arbeiten vortrefflich zusammen, wir spüren, dass sie sich nicht nur mögen, sondern ihre gemeinsame Zeit geniessen. Dummerweise aber, traut keiner von beiden diesem Gefühl. Beide wurden so oft verletzt, dass sie nicht davon ausgehen, ihr Glück zu finden. Wir erleben nun eine Liebesgeschichte, wie sie das Kino nur ganz selten hervorbringt. Elemente von Cinderella und Pygmalion werden verwoben - ausserdem gibt es einen Sub-Plot, in dem Gere die Firma eines Geschäftsmannes alter Schule (Ralph Bellamy) zerlegen will. Langsam begreifen wir, dass Geres gesamte Karriere als Rache an seinem Vater zu verstehen ist und Bellamy nimmt nun den Platz einer Vater-Figur ein. Freud hätte seine Freude daran! In einer sehr dramatischen Sequenz, gesteht Gere seinem "Freund", dass Roberts eine "Dame" ist. Mit ausgesprochen schmerzhaften Folgen... Trotz all dieser Bestandteile, ist Pretty Woman ein süsser und unschuldiger Film! Gere spielt zum ersten Mal einen Charakter, der auch schüchtern, ja sogar etwas verklemmt sein darf. Roberts legt einen vergnügten Sinn für Humor vor, der dann immer wieder durch den Film und seine Protagonisten unterdrückt werden muss. Sie soll sich schliesslich benehmen! Garry Marshall, der gerade verstarb, gelingt es, einen sehr warmherzigen Film über zwei kalte Realisten zu inszenieren. Es gab wohl frühere Drehbuch-Fassungen, die aber von Marshall und Disneys Tochterfirma Touchstone geglättet wurden. Zum Glück, denn so wurde Pretty Woman zum Märchenfilm! In einem anderen, realistischen Film, hätte dieses Paar wohl kaum zusammen bleiben können. Sie wären von den ökonomischen Realitäten um sie herum getrennt worden. Bei Pretty Woman aber ist zum Glück alles möglich!

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