Our Daily Free Stream: Werner Herzog - Nosferatu
Our Daily Free Stream: Werner Herzog - Nosferatu. Es sind die Farben in
Werner Herzogs Nosferatu, die mir tief unter die Haut gehen! Es wäre
unzureichend, sie nur als gesättigt zu beschreiben. Die Farben sind
reich und schwer und tief. Die Erde, sieht sieht dreckig aus. Es gibt
nur wenig Grün darin, dafür viel Nässe und Schlamm. Die Berge in
Transylvanien, zerklüftet, grau, scharf. Die Innenräume werden mit Rot-,
Weiss- und Brauntönen gefilmt - weiss sind vor allem die Gesichter,
insbesondere das von Dracula. Ein Werk von grosser Schönheit, das aber
nie versucht, uns damit zu beeindrucken. Die Reise zum Schloss des
Grafen, sie wirkt episch. Nicht so als ob ein Film-Team bloss einige
Szenen davon mitgeschnitten hätte. Oft zeigt Werner Herzog die Natur mit
einem Unterton der Furcht in seinen Filmen. Unheimliche Schatten, tief
hängende Wolken und wenig vertrauenserweckende Bauern begleiten auch
Jonathan Harker auf seiner Reise. Herzog lässt sich Zeit - bevor wir dem
Grafen Dracula begegnen, sehen wir die erschrockenen Gesichter der
Menschen, wenn Harker nach dem Weg fragt. Herzog folgt der Struktur von
Murnaus grossem Stummfilm, der wiederum auf dem Roman von Bram Stoker
beruht (allerdings mussten die Namen aufgrund von Urheberrechten
geändert werden). Herzog aber, darf offensichtlich die Original-Namen
verwenden: Dracula (Klaus Kinski), der Grundstückskaufmann Jonathan
Harker (Bruno Ganz), seine Frau Lucy (Isabelle Adjani), Dr. Van Helsing
(Walter Ladengast) und der manische Renfield (Roland Topor). Zu Beginn
eröffnet Renfield Harker seinen Auftrag, dass Dracula ein Objekt in der
Stadt kaufen möchte. Harker nimmt die beschwerliche Reise in Kauf, weil
Lucy schwanger ist. Es gibt wohl keine zweite Verfilmung, in welcher der
Weg nach Transylvanien so viel Raum einnimmt. Niemand will ihm helfen,
Draculas Schloss zu finden. Im Gegenteil, erwähnt er den Namen, starren
die Menschen Harker entsetzt an. Die Darstellung des Grafen folgt dem
Vorbild des Stummfilms. Dracula sieht nicht aus wie einer dieser
modernen attraktiven Vampire. Vielmehr wie ein Tier als ein Mensch.
Seine Fingernägel wirken wie Spiesse, die Ohren gleichen denen einer
Fledermaus. Die beiden Vorderzähne erinnern auch an die blutsaugenden
Flieger. Viele Dracula Details werden von Herzog liebevoll
berücksichtigt. Einmal macht uns der Graf auf die süssen Klänge der
Kinder der Nacht aufmerksam, da ein Wolf heult. Als Harker sich mit
einem Messer schneidet, kann Dracula nur mühsam seine Lust unterdrücken.
Schliesslich beginnt die Reise Draculas nach Bremen, dorthin wo er Land
kaufen will und Lucy ihr Kind erwartet. Herzog darf als einer der
einzigartigsten Filmemacher aller Zeiten gelten. Unverdächtig, ein
Remake zu produzieren. Weshalb hat er aber dennoch einen der grössten
deutschen Stummfilme wiederverfilmt? Ich denke, man kann es nur durch
seine Liebe zum Original erklären! Ein weiterer Grund heisst Klaus
Kinski. Wen könnte man sich besser in der Titelrolle vorstellen? Neben
Kinski agiert Isabelle Adjani. Die französische Schönheit spielt nie
"normale" Frauen, immer scheint sie wie von einem anderen Planeten. Ihr
Gesicht, so weiss wie Porzellan - ein unwiderstehlicher Fang für
Dracula! Und Kinski? Er gibt nicht den Verrückten vom Dienst, sondern
spielt einen stillen und tief traurigen Vampir. Immer hat Kinski seine
besten Leistungen gezeigt, wenn er sein Temperament zügeln konnte! Die
grösste Qualität des Werks aber ist seine Schönheit! Dabei zeigt Herzog
nur wenige Bilder, die aussehen wie gemalt. Stattdessen konzentriert er
sich ganz aufs Geschehen. Wenn er aber mit Licht und Schatten sowie
seiner poetischen Farbpalette spielt, dann raubt es mir den Atem!
Nosferatu ist kein Horror Film geworden. Vieles wirkt hier ganz real.
Würde ich an Vampire glauben - ich denke sie müssten so aussehen wie
Klaus Kinski
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen