Montag, 14. August 2017

In Cinemas: Mike Nichols - The Graduate


WIEDER IM KINO: Cinestar/Kulturbrauerei um 22.45 sowie Lichtblick um 22.30! The Graduate bleibt eine der witzigsten Komödien überhaupt. Gar nicht wegen bestimmter Dialoge oder Situationen. Mike Nichols Film nimmt eine bestimmte Sicht ein. Er ist gegen etwas! Ich denke, 1967 konnte er die Vorbilder für diese Art von Komik nur in England finden, auf keinen Fall in Hollywood. The Graduate, wie alle grossen Komödien, ist subversiv! Wer sich mal andere US Filme der Zeit ansieht, der merkt, dass viele der Hollywood Produktionen im Grunde nicht filmisch wirken. Sie könnten genauso gut aus dem Theater stammen. Hier aber sind wir - die Zuschauer - das Ziel der Komik. Sie findet nicht nur im Film statt. Es ist der Film selbst! Etwas Lustiges geschieht, aber die Darsteller reagieren nicht. Stattdessen tuts der ganze Film. Mike Nichols hat das begriffen und deshalb eine DER Initialzündungen eines neuen amerikanischen Kinos geliefert. Im Grunde wirkt The Graduate sogar nach bis in die Indie Produktionen von heute. Dustin Hofmann spielt den College Abgänger Benjamin, der zurückkehrt in eine grausame Vorstadtgegend (auch das eines der zentralen Indie Motive!). Am liebsten würde er nichts tun, ein paar Monate am Pool hängen und nachdenken. Nachdenken über die Zukunft. Seine Eltern und deren Freunde aber drängen ihn hinein in die Rolle des erfolgreichen Absolventen. Sein Vater kleidet ihn sogar dementsprechend ein und so fühlt er sich - allein gelassen. Dann lernt er die Frau eines Geschäftsfreundes seines Vaters kennen. Mrs. Robinson (Anne Bancroft) und später ihre Tochter (Katharine Ross). Wir kennen die Geschichte. Benjamin schläft mit Mrs. Robinson, verliebt sich in die Tochter, die er schliesslich vom Traualtar entführt. Eine unerhörte Geschichte? Insbesondere für die 60er! Nichols aber hat die Gabe, dass alles ganz unkompliziert vorzuführen. Hofmann wiederum spielt seinen Benjamin so ungeschickt, so plump, dass wir uns sehr wohl vorstellen können, in seiner Situation genauso zu handeln. Anne Bancrofts Rolle ist schwierig: Sexy, zänkisch, von sich selbst besessen. Wer weiss, womöglich ist ihre Position als Mutter gar nicht so abwegig? Doch sie machts uns leicht, gegen sie zu sein. Die Tragik ihrer Figur, sie ist mir erst nach dem Abspann wirklich aufgegangen. Katherine Ross ist hübsch und hat ein Faible für angeklebte Wimpern. Als ich den Film gestern nochmal ansah, anlässlich der Wiederaufführung im Kino, fiel mir auf, dass wesentliche Zutaten der 60er fehlen: Es treten keine Hippies auf, niemand raucht Dope oder hört harten Rock. Benjamin, der Held, lebt auch kein offen rebellisches Leben. Im Gegenteil, er hängt die ganze Zeit daheim am Pool herum. Dann bekommt er die Möglichkeit, mit einer schicken reifen Dame zu schlafen, wirft die aber weg, um ihre etwas verpennte Tochter zu heiraten (oder kann sich jemand an einen einzigen Dialog Elaines mit Tiefe erinnern?). Einzig Mrs. Robinson erkennt bestimmte Muster, und weiss, dass sie unglücklich ist. Mike Nichols hat seine Komödie jederzeit im Griff. Er gönnt uns keine Pause. Alles bleibt unserem eigenen Urteil überlassen. Niemals entschuldigt er sich; macht keinerlei Abstriche. Simon & Garfunkel spielen ihr The Sound Of Silence und im Finale eine grossartige Version von Mrs. Robinson (während Hofmann im Alpha Romeo dem Happy Ending entgegenjagt). Am Ende lachen wir nicht nur ziemlich laut, sondern dürfen genauso in uns selbst hinein horchen. Übrigens; anlässlich der nervigen Diskussion über die Ehe für alle: In The Graduate spielt "Heirat" überhaupt keine Rolle. Elaine ist sich nicht sicher, Benjamin oder "diesen Carl Smith" zu heiraten. Und für Benjamin ist ein Kruzifix nichts weiter als eine praktische Keule. Was aber mögen Benjamin und Elaine am Ende von The Graduate im Bus denken? Sicher nicht daran, zu heiraten. Vielleicht wollen sie einfach etwas Eigenes versuchen. (Bild: amazon.com)

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