youtube stream: The Godfather Reunion
The Godfather II ist ein musikalischer Film. Der Score spielt eine noch
grössere Rolle als im ersten Teil, klingt nostalgisch, klagend, so als
wollte die Musik die Vergangenheit heraufbeschwören. Ein Klagelied, das
unser Mitleid provoziert? Warum aber sollten wir Mitleid verspüren,
dafür, dass ein Verbrecher-Regime unterging? Immerhin beruhte es auf
Mord! Nino Rotas Musik aber bringt uns dazu, ganz andere Gefühle zu
hegen. Im ersten Godfather erlebten wir, wie Michael Corleone (Al
Pacino), der sich von seiner Familie absetzen wollte, schliesslich die
Kontrolle über das Familien-Unternehmen übernahm. Er liess jegliche
moralische Bedenken hinter sich und wandelte sich zu einer leeren Hülle.
Was war noch menschlich an Michael? Steht der Soundtrack für sein
Selbstmitleid? Als Michael in die Fussstapfen seines Vaters trat, verlor
den Blick dafür, was Vito Corleone ausmachte: Vito Corleone war zuletzt
ein Grossvater und Familienmensch, nur so gefährlich bzw. schlecht wie
es eben nötig war. Er starb glücklich im Garten beim Spiel mit den
Enkeln. Und Michael? Er ist nicht mehr als ein Geschäftsmann. Das wird
pathetisch durch die Filmmusik unterlegt, aber kennt man so etwas nicht
aus der Oper? Die Musik erweckt Gefühle, die unangemessen sind. Immer
wieder wird diese Verkümmerung Michael unterbrochen durch Rückblenden,
in denen wir den jungen Vito (Robert De Niro) in Italien erleben. Die
Szenen in Sizilien und New York zeigen den Aufstieg eines jungen Mannes,
der den Mafia Kodex in seinem Blut aufnimmt. Es ist Vito, der über die
Dächer New Yorks klettert, einen Mann hinterrücks überfällt, ermordet
und entkommt. Das Perfide an FILM an sich: Wir identifizieren uns mit
dem Mörder. Dadurch, dass wir den jungen Vito kennenlernen, verstehen
wir auch den alten viel besser. Sein Leben beruht auf dem, was man
gemeinhin "Omerta" nennt: Es ist das Schweigegelübde der Mafia. Auch
Michael ist davon betroffen. Er verändert sich, weil er das MUSS.
Michael ist gezwungen, die Regeln einzuhalten(...)
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