Mittwoch, 27. April 2016

Indie vs. Indiewood zum Start von Queen Of Earth


Früher wussten wir, wie ein Indie Film auszusehen hat: So wie Jim Jarmuschs Stranger Than Paradise! Dann verkam Indie zum Label "Arthouse" und man produzierte "Feel Good Movies". Jetzt gibts wieder richtiges Indie Kino! Und so heisst die neue Generation an Indie Regisseuren: Alex Ross Perry (Queen Of Earth), Micah Magee (Petting Zoo), Robert Eggers (The Witch), Sean Banker (Tangerine), um nur einige zu nennen. Mehr? Kelly Reichardt, Debra Granik, Matthew Porterfield, Benh Zeitlin, Ava DuVernay, Cary Fukunaga und nicht zuletzt Andrew Bujalski (Computer Chess) oder Shane Carruth (Primer). Stilistisch liegen sie mitunter weit auseinander, aber alle kämpfen mit prekären Rahmenbedingungen. Wer weiss überhaupt noch, was "Indpendent" bedeutet? In den 60ern hiess das "unabhängig von den grossen Studios. So wie John Cassavetes. Bis in die 80er wurde die Trennung zwischen Studio und Indie aufrecht erhalten. John Sayles, Jim Jarmusch und Gus Van Sant waren typische Indies. Die Coen Brüder oder David Lynch aber schon weniger. Anfang der 90er schienen sich Indie und Hollywood zu vereinigen als sich das Sundance Festival einen Namen als Talentschuppen gemacht hatte. Steven Soderbergh, Quentin Tarantino, Richard Linklater, David O. Russell, Paul Thomas Anderson oder Darren Aronofsky veränderten schliesslich alles. Ausschlaggebend waren vor allem die Brüder Harvey und Bob Weinstein. Mit Miramax schafften sie, dass Indie und Hollywood kaum noch zu unterscheiden waren. In den 00er Jahren geriet der Indie Film wohl auch dadurch in die Krise. Zumindest erlebte er eine Identitätskrise, während Feelgood Komödien wie Little Miss Sunshine, Garden State oder Juno Kasse machten. Geoff King nannte diese Entwicklung "Indiewood". In den vergangenen zehn Jahren aber, mauserte sich Indie dahingehend, dass die Filme auch wieder so aussahen wie etwas, dass eben nicht in Hollywood fabriziert worden war. Einige der Indies konnten in Hollywood Fuss fassen und blieben doch unabhängig: Richard Linklater und Noah Baumbach. Darunter treibt der Wildwuchs schöne Blüten und Sundance hat sich endlich wieder auf seine Herkunft besonnen. Der neue Shootingstar dieser Vielfalt heisst Ross Perry! Am anderen Ende des Spektrums steht Sean Baker, dessen Tangerine übrigens von den Mumblecore Ikonen Mark und Jay Duplass produziert wurde. Einige der Indies nutzen auch das Internet. Results, der neue Bujalski oder Queen Of Earth von Perry haben im Grunde nur noch Alibi Kinostarts. Die dienen einzig dazu, eine gute Presse für ihren VOD Start zu erheischen. Was das heisst? Video On Demand, bei Anbietern, die nie ihre konkreten Zahlen herausrücken. Wieviele Menschen diese Filme tatsächlich gesehen haben? Wird von der industrie unter Verschluss gehalten. Viele Indies werden mittlerweile von ausländischen Geldegebern bezahlt. Frank, Room oder The Lobster haben an sich nicht viel zu tun mit amerikanischem Independent. Hier wird ausländisches Venture-Kapital verbraucht oder die Hilfe von Netflix & Co herangezogen wie in Spike Lees letztem Film Chi-Raq. Ich als Videothekar sage: Vielleicht sollte man sich weniger Sorgen um den Zustand des Indie Films machen und dafür viel mehr über dessen Vertriebswege?

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