Prince - Purple Rain
Heute ist der Tag, sich an dieses merkwürdige Ding namens Purple Rain zu
erinnern, denn heute starb "The Artist", der vorher bekannt war als
"The Artist Formerly Known As Prince". Veröffentlicht wurde Albert
Magnolis angebliches Biopic 1984 und präsentiert die Musik Szene von
Minneapolis mit ihrem presidialen Herrscher - Prince. Hier rast er auf
die Leinwand auf einem violett getönten Motorrad auf der Höhe seines
Erfolges! Er quietscht seine Songs, verführt jeden im Sahl und zwar mit
Nachdruck. Die Männer reagieren ratlos, die Frauen schreien und fallen
in Ohnmacht. Ein Star ist geboren! Obwohl der Film von den Kritikern
verhauen wurde, gewann er den Oscar für den besten Song. Purple Rain
sollte Prince' grösster Song werden, der in seinem ungeheuerlichsten
Gitarren-Solo mündet. Ein Monument! Damals raffte ich mein Taschengeld
zusammen, um die Platte bei City Music am Ku'damm zu kaufen und sogar
noch meinen Vater zu zwingen, mich mitzunehmen ins Kino. Purple Rain
lief im Royal Palast auf der grössten Leinwand Europas. Gut so! Stellt
euch 14jährige in Begleitung der Eltern vor, die sich die Visionen
nackter Brüste und animalischen Sexes ansehen! Jetzt habe ich den Film
als Videothekar noch einmal angesehen. Dumm nur, dass Purple Rain so gar
nicht ins Wohnzimmer passt. Er muss eben auf Europas grösster Leinwand
laufen mit der dicksten Anlage, vor einer riesigen Menge an Zuschauern -
in all seiner lächerlichen Grösse! Ich hatte in den 30 Jahren aber
vollkommen vergessen, wie toll Purple Rain gemacht ist! Irgendwie
schafft es der Kameramann Donald Thorin, selbst die beklopptesten
Momente glänzend aussehen zu lassen. Purple Rain ist wirklich aalglatt!
Die Konzert-Mitscnitte sind unglaublich inspirierend und Prince, wie er
feixend hinter Apollonia Kotero erscheint, wirkt einfach toll! Es gibt
wahrhaft lächerliche Bilder des Popstars, die in ihrem Grössenwahn nicht
zu überbieten sind! Sagenhaft! Hier kommt also die Geschichte eines
Musikers, der seinen eigenen Weg gehen will und sich in eine süsse
Kollegin mit eigenen Ambitionen verliebt. Damit verrührt wird eine
düstere Familiengeschichte und irgendwie passt hier nichts zusammen -
Prince aber verkauft uns dennoch jedes Einzelteil. Er spielt "The Kid",
also eine mythische Version seiner selbst. Der Film eröffnet mit dem
Song "Let's go crazy". Prince geht seiner täglichen Routine nach , als
Apollonia in Minneapolis eintrifft. In einem Nachtclub gibt sie der
Kellnerin ihre Karte, um einen Gig zu spielen. Die Kellnerin schaut
entsetzt: "Appolonia?". Prince Band The Revoution hat bereits Erfolg und
schliesslich darf Apollonia dort anfangen. Um Missverständnissen
vorzubeugen: Apollonias Entdecker The Kid behandelt sie während des
ganzen Films wie ein Stück Dreck. Einmal darf sie nackt im Minnetonka
See baden. Ein roter Faden von Frauenverächtung zieht sich durch den
Film: The Kid will seinen Backing Sängerinnen Wendy & Lisa (die
später eigene Hits hatten) nicht zuhören, weil sie Frauen sind. So
pflegt auch der Vater von The Kid, Francis L (Clarence Williams III)
seine Frau über alle Massen durchzuprügeln - und trotzdem hält sie immer
zu ihm. Würg! The Kid selbst schlägt Appolonia mehrere Mal, so dass ich
zusammenfasse: All das wirkte bereits 1984 seltsam anachronistisch -
und heute kommt es nur noch schlimmer! Als Liebesfilm ist Purple Rain
ein Rohrkrepierer. Schliesslich aber versucht The Kid, seine Einstellung
zu Frauen zu verändern. Er benutzt dazu seinen Titelsong Purple Rain
und obwohl wir an seiner Gesinnung zweifeln, ist der Track so emotional,
dass wir ihm unmöglich widerstehen wollen. Es ist doch Prince!
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