Our Daily Free Stream: Jean-Luc Godard - Une Femme Est Une Femme (engl. subt.)
Our Daily Free Stream: Jean-Luc Godard - Une Femme Est Une Femme (engl.
subt.). Zum Geburtstag von Jean-Paul Belmondo!
Wenn Godard Auskunft gibt über sein eigenes Werk, sind Zweifel
angebracht. Une Femme Est Une Femme war sein zweiter Film nach dem
unglaublichen Debüt. Godard aber bezeichnete Une Femme Est Une Femme als
seinen ersten "richtigen"! Das stimmt nicht, Une Femme Est Une Femme
wirkt etwas schwach auf der Brust und phasenweise langweilig. Zum ersten
Mall tritt Godards Frau Anna Karina auf, die aber einen unglaubwürdigen
Charakter verkörpern muss: Sie spielt eine Stripperin, die nach Hause
kommt zu ihrem Yuppie Freund und ein Baby verlangt. Bestimmt habe ich in
keinem Film je so einen manierlichen Strip-Club gesehen wie den! Die
Bedienungen in diesem Laden gehen untätig zwischen den Tischen hin und
her, während die Gäste an ihren Drinks nippen. Schliesslich
verabschieden sie sich voneinander und gehen Heim als ob sie im
Supermarkt an der Registrierkasse arbeiten. Ist da irgendetwas schmierig
oder anrüchig? Überhaupt nicht! Angela Recamier, so ihr Name, während
der Freund Emile Recamier (Jean-Claude Brialy) heisst. Trotzdem besteht
der Film darauf, dass beide gar nicht verheiratet sind! Nun kommt Angela
also nach Hause und verlangt, in zwei Stunden geschwängert zu werden,
anonsten könnte das auch ihr Freund Alfred Lubitsch (Jean-Paul Belmondo)
besorgen, der sowieso hinter ihr her ist. Lubtisch ist einer der
unzähligen Insider Witze für Geeks. Wer Lust hat, kann ja mal eine
Zählung anstellen. Une Femme Est Une Femme will gern ein Musical sein,
ein Tribute der Hollywood Klassiker, behandelt die Musik aber reichlich
abwertend. Wir hören zwar eine ganze Reihe berühmter Chansons, aber oft
werden sie einfach abgebrochen. Das macht Godard offenkundig Spass, die
Musik plötzlich abzustellen. Im Mittelpunkt steht Godard selbst, der
einige Regie Mäzchen unterbringt, die man dann als Nouvelle Vague
bezeichnet. Manche davon sind unnötig (zum Beispiel eine zerfaserte
Kuss-Szene), andere offenbaren seine ganze Meisterschaft: Einmal zeigt
Alfred Angela ein Foto, dass beweist, wie ihr Freund sie betrügt.
Während sie sich das Foto anschaut, gibts einen Schniit von ihrem
Gesicht, zum Foto und dann zu seinem Gesicht. Wieder und wieder.
Brilliant! Der Effekt zeigt, wie sie sich in ihrem Schmerz verliert und
nur noch an dieses Bild denken kann. Der Film im Ganzen aber wirkt viel
zu lang und nimmt nur den Rang "unter ferner liefen" ein. Einige Ideen,
wie die einzelnen Kapitel oder der Einwurf von dicken Überschriften
während des Films gefielen mir so wie die Einlage, wenn Angela und Emile
aufhören, zu sprechen und stattdessen Bücher mit ihren Dialogen
hochhalten. Une Femme Est Une Femme wirkt lebendig und quirlig, aber
auch etwas prätentiös. Sehr bald schon sollte Godard viel bessere Filme
hinkriegen als diesen hier!
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