Our Daily Free Stream: Berlin Alexanderplatz (engl. subt.)
Our Daily Free Stream: Berlin Alexanderplatz (engl. subt.). Alfred
Döblin meinte es wirklich ernst mit der Moderne. Er stammte aus einer
gutbürgerlichen jüdischen Familie und wurde Nervenarzt zu einer Zeit, da
das noch heftig umstritten war. Ausserdem verfasste er Artikel für die
expressionistische Zeitschrift "Der Sturm". Seine Essays über Berlin
veröffentlichte er bereits während des ersten Weltkrieges und daraus wurde
später sein Roman Berlin Alexanderplatz, der diesen Charakter
beibehielt. Eine Mischung aus Collagen, inneren Monologen und
expressionistischen Ausbrüchen. Wer es liest, meint, unmittelbar dabei
zu sein! Ganz nebenbei ist dieser erste Grossstadt-Roman aber auch ein
gewaltiger Brocken Gesellschaftskrritik. Phil Jutzi war einer der
Wegbereiter des proletarischen Kinos in der Weimarer Republik, gefilmt
vor Ort mit echten Menschen. Nach Döblins Drehbuch entstand dieser
letzte grosse Film Jutzis. In der Hauptrolle, der umstrittene Star
Heinrich George als Franz Biberkopf. Damals bekundete George noch seine
Sympathie für die Linken. Später ging er nach Hollywood, um 1933 als
grosser Nazi-Schauspieler zu wirken. Über seine politische Schuld mag
man streiten, seiner schauspielerischen Kraft aber kann sich niemand
entziehen! Wie wurde das Simultane und das Klangliche der Romanvorlage
im Film wiedergegeben? Etwas unbeholfen durch eine Und-Dann-Erzählweise.
Wer aber ein Mal George als Franz Biberkopf gesehen hat, kann sich
niemand anderen mehr in der Rolle vorstellen. Fast zerbricht der Film an
dieser imponierenden Figur: Einige Szenen haben dokumentarischen
Charakter, dann wieder verkommt Berlin zur Kulisse. Mitten drin,
Biberkopf. Ein einsamer Typ, gerade aus dem Gefängnis entlassen, der vom
Tempo und dem Lärm der Grossstadt überfordert ist, aber trotzdem
entschlossen, ein ehrbares Leben zu führen. Manchmal verlässt sich der
Film zu sehr auf seine Schauspieler und wirkt dann wie uninspiriert
herunter gefilmtes Theater. So viel weniger traut sich diese Verfilmung
zu als das Original! Entnommen wurde nur die Unterweltshandlung, aber
nicht das Ganze - vielleicht ein grundsätzliches Problem bei
Literaturverfilmungen. Trotzdem bietet sich uns die Gelegenheit, in das
"goldene Zeitalter" Berlins zu blicken. Was sehen wir? Die Stadt mit all
ihren Verwünschungen und Fallen. Für Bieberkopf ist bereits die
Bürokratie zu viel. Das Kleinbürgertum ist nicht seine Welt, aber der
soziale Aufstieg misslingt. Bieberkopf entgeht einem Mordversuch,
verliert einen Arm und die nächste Katastrophe lauert schon. So klingt
das: „Biberkopf ist ein kleiner Arbeiter. Wir wissen, was wir wissen,
wir habens teuer bezahlen müssen." Bieberkopf verschwindet in der Menge,
doch ist das für einen Heinrich George überhaupt möglich? Der sucht den
grossen Auftritt und da haben wir das Dilemma wieder. (Dazu gibts
unsere Film List Deutschland Filmauswahl 1930-33 auf cinegeek.de
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