Our Daily Free Stream: Lina Wertmüller - Seven Beauties (engl. dubbed)
Our Daily Free Stream: Lina Wertmüller - Seven Beauties (engl. dubbed).
Lina Wertmüllers Seven Beauties handelt von Pasqualino, der durch das
faschistische Italien wandelt, noch vor dem zweiten Weltkrieg. Es wird
sein Schicksal sein, in deutsche Gefangenschaft zu geraten. Pasqualino
landet schliesslich im KZ. Das mag als Plot nicht ungewöhnlich wirken
(es gibt viele italienische Filme, die den zweiten Weltkrieg
thematisieren), was aber Seven Beauties doch zu einem der
einzigartigsten Filme überhaupt macht, ist die Tatsache, dass Pasqualino
ein Dummkopf ist. Er ist weder besonders mutig, noch ausgesprochen
feige, nicht einmal zynisch. In seinen "besten" Momenten ist er
Opportunist, in seinen schwächsten ein gefügiger Spielball. Ich möchte -
anstelle einer Spoilerwarnung - vorwegnehmen, dass mich Seven Beauties
derartig mitgenommen hatte, dass es mindestens für eine Woche reichte!
Natürlich würde Pasqualino sich selbst ganz anders charakterisieren. Er
ist der einzige Sohn einer Familie, die nur Schwestern hervorbrachte.
Sieben an der Zahl und jede ist noch hässlicher als ihre vorangegangene
Schwester. Pasqualino selbst würde sich vermutlich als Mann von Ehre
charakterisieren. Er hat dieses Macho Konstrukt der Ehre verinnerlicht
und handelt danach. Für ihn ist jede seiner sieben hässlichen Schwestern
der potentielle Ruin. Schliesslich schafft es die Jüngste auch, die
schlimmsten Albträume wahr werden zu lassen. Sie nimmt einen Zuhälter
als Mann und zieht in ein Puff. Pasqualino weiss, was zu tun ist: Er
tötet den Zuhälter (der ziemlich gross ist) und verstreut die
Leichenteile über ganz Italien in sperrigen Koffern. Auf dieser Reise
trifft er auf Gestalten wie den Sträfling, der sich als Axtmörder und
Monster von Neapel ausgibt. Es ist einer der typischen Wertmüller
Männer, die grosse Posen vor dem Spiegel vorführen und den Kopf in den
Nacken werfen. Es könnte sein, dass dieses durchgeknallte Monster aus
dem Gefängnis entlassen wurde, um in der italienischen Armee zu dienen.
Wir bemerken, wo der Film hin will: Mussolini sammelt bereits Mörder und
Schergen für den Krieg ein. Wenn Wertmüller den italienischen
Macho-Mann vorführt, gibts viel zu lachen in Seven Beauties. Doch
Vorsicht: Das hier ist ein düsterer, grüblerischer Film. Er stellt die
Frage, wozu der Mensch bereit ist. Wie tief kann er sinken? Wie sehr
lässt er sich erniedrigen? Trotz seines Gehabes ist Pasqualino kein
Mann, sondern ein Wurm. Im Konzentrationslager darf er all diese
Eigenschaften zeigen. Die Aufseherin (die im Original mit einem
bayrischen Akzent spricht) ist eine dicke, garstige Frau mit einer
Peitsche, die sie wie eine Damenhandtasche mit sich führt. Durch den Rat
seiner Mutter aber weiss Pasqualino, dass selbst die unzulänglichste
Frau durch ihr Herz erreicht werden kann. Er muss also nur die Sprache
des Herzens sprechen, um die Freiheit zu erlangen. Die Aufseherin
durchschaut seine Lügen sofort, benutzt den Dummkopf aber für ihre
eigenen Zwecke. Hier wird Seven Beauties zu einer Tortur. Wir sind
einiges gewohnt an sadomasochistischen Beziehungen in Wertmüllers
Filmen, diese aber verstört mehr als alles andere, was sie je zu zeigen
wagte. Die Kommandantin versucht nichts weniger als Pasqualinos
Charakter (falls er überhaupt je einen hatte) zu zerstören. Wir stellen
uns vor: Der ausgehungerte KZ Häftling muss nun die fettleibige Deutsche
ficken, und sie zum Orgasmus bringen. Das ist seine Möglichkeit,
freigelassen zu werden. Mit ihrem bayrischen Dialekt aber, wiederholt
die Kommandantin, dass sie nichts spürt, während sich der dürre
Pasqualino an ihr abarbeitet. Dennoch gibt sie ihm die Chance, frei zu
kommen. Er muss sechs Häftlinge auswählen, die anschliessend vernichtet
werden. Dann muss Pasqualino seinem besten Freund eine Kugel zwischen
die Augen setzen. Das könnte in einem normalen Film der tiefe Fall eines
Mannes sein, der jegliche Selbstachtung verliert. Pasqualino aber hatte
nie welche und das macht Seven Beauties so faszinierend! Was will
Wertmüller uns mitteilen? Will sie uns simple Banalität und Grausmkeit
erklären? Will sie uns die Nazi Herrschaft nahebringen, in der es keine
moralische Wahl gibt und alle Opfer nur noch eins gemein haben: Die
erlittene Demütigung? Ich kann es nicht beantworten. Ich denke, Lina
Wertmüllers Film funktioniert auch nicht auf dieser rationalen Ebene,
sondern gräbt sich tief ins Unterbewusstsein. Unfassbar und
faszinierend! Ihr Film ist fesselnd und geheimnisvoll - er wird sich uns
nicht erklären. Giancarlo Giannini spielt einen ganz ursprünglichen
Toren, dem wir es verdanken, zumindest einige Male laut aufzulachen. Am
Ende aber bleibt nur eines: Tiefer Pessimismus. Wertmüller hat Seven
Beauties virtuos inszeniert; ich denke nicht, dass es keine bessere
Regisseurin gibt! Seven Beauties, ein verzweifekter Aufschrei, ein Fall
ins Bodenlose.
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