Sonntag, 5. Februar 2017

FILM LIST: German Indie Movies


German Indie Movies

Ziemlich oft bekommen wir von der Filmkunstbar Fitzcarraldo Anfragen, ob man mal einen Film bei uns drehen könnte. Das hört sich einfach an, ists letztlich aber so gut wie nie. Gegenfrage: Was für einen Film? Ich mag keine Filmakademien und keine Filmförderung (bzw. die Vorbereitung darauf, staatliches Geld "künstlerisch" zu investieren = Studium). Unsere Videothek bleibt auch "ungefördert", seit wir die alte Oma im Büro der FFA fragten, ob auch Hardcore gefördert würde. Wir verdienen unser Geld lieber als Alkohol Dealer. Spass machts, wenn Klaus Lemke mit minimalen Stab was dreht. Nichts darf dann bewegt werden, jeder volle Ascher bleibt an seinem Platz. Ich mag die Cowboy Filme von Timo Jacobs (bestimmt der Einzige, der jeden im Umkreis von 5 Kilometern kennt). Philipp Eichholtz und die Mitstreiter des "German Mumblecore" genauso: Hier spürt man den Mut des Pioniers! Deutsche Genrefilme ohne Budget? Selbstgebaute Puppen, die 15 Jahre in Anspruch nehmen? Das ist das deutsche Kino, das mich interessiert! Was ist also deutsch und "indie"? In jedem Fall der Verzicht auf Fördergelder. Indie bedeutet "No Budget". Der Filmemacher muss alles können, vom Drehbuch bis zur Vermarktung. Ironie des Schicksals, dass in einem so reichen Land "Indie"-Regisseure ständig bettelarm sind. Am bekanntesten derzeit die Berliner Mumblecore Filmemacher: Für die Produktion von Luca tanzt leise versammelten sich zum Dreh in der Filmkunstbar Fitzcarraldo Regisseur Philipp Eichholtz, Axel Ranisch und Tom Lass für kurze Auftritte im Werk ihres Kumpels. Axel Ranisch brachte mit Dicke Mädchen da etwas ins Laufen, dass sogar bis zum Slamdance Filmfestival vordrang. Tom Lass (Kaptn Oskar) ist ein Meister der Selbstvermarktung. Einer, der sich am liebsten als Alkoholiker inszeniert und so etwas wie den Kreuzberger Jean-Luc Godard gibt (auch als Freund des Wolff Kinos in Neukölln dabei). Sein Bruder, Jakob Lass, hat Love Steaks gemacht - ein Mumblecore Höhepunkt! Toll ist die Geschichte vom Nachtmahr. Der Bildhauer AKIZ entwarf seine titelgebende Skulptur über 15 Jahre und liess sie dann eine Berliner Party Göre heimsuchen. AKIZ investierte alles in seinen Nachtmahr und lebte übergangsweise auch mal im Wohnwagen (schaut euch mal das Making Of an, Der Nachtmahr und wie er in die Welt kam). Kaum bemerkt sind deutsche Filme, die eben nicht irgendwo zwischen Drama und Komödie lavieren, sondern Genre sein wollen. Vorbilder: Die Splatterfilme eines Jörg Buttgereit in den 80ern. Letztens bekamen wir Geeks von Cinegeek eine email mit der Bitte, mal die alljährliche "Genrenale" im Babylon zu posten. Klar, dafür gibts noch eine extra Film List! Die Genrenale findet immer im Babylon statt, der Trailer zeigt einen Bären, dem mit einer Kettensäge der Kopf abgetrennt wird. Science Fiction, Thriller, Action, Fantasy, Horror! Das gibts praktisch nicht, sagen die Macher. Das wollen sie ändern. Till Kleinerts Der Samurai handelt von einem schwertmordenden Polizisten in Brandenburg und darf als einer der ersten Langfilme gelten. Tini Tüllmanns Freddy Eddy ist eine Dr. Jekyll & Mr. Hyde Adaption - finanziert aus eigener Tasche. Der Preis der Genrenale wird von keinem Geringeren als Dr. Uwe Boll überreicht! Ja, das Enfant Terrible der unsagbar schlechten Game Verfilmungen! Boll, der sich mittlerweile als Restaurant-Betreiber zur Ruhe gesetzt hat, erhielt auch schon mal die Goldene Himbeere für sein Gesamtwerk. Labels, wie damals die "Berliner Schule" sind immer von Vorteil, will man sich zusammentun. Die "Neue Deutsche Sinnlichkeit" ist so eins. Wer kennt Schau mich nicht so an von Uisenma Borchu? Immerhin "The Face Of The New German Cinema" (golden-globes.com). Wir erleben auch den Vormarsch der Hybride. Geschöpfe aus Dokumentarischem und Fiktivem wie Nicolas Steiners Above And Below oder Bastian Günthers California City. Ein guter Bereich auch die politischen Indie Filme, die sich am liebsten gegen das deutsche Filmsystem richten. In Andreas Arnstedts Satire Der Kuckuck und der Esel wird der Redakteur eines deutsches "öffentlich rechtlichen" Senders entführt. Eine einzige Abrechnung: Verfluchte Liebe deutscher Film, die Doku von Dominik Graf. Graf, das bekannteste gebrannte Kind des deutschen Genrefilms, zeigt auf amüsante Weise, was alles so schief lief in der Vergangenheit. Eine Sparte an sich füllt Klaus Lemke ganz allein aus. Er ist der Godfather des deutschen Indiefilms. Omnipräsent via sms (er schreibt in Sponti Sprache. Zum Beispiel: "Bombe! Klaus), stellt er seine neusten Werke selbst vor. Als ich letztes Mal nach München fuhr, empfahl er mir eine einheimische Bar, in der ich mit Abstand der Älteste war. Lemkes Debüt 48 Stunden bis Acapulco (dringender Aufruf: Wir brauchen davon eine Kopie für die Filmkunstbar Fitzcarraldo! Bitte einen DVd Rohling schicken!) liegt immerhin genau 50 Jahre zurück! 1967 gab es Lemke noch vor dem "Neuen Deutschen Film", den er nicht mochte, weil sich dort alles um Anträge für Staatskohle drehte. In diesen 50 Jahren seit Acapulco entdeckte er Iris Berben oder Cleo Kretschmer. Zuletzt Olivia Kundisch für Unterwäschelügen. Drei Filme nacheinander inszenierte er nun in Berlin, obwohl er die Stadt zuvor ablehnte. Aber sind wir nicht alle zu alt für den Kulturkampf Berlins gegen München? Lemke ist das Idol vieler Indie Filmer (immerhin zeigte er der Berlinale seinen nackten Arsch!). Wer weiss, womöglich spielt Lemke auch mal selbst die Hauptrolle in einem seiner Filme? Die Kölner Gruppe im Umfeld des Filmclubs 813 produziert Sachen wie Die Quereinsteigerinnen über die Entführung des Telekom Chefs - mit Lemke als Schauspieler! Oder Weisse Ritter, eine gelungene Kapitalismus Parabel. Eine andere Ikone ist Helge Schneider in der Symbiose von Dada und Freejazz. Sein letzter Film hiess 00 Schneider - Im Wendekreis der Eidechse. Ein Abgesang auf Spannung, denn Schneider bevorzugt "Ent-Spannung". Ähnlich wirken Timo Jacobs Cowboy Filme. Bei ihm habe ich immer ein schlechtes Gewissen, weil er mal in der Filmkunstbar Fitzcarraldo bei dem Versuch, einen Kampf zu schlichten, ins Krankenhaus musste. Letztlich darf das als Method Acting in umgekehrter Form gesehen werden: Jacobs entspricht tatsächlich seiner Cowboy Rolle, die er zuletzt in Mann im Spagat verfeinerte. Cowboy, eine Kunstfigur, die in Kreuzberg Freischwingerwasser verkaufen will. Ihm zur Seite stehen Jan Böhmermanns Olli Schulz (die wiederum ihre tolle Show der übelsten Filme in der Friedrichshainer Filmkunst von Skulli produzieren). Deutsches Independent Kino, das gibts fast ausschliesslich auf Filmfestivals. Im Kino gehen sie meist unter, auf Festivals erreichen sie uns. Deshalb folgt als nächste Film List ein Überblick über die Genrenale! Oder ihr schaut mal in unserem Keller der Filmkunstbar Fitzcarraldo vorbei. Dort gibts die Sektion Berliner Mumblecore genauso wie einen guten Schnitt aus dem Werk Klaus Lemkes. (Wir stellen nicht die Filme, nur die links zur Verfügung. SEHT EUCH DIE LINKS SCHNELL AN, BEVOR SIE GELÖSCHT WERDEN. 5.2.17) (Bild: http://berliner-filmfestivals.de/wp-content/uploads/Luca_tanzt_leise_achtung_berlin.jpg)

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