youtube: Federico Fellini - 8 1/2 (engl. subt.)
youtube: Federico Fellini - 8 1/2 (engl. subt.). Sie dreht noch; Claudia
 Cardinale, Jahrgang 1938. Der Unterschied zu so vielen Busenstars der 
50er: Sie trat in gleich mehreren der besten Filme aller Zeiten auf! So 
wie 8 1/2! - Viele sehen das in etwa so: Die Karriere von Fellini 
verlief ungünstig, denn stetig sinkend. Während jeder das Frühwerk 
liebt, wird spätestens seit den frühen 60ern gemeckert. Und 8 1/2? Man 
hat Fellini vorgeworfen, er würde seine Bilder über Ideen stellen. 
Wohlbemerkt: Mein Vater erzählte mir, man nahm das in den frühen 60ern 
so war. Doch was für eine absurde Kritik! Ist es nicht die Natur des 
Filmemachens, auf Bilder zu setzen (sonst könnte man ein Buch lesen!). 
Wer 8 1/2 zum ersten Mal sieht, wird sich anschliessend gar nicht so 
sicher sein, WAS er da gerade angeschaut hat. Doch bei welchem wirklich 
grossen Film ist das anders? Für mich jedenfalls, ists der beste Film, 
der je über das Filmemachen inszeniert wurde. Im Mittelpunkt steht der 
Regisseur Guido (Marcello Mastroianni), der wohl Fellini repräsentieren 
könnte. Tatsächlich? Wir lernen Guido kennen, wie er zu ersticken droht.
 In einem fabelhaften Bild entsteigt er dann gen Himmel. Wie ein 
Papier-Drachen an einer Schnur. Wie jeder andere Arbeitnehmer aber wird 
er zurückgezogen auf die Erde. Schliesslich muss Guido seinen nächsten 
Film fertigstellen! Eine Science Fiction Produktion, an der er jedes 
Interesse verloren hat. Immer wieder schwankt 8 1/2 zwischen Fantasie 
und Realismus. Unmöglich zu wissen, was wirklich ist und was nur in 
Guidos Kopf stattfindet! Oder gibt es etwa doch einen Punkt, an dem 
Guido sich gänzlich in die Welt der Fantasie verabschiedet? Szenen wie 
die, in der Guido den Vorsteher eines Harems darstellt mit allen Frauen,
 die in seinem Leben eine Rolle spielten, dürfen wir als Welt der 
Imagination annehmen. Andere erscheinen uns als Erinnerung, etwa, wenn 
wir Guido als kleinen Jungen erleben, der am Strand nach der 
Prostituierten Saraghina sucht. Oder wenn Guido von den Priestern der 
katholischen Schule gepeinigt wird. All diese Bilder verbindet Fellini 
zu einem Ganzen mit kunstvoller Struktur. Sicher, 8 1/2 handelt von 
einem Regisseur, der keinen Plan hat, wie er seinen Film vollenden soll.
 Das aber trifft auf Fellini überhaupt nicht zu! Das hier ist kein Film,
 dem die Ideen ausgehen! Im Gegenteil, es ist ein Werk, dass fast 
überbordet vor Inspiration! Guido selbst ist dadurch gezeichnet, wie er 
Problemen aus dem Weg geht, lügt und voller sexueller Gier ist. Seine 
Frau (Anouk Aimee) ist schön und intellektuell. Mit ihr aber kann er 
nicht kommunizieren. Stattdessen trifft er seine billige Geliebte 
(Sandra Milo), die immerhin seinen sexuellen Appetit lindert. Guido 
verbirgt seine Affäre nur äusserst ungeschickt. Während seiner 
Filmvorführung sind sogar beide Frauen im selben Raum - dazu noch die 
Schauspielerin Claudia (Claudia Cardinale), die hofft oder glaubt, in 
seinem Film aufzutreten. Es gibt keinen Frieden für Guido. Verzweifelt 
sucht er nach Rat, immer wieder taucht er ein in die Vergangenheit. 
Weiss die Kirche mehr? Oder der Kritiker, ein Marxist? Oder der Doktor, 
der ihm rät, Mineralwasser zu trinken. Guidos Produzent aber hält ihn 
an, endlich das enorm kostspielige Projekt zu vollenden. Immer wieder 
erscheint Guido seine ideale Frau, verkörpert von Claudia Cardinale: 
Schön, tröstend, kühl, gelassen, heiter. Diese Vision aber muss ihn 
enttäuschen, in dem Moment, da Cardinale schliesslich erscheint. Sie 
kennt alle Antworten und stellt keine Fragen? Im Gegenteil! Claudia 
spricht aus, wie es um Guido bestellt ist. Er, der nicht lieben kann. 
Immer wieder entzückt uns Fellinis Kamera! Seine Schauspieler, sie gehen
 nicht, sondern tänzeln! Am liebsten sind Fellini Paraden und sicher 
erinnert er sich dabei an seine Kindheitsliebe, den Zirkus. Alle 
Charaktere, Fellinis geliebten Exzentriker, treten gemeinsam auf, folgen
 der Musik. Was für ein Finale! Immer und immer wieder habe ich 8 1/2 
gesehen, weil ich das Ende so sehr liebe! Fellini schafft das 
Unmögliche: Er ist ein Magier, der uns einfach seine Tricks verrät - 
doch sie funktionieren trotzdem!

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