Donnerstag, 9. Februar 2017

youtube: Federico Fellini - 8 1/2 (engl. subt.)


youtube: Federico Fellini - 8 1/2 (engl. subt.). Sie dreht noch; Claudia Cardinale, Jahrgang 1938. Der Unterschied zu so vielen Busenstars der 50er: Sie trat in gleich mehreren der besten Filme aller Zeiten auf! So wie 8 1/2! - Viele sehen das in etwa so: Die Karriere von Fellini verlief ungünstig, denn stetig sinkend. Während jeder das Frühwerk liebt, wird spätestens seit den frühen 60ern gemeckert. Und 8 1/2? Man hat Fellini vorgeworfen, er würde seine Bilder über Ideen stellen. Wohlbemerkt: Mein Vater erzählte mir, man nahm das in den frühen 60ern so war. Doch was für eine absurde Kritik! Ist es nicht die Natur des Filmemachens, auf Bilder zu setzen (sonst könnte man ein Buch lesen!). Wer 8 1/2 zum ersten Mal sieht, wird sich anschliessend gar nicht so sicher sein, WAS er da gerade angeschaut hat. Doch bei welchem wirklich grossen Film ist das anders? Für mich jedenfalls, ists der beste Film, der je über das Filmemachen inszeniert wurde. Im Mittelpunkt steht der Regisseur Guido (Marcello Mastroianni), der wohl Fellini repräsentieren könnte. Tatsächlich? Wir lernen Guido kennen, wie er zu ersticken droht. In einem fabelhaften Bild entsteigt er dann gen Himmel. Wie ein Papier-Drachen an einer Schnur. Wie jeder andere Arbeitnehmer aber wird er zurückgezogen auf die Erde. Schliesslich muss Guido seinen nächsten Film fertigstellen! Eine Science Fiction Produktion, an der er jedes Interesse verloren hat. Immer wieder schwankt 8 1/2 zwischen Fantasie und Realismus. Unmöglich zu wissen, was wirklich ist und was nur in Guidos Kopf stattfindet! Oder gibt es etwa doch einen Punkt, an dem Guido sich gänzlich in die Welt der Fantasie verabschiedet? Szenen wie die, in der Guido den Vorsteher eines Harems darstellt mit allen Frauen, die in seinem Leben eine Rolle spielten, dürfen wir als Welt der Imagination annehmen. Andere erscheinen uns als Erinnerung, etwa, wenn wir Guido als kleinen Jungen erleben, der am Strand nach der Prostituierten Saraghina sucht. Oder wenn Guido von den Priestern der katholischen Schule gepeinigt wird. All diese Bilder verbindet Fellini zu einem Ganzen mit kunstvoller Struktur. Sicher, 8 1/2 handelt von einem Regisseur, der keinen Plan hat, wie er seinen Film vollenden soll. Das aber trifft auf Fellini überhaupt nicht zu! Das hier ist kein Film, dem die Ideen ausgehen! Im Gegenteil, es ist ein Werk, dass fast überbordet vor Inspiration! Guido selbst ist dadurch gezeichnet, wie er Problemen aus dem Weg geht, lügt und voller sexueller Gier ist. Seine Frau (Anouk Aimee) ist schön und intellektuell. Mit ihr aber kann er nicht kommunizieren. Stattdessen trifft er seine billige Geliebte (Sandra Milo), die immerhin seinen sexuellen Appetit lindert. Guido verbirgt seine Affäre nur äusserst ungeschickt. Während seiner Filmvorführung sind sogar beide Frauen im selben Raum - dazu noch die Schauspielerin Claudia (Claudia Cardinale), die hofft oder glaubt, in seinem Film aufzutreten. Es gibt keinen Frieden für Guido. Verzweifelt sucht er nach Rat, immer wieder taucht er ein in die Vergangenheit. Weiss die Kirche mehr? Oder der Kritiker, ein Marxist? Oder der Doktor, der ihm rät, Mineralwasser zu trinken. Guidos Produzent aber hält ihn an, endlich das enorm kostspielige Projekt zu vollenden. Immer wieder erscheint Guido seine ideale Frau, verkörpert von Claudia Cardinale: Schön, tröstend, kühl, gelassen, heiter. Diese Vision aber muss ihn enttäuschen, in dem Moment, da Cardinale schliesslich erscheint. Sie kennt alle Antworten und stellt keine Fragen? Im Gegenteil! Claudia spricht aus, wie es um Guido bestellt ist. Er, der nicht lieben kann. Immer wieder entzückt uns Fellinis Kamera! Seine Schauspieler, sie gehen nicht, sondern tänzeln! Am liebsten sind Fellini Paraden und sicher erinnert er sich dabei an seine Kindheitsliebe, den Zirkus. Alle Charaktere, Fellinis geliebten Exzentriker, treten gemeinsam auf, folgen der Musik. Was für ein Finale! Immer und immer wieder habe ich 8 1/2 gesehen, weil ich das Ende so sehr liebe! Fellini schafft das Unmögliche: Er ist ein Magier, der uns einfach seine Tricks verrät - doch sie funktionieren trotzdem!

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