youtube: Martin Scorsese - Taxi Driver
youtube: Martin Scorsese - Taxi Driver. Womöglich ist Scorseses neuester
Streich sein sperrigstes Werk (Silence jetzt im Kino!)? Wir erinnern
uns an Taxi Driver, der ja auch einige Rätsel aufgab. -
"Are you talking to me? Well, I'm the only one here." Der wahrhaftigste
Satz in Martin Scorseses Taxi Driver! Travis Bickle (Robert De Niro) hat
diese furchtbare Angewohnheit, Kontakt zu anderen Menschen herstellen
zu wollen. Überall um ihn herum gelingt das den verschiedendsten
Menschen - nur er bleibt ausgeschlossen. Taxi Driver wirkt auf mich wie
eine Reihe fehlgeschlagener Versuche, der Kontaktaufnahme. Jeder
einzelne Versuch geht schief. Einmal bittet Travis ein Mädchen um eine
Verabredung und geht mit ihr in einen Porno. Dann versucht er sich im
Small Talk, aber mit einem Agenten des Secret Service. Schliesslich
versucht er sich, mit einer minderjährigen Prostituierten anzufreunden
(sie aber hat Angst vor Travis). Er ist so vollkommen allein, dass die
Frage - mit wem er denn da spricht - an sich selbst gerichtet ist: Tavis
fragt sich selbst vor dem Spiegel. Diese Einsamkeit ist das Herz von
Taxi Driver und das macht ihn zu einem der kraftvollsten Filme
überhaupt. Womöglich liegts auch an seiner Einsamkeit, dass wir Travis
als Filmcharakter, der wie von einem anderen Stern kommt, wahrnehmen.
Hat sich nicht jeder von uns schon einmal genauso einsam gefühlt? Jedoch
konnten wir besser damit umgehen. Scorses Film wurde 1976 im Kino
aufgeführt und doch ist er mir nie so recht vertraut geworden. Jedes
Mal, wenn ich ihn sah, riss es mich fort in Travis Welt der Einsamkeit
und Wut. Es ist eine Unterwelt. Eine verkehrte Welt. Man kann nachlesen,
dass der Drehbuch-Autor Paul Schrader von John_Fords The_Searchers
inspiriert worden war. Es stimmt. In beiden Filmen verliert sich ein
Mann bei seiner Odyssee, einer Frau zu helfen. Doch in beiden Filmen
wollen die Frauen diese Hilfe gar nicht! Wie auch im Vorbild spielt
Robert De Niro einen Kriegs-Veteranen. Travis wurde während des Vietnam
Krieges traumatisiert. Sein Versuch, der zwölfjährigen Nutte Iris (Jodie
Foster) zu helfen, die von ihrem Zuhälter Sport (Harvey Keitel)
"gehalten" wird, endet in einem Blutbad, wie es selbst in Scorseses Werk
einmalig ist. Iris will sehr wohl mit Sport verbunden sein! Ein
vereinsamter Mann, ein Suchender, macht sich auf, einer Frau zu helfen,
obwohl sie ihn nicht darum bittet. Diese zentrale Handlung von Taxi
Drover wird in sämtlichen Parallel-Handlungen des Films gespiegelt.
Travis Gefühle Schwarzen gegenüber, seine merkwürdige Sexualität
(ersetzen wir den Begriff der Liebe einfach durch Pornographie), sein
Hass auf die Grossstadt... Scrosese und Schrader formen einen Charakter
voller Wut und Hass. Einen ängstlichen Menschen. Durch die
Windschutzscheibe seines Taxis sieht er die Nutten und Zuhälter auf den
Strassen Manhattans. Wie in Zeitlupe. Scorsese schafft es, das
Innenleben von Travis ohne Dialoge darzustellen. Er verfolgt den Zweck,
uns Travis Perspektive aufzudrücken. Wir werden zu Travis - und doch
fühlen wir uns recht verloren in Taxi Driver. Viel wurde diskutiert, so
die End-Szene. Ist sie real oder Imagination? Überlebt Travis den
Schusswechsel? Oder nehmen wir die letzten Gedanken eines Sterbenden
wahr? Es ist schwer zu sagen und im Finale wirkt Taxi Driver mehr wie
eine Oper und weniger wie ein Drama. Alles wird über Emotionen
ausgedrückt. Taxi Driver ist ein Film über Erlösung, nicht über
Verdammnis. Travis existiert nicht mehr in der Realität, sondern in
seiner Gedankenwelt. Letztendlich hat ihm das seinen ganz eigenen
Frieden verschafft.
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