Freitag, 24. Februar 2017

youtube: Martin Scorsese - Taxi Driver


youtube: Martin Scorsese - Taxi Driver. Womöglich ist Scorseses neuester Streich sein sperrigstes Werk (Silence jetzt im Kino!)? Wir erinnern uns an Taxi Driver, der ja auch einige Rätsel aufgab. - "Are you talking to me? Well, I'm the only one here." Der wahrhaftigste Satz in Martin Scorseses Taxi Driver! Travis Bickle (Robert De Niro) hat diese furchtbare Angewohnheit, Kontakt zu anderen Menschen herstellen zu wollen. Überall um ihn herum gelingt das den verschiedendsten Menschen - nur er bleibt ausgeschlossen. Taxi Driver wirkt auf mich wie eine Reihe fehlgeschlagener Versuche, der Kontaktaufnahme. Jeder einzelne Versuch geht schief. Einmal bittet Travis ein Mädchen um eine Verabredung und geht mit ihr in einen Porno. Dann versucht er sich im Small Talk, aber mit einem Agenten des Secret Service. Schliesslich versucht er sich, mit einer minderjährigen Prostituierten anzufreunden (sie aber hat Angst vor Travis). Er ist so vollkommen allein, dass die Frage - mit wem er denn da spricht - an sich selbst gerichtet ist: Tavis fragt sich selbst vor dem Spiegel. Diese Einsamkeit ist das Herz von Taxi Driver und das macht ihn zu einem der kraftvollsten Filme überhaupt. Womöglich liegts auch an seiner Einsamkeit, dass wir Travis als Filmcharakter, der wie von einem anderen Stern kommt, wahrnehmen. Hat sich nicht jeder von uns schon einmal genauso einsam gefühlt? Jedoch konnten wir besser damit umgehen. Scorses Film wurde 1976 im Kino aufgeführt und doch ist er mir nie so recht vertraut geworden. Jedes Mal, wenn ich ihn sah, riss es mich fort in Travis Welt der Einsamkeit und Wut. Es ist eine Unterwelt. Eine verkehrte Welt. Man kann nachlesen, dass der Drehbuch-Autor Paul Schrader von John_Fords The_Searchers inspiriert worden war. Es stimmt. In beiden Filmen verliert sich ein Mann bei seiner Odyssee, einer Frau zu helfen. Doch in beiden Filmen wollen die Frauen diese Hilfe gar nicht! Wie auch im Vorbild spielt Robert De Niro einen Kriegs-Veteranen. Travis wurde während des Vietnam Krieges traumatisiert. Sein Versuch, der zwölfjährigen Nutte Iris (Jodie Foster) zu helfen, die von ihrem Zuhälter Sport (Harvey Keitel) "gehalten" wird, endet in einem Blutbad, wie es selbst in Scorseses Werk einmalig ist. Iris will sehr wohl mit Sport verbunden sein! Ein vereinsamter Mann, ein Suchender, macht sich auf, einer Frau zu helfen, obwohl sie ihn nicht darum bittet. Diese zentrale Handlung von Taxi Drover wird in sämtlichen Parallel-Handlungen des Films gespiegelt. Travis Gefühle Schwarzen gegenüber, seine merkwürdige Sexualität (ersetzen wir den Begriff der Liebe einfach durch Pornographie), sein Hass auf die Grossstadt... Scrosese und Schrader formen einen Charakter voller Wut und Hass. Einen ängstlichen Menschen. Durch die Windschutzscheibe seines Taxis sieht er die Nutten und Zuhälter auf den Strassen Manhattans. Wie in Zeitlupe. Scorsese schafft es, das Innenleben von Travis ohne Dialoge darzustellen. Er verfolgt den Zweck, uns Travis Perspektive aufzudrücken. Wir werden zu Travis - und doch fühlen wir uns recht verloren in Taxi Driver. Viel wurde diskutiert, so die End-Szene. Ist sie real oder Imagination? Überlebt Travis den Schusswechsel? Oder nehmen wir die letzten Gedanken eines Sterbenden wahr? Es ist schwer zu sagen und im Finale wirkt Taxi Driver mehr wie eine Oper und weniger wie ein Drama. Alles wird über Emotionen ausgedrückt. Taxi Driver ist ein Film über Erlösung, nicht über Verdammnis. Travis existiert nicht mehr in der Realität, sondern in seiner Gedankenwelt. Letztendlich hat ihm das seinen ganz eigenen Frieden verschafft.

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