youtube: Woody Allen - Match Point
youtube: Woody Allen - Match Point. Woody Allen dreht derzeit mit Kate
Winslet. Doch wird sein Projekt die Klasse von Match Point erreichen?
Den zeigen wir heute. - Einer der Gründe, weshalb Match Point von Woody
allen so faszinierend ist, ist die Tatsache, dass jeder einzelne
Charakter im Film verdorben ist. Das hier ist kein Thriller, in dem das
Gute über das Böse siegt, sondern verschiedene Nuancen des Bösen
auftreten. Sie alle befinden sich im Überlebenskampf, auf dass der
Härteste gewinnt (oder wie uns Regisseur Allen nahebringen will;
derjenige mit dem meisten Glück). "I'd rather be lucky than good"; sagt
der ehrgeizige Tennislehrer Chris aus Irland. Genauso wie der
Tennisball, der am Netz aufprallt und anschliessend nach rechts oder
links springt. Willkommen in Allens Welt, denn in der gibt es nur Glück
oder Pech. Match Point ist Allens bester Film seit "Crimes and
Misdemeanors" (1989) und im Grunde fast ein Remake. Auf der einen Seite
eine britische Upper Class Familie, auf der anderen zwei Aussenseiter,
die den Aufstieg durch ihr Sex-Appeal versuchen. Ihr Pech, dass sie sich
beide anziehender finden als die Zielpersonen aus der Familie. Jonathan
Rhys-Meyers spielt Chris. Er gibt dem reichen Tom (Matthew Goode)
Tennis-Stunden und wird wiederum von dessen Familie in die Oper
eingeladen. Chloe (Emily Mortimer), Toms Schwester, fühlt sich angezogen
von Chris. Der wiederum spürt ihr heisses Verlangen nach ihm - diese
Dinge muss man Chris nicht erklären. Toms Freundin wiederum heisst Nola
(Scarlett Johansson), eine amerikanische Schauspielerin. Sie hofft
darauf, Schauspiel-Jobs zu bekommen und Toms Frau zu werden. Die
Reihenfolge ist ganz egal. Chloe will Chris. Ihre Eltern unterstützen
sie. Sie wollen das Beste für Chloe. Chloes Vater bietet Chris sogar
einen Job in seiner Firma an. Ein Stoff wie wir ihn aus den englischen
Klassikern der Literatur kennen: Ein Mann so wie Chris, der sich in eine
Frau wie Nola verliebt, sich eine Heirat mit ihr aber nicht leisten
kann. Chloe dagegen bedeutet eine Zukunft für Chris. Unter der
Oberfläche lauern Gier und Selbstsucht. Allen stellt seine Charaktere
vor die Wahl: Gier oder Lust? Es gibt aber noch ein weiteres Moment:
Angst spielt eine genauso grosse Rolle... Wäre Match Point in einem
moralischen Universum angesiedelt, müsste Schuld das wesentliche
Kriterium sein. Hier aber gehts nur um die Angst, beides zu verlieren:
Die Befriedigung der Gier als auch der Lust. In der besten Szene des
Films erscheint Chris ein Geist. Anders als in den englischen Klassikern
stellt der aber nicht die grossen Fragen des Lebens, sondern sucht
einzig nach Löchern in Chris' perfekten Verbrechen. Oft hat mn gelesen,
Match Point sei kein typischer Woody Allen Film. Vermutlich resultiert
das daraus, dass keine typische Woody Allen Figur auftritt. Kein Alter
Ego. Stattdessen werden wir mit einem hinterhältigem Plot konfrontiert
und Charakteren, mit denen wir uns nicht identifizieren mögen. Allens
Figuren sind spezialisiert aufs Verführen, Lügen, Täuschen und
Schlimmeres. In einer frühen Szene liest Chris in Dostojewskis Schuld
und Sühne. Im folgenden geraten wir immer tiefer in den Strudel der
Gedanken, die Dostojewskis Roman aufwirft. Der Plot und die daraus
resultierenden Verstrickungen aber sind Allen viel wichtiger als seine
Figuren, die er eben auf Lug und Trug reduziert. Übrigens: Alle
Charaktere, allen voran Scarlett Johannssons Nola, sind auf sich allein
gestellt vollkommen hilflos. "Men think I may be something special";
erklärt Nola Chris. Da liegt sie ganz falsch.
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