Dienstag, 7. Februar 2017

youtube: Woody Allen - Match Point

  youtube: Woody Allen - Match Point. Woody Allen dreht derzeit mit Kate Winslet. Doch wird sein Projekt die Klasse von Match Point erreichen? Den zeigen wir heute. - Einer der Gründe, weshalb Match Point von Woody allen so faszinierend ist, ist die Tatsache, dass jeder einzelne Charakter im Film verdorben ist. Das hier ist kein Thriller, in dem das Gute über das Böse siegt, sondern verschiedene Nuancen des Bösen auftreten. Sie alle befinden sich im Überlebenskampf, auf dass der Härteste gewinnt (oder wie uns Regisseur Allen nahebringen will; derjenige mit dem meisten Glück). "I'd rather be lucky than good"; sagt der ehrgeizige Tennislehrer Chris aus Irland. Genauso wie der Tennisball, der am Netz aufprallt und anschliessend nach rechts oder links springt. Willkommen in Allens Welt, denn in der gibt es nur Glück oder Pech. Match Point ist Allens bester Film seit "Crimes and Misdemeanors" (1989) und im Grunde fast ein Remake. Auf der einen Seite eine britische Upper Class Familie, auf der anderen zwei Aussenseiter, die den Aufstieg durch ihr Sex-Appeal versuchen. Ihr Pech, dass sie sich beide anziehender finden als die Zielpersonen aus der Familie. Jonathan Rhys-Meyers spielt Chris. Er gibt dem reichen Tom (Matthew Goode) Tennis-Stunden und wird wiederum von dessen Familie in die Oper eingeladen. Chloe (Emily Mortimer), Toms Schwester, fühlt sich angezogen von Chris. Der wiederum spürt ihr heisses Verlangen nach ihm - diese Dinge muss man Chris nicht erklären. Toms Freundin wiederum heisst Nola (Scarlett Johansson), eine amerikanische Schauspielerin. Sie hofft darauf, Schauspiel-Jobs zu bekommen und Toms Frau zu werden. Die Reihenfolge ist ganz egal. Chloe will Chris. Ihre Eltern unterstützen sie. Sie wollen das Beste für Chloe. Chloes Vater bietet Chris sogar einen Job in seiner Firma an. Ein Stoff wie wir ihn aus den englischen Klassikern der Literatur kennen: Ein Mann so wie Chris, der sich in eine Frau wie Nola verliebt, sich eine Heirat mit ihr aber nicht leisten kann. Chloe dagegen bedeutet eine Zukunft für Chris. Unter der Oberfläche lauern Gier und Selbstsucht. Allen stellt seine Charaktere vor die Wahl: Gier oder Lust? Es gibt aber noch ein weiteres Moment: Angst spielt eine genauso grosse Rolle... Wäre Match Point in einem moralischen Universum angesiedelt, müsste Schuld das wesentliche Kriterium sein. Hier aber gehts nur um die Angst, beides zu verlieren: Die Befriedigung der Gier als auch der Lust. In der besten Szene des Films erscheint Chris ein Geist. Anders als in den englischen Klassikern stellt der aber nicht die grossen Fragen des Lebens, sondern sucht einzig nach Löchern in Chris' perfekten Verbrechen. Oft hat mn gelesen, Match Point sei kein typischer Woody Allen Film. Vermutlich resultiert das daraus, dass keine typische Woody Allen Figur auftritt. Kein Alter Ego. Stattdessen werden wir mit einem hinterhältigem Plot konfrontiert und Charakteren, mit denen wir uns nicht identifizieren mögen. Allens Figuren sind spezialisiert aufs Verführen, Lügen, Täuschen und Schlimmeres. In einer frühen Szene liest Chris in Dostojewskis Schuld und Sühne. Im folgenden geraten wir immer tiefer in den Strudel der Gedanken, die Dostojewskis Roman aufwirft. Der Plot und die daraus resultierenden Verstrickungen aber sind Allen viel wichtiger als seine Figuren, die er eben auf Lug und Trug reduziert. Übrigens: Alle Charaktere, allen voran Scarlett Johannssons Nola, sind auf sich allein gestellt vollkommen hilflos. "Men think I may be something special"; erklärt Nola Chris. Da liegt sie ganz falsch.

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