youtube: Nicolas Roeg - Don't Look Now
youtube: Nicolas Roeg - Don't Look Now. Donald Sutherland, das Pokerface
 der New Hollywood Bewegung; heute ein geschmeidiger Bösewicht. Seine 
nächsten Projekte heissen Measure Of A Man und Basmati Blues. Wir zeigen
 Nicoals Roegs Klassiker! - 
Der Held aus Don't Look Now ist ein rationaler Mann, der weder an das 
Übersinnliche oder ein Leben nach dem Tod glaubt. Im Verlauf des Films 
werden seinen Überzeugungen in sich zusammen brechen. Der Mann wird 
zerstört werden. Don't Look Now führt ausserdem zwei Frauen ein, die 
eine Verbindung zum Übersinnlichen herstellen können. Dagegen stehen die
 analytischen Männer, gefangen in ihrer Verweigerungshaltung: Der 
Polizist, der Bischof und der Architekt. Die Frauen versuchen sie zu 
warnen, doch - umsonst. Nicolas Roegs Horror Klassiker wirkt nicht 
einfach durch Angst und Schrecken. Das wäre viel zu leicht! Roeg lässt 
uns eindringen in die Seele eines Mannes, der sich nicht mehr zu wehren 
weiss gegen eine Furcht die wächst und wächst... Roeg und sein Editor 
Graeme Clifford werfen uns dafür von einem beunruhigenden Bild in das 
nächste. Fast wirkt der ganze Film dadurch wie ein Fragment. Der Himmel 
ist regnerisch und grau; John und Laura Baxter (Donald Sutherland und 
Julie Christie) befinden sich in ihrem Landhaus. Während sie drinnen vor
 dem Kamin sitzen, spielen draussen die Kinder. Keinen einzigen Moment 
lang, fühlt man sich behaglich, keines der Bilder suggeriert Sicherheit!
 Der Vater studiert venezianische Kirchen. Die Tochter Christine, die 
einen leuchtend roten Regenmantel trägt, spielt in der Nähe eines 
Teichs. Christines Ball fällt in den Tümpel und im gleichen Moment 
verschüttet der Vater sein Glas und ein blutroter Fleck breitet sich 
langsam über dem gesamten Bild aus... Schnitt. Ein roter Regenmantel in 
einer venezianischen Kirche huscht vorbei. Schnitt. Draussen Christines 
roter Mantel im Teich. Irgendetwas bringt John dazu, aufzublicken, dann 
rennt er wie ein Wahnsinniger aus dem Haus. Er findet den toten Körper 
seiner Tochter, bricht zusammen, stösst einen animalischen Laut tiefster
 Klage aus. In dieser Szene wird nicht nur der Verlust der Baxters 
spürbar, hier wird der gesamte visuelle Stil des Films zusammen gefasst.
 Einige Einstellungen werden folgen, die wie aus der Zeit gerissen 
wirken, andere werden Zukünftiges vorwegnehmen. Christines Tod verfolgt 
das Ehepaar bis nach Venedig, dort wo John eine Kirche restauriert, wo 
ein Killer in Serie mordet, eine Leiche im Kanal geborgen wird und die 
Puppe eines Kindes am Ufer liegt. Der rote Regenmantel verbindet das 
schreckliche Ereignis am Teich mit dem Geschehen in Venedig: Eine kleine
 Figur im Regenmantel der Tochter versteckt sich vor John und flüchtet. 
Ist es der Geist Christines? Wir werden diese kleine Figur noch öfter 
sehen und ihr roter Mantel ist das Markanteste vom ganzen Film. Während 
Roeg alle bilder in dunklen Tönen gehalten hat, wirkt das Rot wie ein 
Farbspritzer. Die Farbe Rot verbindet den Tod der Vergangenheit mit der 
Zukunft. Die Baxters haben aus Liebe geheiratet. Der Tod der Tochter 
aber verwüstet diese Ehe und zwischen beiden breitet sich stille Trauer 
aus. In der Toilette eines Restaurants trifft Laura auf zwei englische 
Schwestern, Heather (Hilary Mason) und Wendy (Clelia Matania). Die 
blinde Heather erzählt Laura, sie hätte Christine beim Frühstück mit 
ihren Eltern gesehen: “She’s happy now!”. Laura zweifelt zunächst, 
beginnt dann aber mit voller Freude an diese Vision zu glauben. In der 
folgenden Nacht lieben sich die Baxters zum ersten Mal seit Christines 
Tod wieder. Die Sex-Szene zelebriert die ganze Leidenschaft und 
Wahrhaftigkeit der Ehe, wobei der Schnitt sie zwischendurch bereits beim
 Ankleiden einblendet. Gerade lieben sie sich noch, doch bald werden sie
 getrennt sein. Eben waren sie noch voller Passion, im nächsten Moment 
erleben wir sie wieder in Gedanken verloren. Es ist schmerzhaft, wie der
 Film mit den Ebenen der Zeit umgeht und darauf beharrt, dass unsere 
Zukunft bereits in der Gegenwart begriffen ist. Alles wird vorübergehen,
 selbst diese leidenschaftliche Liebe. Venedig wirkt wie eine verdammte 
Stadt. Die Kanäle sind voller Ratten und es gibt kaum eine Szene, in 
welcher die Strassen belebt sind. Alles wirkt vereinsamt und verloren. 
Anthony B. Richmond filmt einen Gang durch die Stadt im Winter so, als 
wandele man im Traum. Während Laura den beiden Schwestern glaubt, ihre 
Tochter sende ihnen Botschaften, ist John nur von einem überzeugt: “Our 
daughter is dead. Dead, dead, dead, dead, dead.” Obwohl er selbst nicht 
daran glaubt, wissen aber die Schwestern: John hat die Gabe, er hat das 
zweite Gesicht. Würde man den Plot von Don't Look Now zusammenfassen, 
müsste man ihn als klassischen Horror bezeichnen. Der visuelle Stil, das
 Schauspiel, die Stimmung aber verleihen Don't Look Now seine 
unheimliche Kraft! Ständig befürchten wir, etwas Schreckliches würde 
geschehen... Das ist es und nicht die Action, was Don't Look Now 
ausmacht! Die Erklärung all dessen? Oberflächlich. Die Furcht stets 
greifbar. Der Film basiert auf einem Roman von Daphne Du Maurier, seine 
Tiefe aber bekommt er durch den Schnitt: Die "revolutionären" russischen
 Filme der 20er versuchten durch ihre Montage, einzelne Szenen 
miteinander zu verknüpfen. Nicolas Roeg aber verknüpft Szenen, die nur 
scheinbar zusammen gehören. Genau wie John Baxter können wir uns nie 
sicher sein, was wir sehen: Existiert es? Existiert es nicht? Diese 
Freiheit nehmen sich die ersten fünf Nicolas Roeg Filme - seine 
Meisterwerke: Die Fotografie beschwört bestimmte Stimmungen, der Schnitt
 verstärkt sie sogar noch! Ganz gleich, was die rote Figur in Don't Look
 Now ist oder zu sein scheint - es mutet ganz willkürlich an! Das ist 
ein Film, der sich jeder Rationalität entzieht!

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