Montag, 27. Juni 2016

Götz George ist tot


Gestern verstarb Götz George, der einzige deutsche Action-Star und Charakter-Mime. Thomas Groh postete darauf hin eine Szene aus Die Katze (1988). - Unsere Cinegeek Review dazu: Ein deutscher Bankraub-Thriller, der Anschluss an internationale Standarts sucht und findet. Ein deutscher Genre Film, der ganz allein steht in weiter Flur. Die Katze fand keine Nahahmer, nur einer hätte ihn realisieren können und tat das auch: Dominik Graf. Graf weiss, dass zu einem Genre Klassiker Stars gehören. Götz George und Gudrun Landgrebe sehen aus wie welche und sie sind es auch! Dahinter: Typen, so wie sie in jedem guten Genre Film auftauchen: Ralf Richter und Heinz Hoenig. Die Katze war erfolgreich an der Kinokasse und erhielt sogar einen "Bundesfilmpreis". Graf aber, bekam im Grunde keine zweite Chance, solch ein Projekt zu stemmen. Gegen das Seichte und Heitere, die Übermacht der deutschen "Komödie", setzt er Härte, Klarheit und Kraft. Seine Stars besetzt er gegen den Strich. Aus Götz Georges Parka tragendem Duisburger Anti-Kommissar wird ein gefährlicher Gangster mit getönter Brille und teurem Anzug. Aus Gudrun Landgrebes Luxus-Callgirl eine durchtriebene Femme Fatale, eine "Katze", die immer wieder auf die Füsse fällt. George ist Probek, der ein grosses Ding plant (so wird in dem Film noch gesprochen). Er hat ein Verhältnis mit Jutta (Landgrebe) der Filialleiterin der Bank. Anfangs erleben wir beide im Bett; nackte Körper, aggressiver, gieriger Sex. Wir lernen beide Charaktere auf diese Weise kennen. Probek bezieht ein Hotelzimmer gegenüber der Bank. Wie es das Genre will, wird er von dort aus die Lage ausspähen (mit teurem Gerät!) und sogar den Raubüberfall dirigieren. Seine Partner (Richter und Hoenig) betreten morgens die Bank, angeleitet durch Probek. Doch Probek spielt nicht nach ihren Regeln und alamiert die Polizei... Ein amoralischer Film, der nicht von Gut und Böse, sondern Stark und Schwach dominiert wird. Wir kennen das aus New Hollywood Vorbildern der 70er. Dominik Graf erfüllt die Konventionen und geht doch ein Stück weiter. Ist Probek mit seiner Überwachungstechnik nicht das Abbild des modernen Überwachungsstaates? Die Kritik sah das 1988 anders und verfuhr wenig gnädig mit Grafs Grossproduktion. Bis heute steht der Film ganz allein da, vertritt ein Genre, das in Deutschland zum TV gehört. Es war Graf selbst, der sechs Jahre später einen weiteren Polizeifilm versuchte. Künstlerisch erfolgreich, vom Kassenergebnis her desaströs. Es gab keine weiteren Wiederbelebungsversuche eines deutschen Thrillers. Grafs Traum, in Deutschland könnte sich etwas ähnlich Eigenständiges wie früher in Italien etablieren, blieb bis heute unerfüllt. Graf selbst aber bastelt weiter daran, wie seine grossartige Mini Serie, die er in Berlin produzierte beweist. Die Katze, heute wiedergesehen, wirkt erstaunlich frisch. Im Abstand hat er vor allem eines ganz klar erreicht: Den Anschluss an die internationalen Vorbilder.

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