Götz George ist tot
Gestern verstarb Götz George, der einzige deutsche Action-Star und
Charakter-Mime. Thomas Groh postete darauf hin eine Szene aus Die Katze
(1988). - Unsere Cinegeek Review dazu: Ein deutscher Bankraub-Thriller,
der Anschluss an internationale Standarts sucht und findet. Ein
deutscher Genre Film, der ganz allein steht in weiter Flur. Die Katze
fand keine Nahahmer, nur einer hätte ihn realisieren können und tat das
auch: Dominik Graf. Graf weiss, dass zu einem Genre Klassiker Stars
gehören. Götz George und Gudrun Landgrebe sehen aus wie welche und sie
sind es auch! Dahinter: Typen, so wie sie in jedem guten Genre Film
auftauchen: Ralf Richter und Heinz Hoenig. Die Katze war erfolgreich an
der Kinokasse und erhielt sogar einen "Bundesfilmpreis". Graf aber,
bekam im Grunde keine zweite Chance, solch ein Projekt zu stemmen. Gegen
das Seichte und Heitere, die Übermacht der deutschen "Komödie", setzt
er Härte, Klarheit und Kraft. Seine Stars besetzt er gegen den Strich.
Aus Götz Georges Parka tragendem Duisburger Anti-Kommissar wird ein
gefährlicher Gangster mit getönter Brille und teurem Anzug. Aus Gudrun
Landgrebes Luxus-Callgirl eine durchtriebene Femme Fatale, eine "Katze",
die immer wieder auf die Füsse fällt. George ist Probek, der ein
grosses Ding plant (so wird in dem Film noch gesprochen). Er hat ein
Verhältnis mit Jutta (Landgrebe) der Filialleiterin der Bank. Anfangs
erleben wir beide im Bett; nackte Körper, aggressiver, gieriger Sex. Wir
lernen beide Charaktere auf diese Weise kennen. Probek bezieht ein
Hotelzimmer gegenüber der Bank. Wie es das Genre will, wird er von dort
aus die Lage ausspähen (mit teurem Gerät!) und sogar den Raubüberfall
dirigieren. Seine Partner (Richter und Hoenig) betreten morgens die
Bank, angeleitet durch Probek. Doch Probek spielt nicht nach ihren
Regeln und alamiert die Polizei... Ein amoralischer Film, der nicht von
Gut und Böse, sondern Stark und Schwach dominiert wird. Wir kennen das
aus New Hollywood Vorbildern der 70er. Dominik Graf erfüllt die
Konventionen und geht doch ein Stück weiter. Ist Probek mit seiner
Überwachungstechnik nicht das Abbild des modernen Überwachungsstaates?
Die Kritik sah das 1988 anders und verfuhr wenig gnädig mit Grafs
Grossproduktion. Bis heute steht der Film ganz allein da, vertritt ein
Genre, das in Deutschland zum TV gehört. Es war Graf selbst, der sechs
Jahre später einen weiteren Polizeifilm versuchte. Künstlerisch
erfolgreich, vom Kassenergebnis her desaströs. Es gab keine weiteren
Wiederbelebungsversuche eines deutschen Thrillers. Grafs Traum, in
Deutschland könnte sich etwas ähnlich Eigenständiges wie früher in
Italien etablieren, blieb bis heute unerfüllt. Graf selbst aber bastelt
weiter daran, wie seine grossartige Mini Serie, die er in Berlin
produzierte beweist. Die Katze, heute wiedergesehen, wirkt erstaunlich
frisch. Im Abstand hat er vor allem eines ganz klar erreicht: Den
Anschluss an die internationalen Vorbilder.
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