Our Daily Free Stream: Ostrov (germ. subt.)
Our Daily Free Stream: Ostrov (germ. subt.). Pavel Lungin meldet sich
mit dem russischen Thriller queen Of Spades zurück. Gespannt! Deshalb
zeigen wir heute seinen wundervollen Ostrov! - Wenn ich am DVD Tresen
der Filmkunstbar Fitzcarraldo arbeite, fragt nie jemand nach Ostrov.
Umgekehrt ist aber jeder glücklich, wenn er Ostrov gesehen und GENOSSEN
hat! In Russland kam der Film 2006 ins Kino, bei uns erst drei Jahre
später. Scheinbar galt Ostrov als schwer verkäuflich. Kein Wunder, steht
doch die Ästhetik ganz im Sinne der russischen Klassiker der 60er! Der
einheitliche Tenor der Kunden, welche die DVD dann aber liehen, ging so:
"Ich hätte nie geglaubt, wie leicht der ist!" Das zentrale Motiv von
Glauben und Schuld wird immer wieder gebrochen von einem Anflug absurden
Humors. Der ist grösstenteils Pyotr Mamonov geschuldet, einem alten
Schauspieler, der seine Rolle mit so viel Überzeugungskraft und Energie
darbietet! Er spielt Vater Anatoly, einen Mönch, der auf einer
entlegenen Insel voller Eis lebt. Während die Mehrheit der Mönche dort
fromm und ergeben ist, muss man Anatoly als Exzentriker bezeichnen. Er
lebt im Heizungs-Raum, wäscht sich und seine Kleidung nur selten und ist
nicht gerade vorbildlich dabei, seine kirchlichen Dienste zu erfüllen.
Oft werden seine Kollegen Opfer von Anatolys trockenen Witzen.
Ausgerechnet er wird aber von der Dorfbevölkerung als Auserwählter
betrachtet mit der Fähigkeit zu heilen. Vielleicht, weil er wirklich so
aussergewöhnlich und exzentrisch ist? Anatoly entspricht der russischen
Tradition des "heiligen Dummkopfs", jemand, dem man mehr zutraut als den
eben nur ganz normal frommen Geistlichen. Immerhin, seine Entscheidung,
ohne jegliche materielle Güter zu leben, provoziert die Kollegen. Und
seine "heilenden" Ratschläge? Manchmal scheint es so, als würde er
überhaupt jeden einfach nur verulken. Dann wieder erweckt der Film den
Eindruck, Anatoly verfüge tatsächlich über Kräfte. Lungins Film ist
wahrhaftig voller Schönheit, während uns das Spiel von Mamonov uns aufs
Beste unterhält! Er wird gequält von Erinnerungen aus dem Krieg,
dreissig Jahre zuvor, von den Verbrechen, die er beging. Die
faszinierenden Ideen von Sünde, Vertrauen und Wiedergutmachung
resultieren aus dieser Vergangenheit. Gibt es überhaupt etwas
auszusetzen an Ostrov? Vielleicht das etwas zu konventionelle Ende,
welches die aufgeworfenen Fragen ein gutes Stück weit zu vereinfachen
sucht?
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