Our Daily Free Stream: Jim Jarmusch - Dead Man
Our Daily Free Stream: Jim Jarmusch - Dead Man. Zum Geburtstag von
Johnny Depp! - Einer der Filme, die immer gern und immer wieder
nachgefragt werden in der Filmkunstbar Fitzcarraldo ist Jim Jarmuschs
Dead Man mit Johnny Depp. Dead Man, ein Gruss aus der Blütezeit des
amerikanischen Indie Films der 90er! Zur Geschichte: Irgendwann in der
Mitte des 18. Jahrhunderts reist William Blake (Johnny Depp) von
Cleveland, wo seine Eltern gerade verstarben, in den Westen. Sein Anzug
sitzt so possierlich, als würde Blake ganz bewusst nach Ärger suchen im
wilden Westen. Während der Überfahrt verweilt die Kamera im Innern des
Zuges, zeigt Blake, inmitten einiger widerlicher Gestalten, um dann
wieder die Weite der Prärie zu zeigen. Um eine Frage vorweg zu
beantworten: Gibt es eine Verbindung von William Blake und dem
englischen Poeten? Wohl nur die, dass sie denselben Namen tragen. Unser
Blake hat von dem Engländer noch nie etwas gehört. Übrigens, ein
Jobangebot hat Blake in den Westen gelockt. Schliesslich ist er am Ziel
und steht vor einer satanischen Mühle. Die Dickinson Stahlwerke nachts
sehen aus wie die Brutstätte des Bösen. Hier will Blake als Buchhalter
beginnen. Der Bürovorsteher (John Hurt) aber eröffnet ihm, dass dieser
Job nicht länger exisitere. Blake ist entsetzt! Seinen letzten Penny gab
er aus, um zu Dickinson zu reisen. Er spricht vor bei dem Inhaber
höchstpersönlich, dargestellt von Robert Mitchum, posierend zwischen
einem ausgestopften Braunbären und einem Portrait seiner selbst. Blake
wird mit einem Gewehrstutzen empfangen und dem Rat, sofort zu
verschwinden. Offensichtlich ist Dickinson dem Wahnsinn verfallen. Als
Blake auf ein unglückliches Blumenmädchen trifft und sie in sein
Hotelzimmer einlädt, wird Blake erneut konfrontiert. Der Liebhaber des
Mädchens stürzt herein, es kommt zum Feuergefecht. Angeschossen flieht
Blake in den Wald. Unnötig zu erwähnen, dass der Liebhaber Dickinsons
Sohn ist, so dass sich eine Rotte des Industrie-Moguls aufmacht, Blake
zu verfolgen... Im Wald aber naht Hilfe. Nobody (Gary Farmer), ein
ausgesprochen kultivierter Indianer, versorgt Blakes Wunde, die
allerdings bereits lebensbedrohlich ist. Nobody seinerseits kennt den
englischen Poeten und behandelt den Angeschossenen als ob er es wäre.
Diese beiden Männer unternehmen eine Odyssee, verfolgt von Killern, auf
der Suche nach Blakes Bestimmung, seinem ultimativen Schicksal. Was für
eine Verbindung: Der Mystizismus des Original Blakes und der
amerikanischen Eingeborenen! Dead Man ist ein ausgesprochen merkwürdiger
und sehr langsamer Film. Viel Zeit zum Nachdenken bleibt über die
Bedeutung dieses psychodelischen Westerns - böse Zungen behaupten, dass
der Film dafür gar nicht genug Gehalt hätte! Die wundervollen
Schwarzweiss Aufnahmen von Robby Muller machen uns bewusst, wie einsam
es eigentlich im Westen gewesen sein muss. Einzig Nobody bringt etwas
Wärme in dieses Szenario. Er spricht so wie ein New Age Guru, während
Blake traurig und verloren dahin treibt. Während der letzten 30 Minuten
wird das Gefühl des Verlorenseins verstärkt durch Neil Youngs
Gitarren-Soundtrack. Angeblich hat er alles im ersten Take eingespielt.
Jarmusch zeigte Young seinen Film und liess den Alt-Rocker
improvisieren. Wenn du den Film am hellichten Nachmittag ansiehst, magst
du glauben, da hätte einfach jemand seine Gitarre auf den Boden
geworfen. Lässt du dich aber abends auf den Film ein und zündest noch
ein paar Kerzen an, entfaltet gerade Neil Youngs Gitarre ihre Magie. Jim
Jarmusch müssen wir als den Dritten auf dieser Reise begreifen. Wohin
es geht? Er scheint es selbst nicht zu wissen. Ist der weisse Mann
verdammt und der Eingeborene Spirituell überlegen? Sind es die Maschinen
des Ostens, die den Westen zerstören? Gibt es keine andere Stadt, in
der ein Buchhalter benötigt wird? Man könnte sich diese Fragen stellen
oder Dead Man einfach auf sich wirken lassen. Als einen Rausch des
Todes. "Is this a holy thing to see In a rich and fruitful land, Babes
reduced to misery, Fed with cold and usurous hand?" (der "Original"
William Blake)
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