Our Daily Free Stream: Barbet Schroeder - Barfly
Our Daily Free Stream: Barbet Schroeder - Barfly.
Charles Bukowski ist der Poet der Skid Row. Fast aussichtslos, seine
Kunst denjenigen nahe zu bringen, die ihn nicht verstehen wollen. Bis er
50 war, zog Bukowski durch L.A., stieg in unzähligen Bars mit
ungezählten Frauen ab. Sie alle waren billig, teuer, schlecht oder gut -
je nachdem und in beliebigen Varianten. Barfly lädt uns für die Länge
eines Spielfilms ein, Platz zu nehmen in seinem Universum. Zumindest für
einige Tage, die nach Bukowski Massstäben zu seinen besseren gehören.
Hier befinden wir uns also in einer heruntergekommenen Bar. Dieselben
Trinker nehmen täglich ihre Plätze ein und verharren. Niemand scheint
sich für den Anderen zu interessieren und doch weiss jeder alles über
jeden. Stammgast ist auch Henry (Mickey Rourke), Bukowskis Alter Ego.
Ein Trinker und manchmal auch ein Dichter. Der Bartender hasst Henry aus
demselben Grund, weshalb jeder Barkeeper in einer solchen Spelunke
seine Kunden hasst: Er muss einen solchen Verlierer bedienen, ohne
Aussicht auf ein nennenswertes Trinkgeld. Herny und der Bartender gehen
hinaus in den Hof für einen Faustkampf. Herny steckt ein, spuckt Blut
und nimmt noch einen Drink. Für ihn alles ganz normal. Eines Tages sitzt
Wanda (Faye Dunaway) am anderen Ende der Bar. Sie sieht aus wie eine
Frau mit Klasse, die exakt in diese Bar gehört - und doch nicht. Eine
Trinkerin mit Stil. Herny und Wanda unterhalten sich. Schnell kommt
heraus, dass Henry pleite ist. Sie lädt ihn ein zu sich nach Hause. Alle
Dialoge von Rourke und Dunaway in Barfly sind ein reines Vergnügen; der
Schlagabtausch dieser Nacht aber - reine Poesie! Sie erklärt, dass sie
immer die schlechtesten Entscheidungen trifft, wenn sie betrunken ist.
Natürlich. Tags darauf kommt ein schönes Mädchen (Alice Krige) in die
Bar, die Henry sucht. Sie schreibt für ein Literaturmagazin. Beide gehen
zu ihr nach Hause, trinken, flirten, leben einfach nebeneinander her.
Als das schöne Mädchen wieder die Bar besucht, ist Wanda bereits dort.
Diesmal leben sie nicht nebeneinander her. Im Grunde gehts darum in
Barfly, einem Film, der ohne nennenswerten Plot auskommt. Barfly
entspringt aus der Welt der Trinker, in der ein Schritt nicht zwingend
zum nächsten führt. Zwischen dem Kater danach und vor dem nächsten Suff
kann alles passieren. Barbet Schroeder hat den Film gemacht nach einem
(dem einzigen!) Original-Drehbuch Bukowskis. Acht Jahre arbeitete
Schroeder daran, laut Bukowskis Hollywood (nicht dem "Roman zum Film",
sondern einer Art Entstehungsgeschichte) spazierte Schroeder sogar ins
Büro seines Produzenten, um sich mit einem Tranchiermesser einen Finger
abzuschneiden. Oder vielleicht auch dem Produzenten? Schroeder versucht
nie, uns zu beeindrucken mit seiner künstlerischen Finesse. Stattdessen
filmt er einfach das Drehbuch ab - wohl aber mit viel Liebe für jedes
Detail! Das Resultat: Ein sehr amerikanischer Film, obgleich einer wie
kein zweiter! Barfly zeigt die Menschen, die wir nie bemerken, mit denen
wir nie in Kontakt kommen. Allein das macht ihn zu einem kleinen
Klassiker!
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