Our Daily Free Stream: Wolfgang Becker - Godd Bye Lenin (germ. only)
Our Daily Free Stream: Wolfgang Becker - Good Bye Lenin.
Ost-Berlin (Hauptstadt der DDR, so der schöne Untertitel) 1989.
Christiane, eine aufrechte Kommunistin (DEFA Star Katrin Sass) muss auf
DDR1 mitansehen, wie ihr Sohn Alex (Daniel Brühl) von der Polizei
niedergeprügelt wird. Durch den Schock fällt sie ins Koma. Während sie
schläft, bricht das Regime zusammen und die Mauer fällt. Die Welt, die
sie kannte, die Deutsche Demokratische Republik, verschwindet. Als sie
wieder zu Bewusstsein kommt, warnt der Arzt die Familie: "Der kleinste
Schock könnte sie umbringen". Was nun? Nachdem ihr Mann sie mit einer
anderen Frau verliess, widmete sie ihr ganzes Leben der DDR (so
jedenfalls wird es den Kindern erzählt). Alex, der gute Sohn, baut nun
auf 60 Quadratmetern einfach die DDR für seine Mutter nach. Honecker
noch in Amt und Würden, die Spreeewaldgurken in ihren Gläsern, selbst im
Fernsehen sieht man den Schwarzen Kanal. Good Bye Lenin, ein Film
voller Referenzen und Anspielungen, die heute wohl nicht mehr jeder
versteht. Die Grundidee aber funktioniert über die Zeit hinaus. Wolfgang
Becker hat akribisch einen Ausstattungsfilm konzipiert. Im Mittelpunkt,
die Konsumgüter der DDR, die Alex mit Mühe beschafft. Schön, die
Passagen, in denen er Videofilme inszeniert, die seine Mutter als DDR
Fernsehen serviert bekommt. Immer wieder muss er dabei mit der Realität
kämpfen, etwa, wenn ein Coca Cola Banner am Alex herabgelassen wird.
Wolfgang Beckers Film übertraf sämtliche Erwartungen, avancierte zu
einem der grössten deutschen Filmerfolge. Umso erstaunlicher, da die
Produktions-Firma X-Filme damals noch Indie war. Wer sich erinnert: Man
konnte die Wohnung von Alex und Christiane sogar besichtigen und ein
Zeppelin kreiste über Berlin: 60 Quadratmeter DDR. Es war zur Blütezeit
der Ostalgie-Bewegung, in der DDR Produkte Kult-Charakter bekamen. Good
Bye Lenin führt sie alle vor! Veränderung bricht über Ostdeutschland
herein, wie eine Lawine. Die DDR landet buchstäblich im Müll. In Alex
Videofilmen aber kollabiert der Westen und jeder flieht in die DDR. Für
die Mutter ist das selbstverständlich; es musste ja so kommen...
Wolfgang Becker hat eine Komödie gemacht, wenn auch eine äusserst
merkwürdige. Im Mittelpunkt steht der Selbstbetrug Christianes. Immer,
wenn ich drüben in Ost-Berlin war, spürte ich die Angst der Menschen vor
dem Regime. Niemand hat ernsthaft die Lügen der Regierung Honecker
geglaubt! Für Christiane aber funktioniert die Partei als emotionale
Kompensation. Für mich war die Ostalgie-Welle immer geschmäcklerisch.
Sicher, jeder erinnert sich nur an das Beste aus der eigenen
Vergangenheit. Wer in der DDR lebte, hat genauso schöne Erinnerungen wie
wir in West-Berlin. Dennoch macht sich Good Bye Lenin niemals Gedanken
über die Starrköpfigkeit Christianes. Immerhin hängt sie an einem Staat,
der seine Bürger einmauerte und erschiessen liess! Die DDR ist nicht
das dritte Reich und doch darf man sie gern auch kritisch sehen! Good
Bye Lenin ist keine Verteidigung der Deutschen Demokratischen Republik.
Beckers Komödie muss man psychologisch verstehen, nicht politisch.
Versuchen nicht alle Eltern ihre alte Welt am Leben zu erhalten? Und
helfen wir ihnen nicht dabei? Wie wäre es, sie einfach mit der Wahrheit
zu konfrontieren?
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen