Our Daily Free Stream: Jean-Luc Godard - Le Mepris (french only)
Our Daily Free Stream: Jean-Luc Godard - Le Mepris (french only). Le
Mepris ist in gewisser Weise ein Experiment: Jean-Luc Godards erste Big
Budget Produktion mit einem grossen Star: Brigitte Bardot. Es war ein
einmaliger, mehr oder weniger befriedigender Auslug. Immerhin kann man
alle nachfolgenden Filme Godards auch als Reaktion auf Le Mepris sehen.
Nicht, dass der Film ohne Spannung wäre. Nicht nur zwischen den
Dialogzeilen spüren wir den Kampf des Autoren gegen seine Produzenten.
Ein verfehlter Dramaturg (Michel Piccoli) arbeitet für einen korrupten
amerikanischen Produzenten (Jack Palance), das Drehbuch für ein Projekt
zu schreiben, dass von einem Regie-Veteranen (Fritz Lang) umgesetzt
werden soll. Der Dramatur hat eine wunderschöne Frau (Brigitte Bardot)
und beide lieben sich innig. Jedoch: Auch der Produzent hat ein Auge auf
sie geworfen. Der Film soll die Odyssee erneut auf die Leinwand
bringen. Palance hat einen Aufguss der Hercules-Sandalenfilme im Kopf,
Fritz Lang einen Autorenfilm. Immer wieder hat man versucht, die
Geschichte der Odyssee in Le Mepris wiederzufinden: Piccoli als
Odysseus, Bardot als Penelope und Palance als Poseidon. Genauso gut
könnte der Dramaturg aber auch eine Verkörperung von Godard selbst sein
und Bardot seine damalige Frau Anna Karina. Ironischerweise setzten die
Produzenten Joseph E. Levine und Carlo Ponti Godard ähnlich zu wie
seinem Helden und liessen sogar Nacktaufnahmen von Bardot nachdrehen.
Einmal brüllt Palance Lang an, während er eine Aufnahme der Odyssee
sieht (die wie eine Postkarten-Ansicht von Griechenland wirkt):
"Betrug!" In der Eröffnungsszene liegt Bardot nackt im Bett. Ihr Körper,
jedes einzelne Körperteil, werden von Piccoli angepriesen. Sie fragt
ihn, wie ihm ihre Knie, der Busen, ihre Arme gefallen. Alles ist
perfekt! Es soll die einzige Liebes-Szene in Le Mepris bleiben. Wir
können uns vorstellen, wie der Produzent Godard anbrüllte: "Betrug"!
Danach entstand die Nacktszene. Merkwürdig die Tatsache, dass wir zwar
nackte Haut sehen, das aber ganz unerotisch. Nach der desaströsen ersten
Vorstellung stürmt Palance aus dem Raum, lädt die Beteiligten in seine
Villa ein. Vor allem Bardot, die verstört reagiert, nachdem Piccoli
keine Anstalten macht, sie vor dem Produzenten zu beschützen. Palance
und Bardot brausen im Cabrio davon, Piccoli hechelt hinterher. Liefert
er seine Frau dem Produzenten aus? Wir befinden uns in der Überleitung
zum zweiten Akt. Bardot und Piccoli argumentieren. Schauplatz: Die
unfertige Neubauwohnung, die Piccoli mit seinem Drehbuch verdient. Die
Gespräche des Ehepaares, sie sind im Tonfall des echten Lebens gehalten.
Bardot vergleicht ihren Mann mit dem Esel Martin. Das Gespräch ist
reichlich unlogisch, denn im Grunde fordern beide Seiten vollkommen
unkritische Akzeptanz und Vergebung. Der dritte Akt spielt in der
atemberaubenden mediterranen Villa von Palance - einem griechischen
Tempel nachempfunden. Viele Momente sind den Schlachten nachempfunden,
die sich Godard mit dem Establishment der Filmindustrie lieferte. Für
die Figur Fritz Lang wiederum dienten einige Punkte aus der Biographie
Fritz Langs als Inspiration. Wenn Lang bemerkt, dass Cinemascope (das
Format, in dem Godard Le Mepris drehte) nur etwas für Schlangen sei,
meinen wir, Godard zu hören. Ist das noch die rohe Kraft der Nouvelle
Vague? Oder gar "Qualitätskino"? Palance wirkt etwas deplaziert als
Klischee des amerikanischen "Money Man". Bardot dagegen ganz natürlich.
Die wahre Eva! Piccoli (in seiner ersten Rolle!) verkörpert einen Mann
von geringem Talent und grösster Verunsicherung. Fast das Gegenteil der
Rollen, die Piccoli später spielen sollte! Wie immer bleibt Godard
ziemlich distanziert. Wie fast alle seine Werke handelt Le Mepris vom
Filmemachen an sich und darüber gibt er uns Auskunft - die "vierte Wand"
durchbrechend. Fast scheint Le Mepris wie eine Satire über
Kommunikation an sich! Offensichtlich ist Godard (trotz seiner
Seitenhiebe) auch fasziniert von Cinemascope und der Schönheit der
eigenen Aufnahmen. Sicher: Le Mepris, mit der wundervollen Musik von
Georges Delerue ist ein Augenschmaus! Wie sein Film-im-Film kämpft
Godard damit, seine Figuren zu überhöhen bzw. zu vulgarisieren. Nach Le
Mepris beschloss er, dass solche Filme nichts für ihn wären und nimmt
sich selbst einfach heraus - aus seinem eigenen Film.
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