Mittwoch, 28. September 2016

Our Daily Free Stream: Ingmar Bergman - The Silence


Our Daily Free Stream: Ingmar Bergman - The Silence. Zwei Frauen und ein Junge teilen sich ein Abteil im Zug. Wir spüren, wie die Frauen sich nicht ausstehen können. Es existiert eine unterschwellige Spannung. Der Junge verlässt das Abteil und beobachtet die Zuggäste. Er starrt sie an. In einer Stadt ohne Namen hält der Zug. Die Drei checken in ein Hotel ein. So beginnt Ingmar Bergmans Tystnaden. Es ist der dritte Teil der God's Silence Trilogie, wohl aber ohne den theologischen Unterbau der Vorgänger. Zumindest nicht explizit. Ganz nebenbei erfahren wir durch ihre Gespräche, dass wir es mit Schwestern zu tun haben. Ester (Ingrid Thulin), eine schwermütige, tief enttäuschte Frau. Sie liegt im Sterben. Anna (Gunnel Lindblom), die Jüngere, üppigere. Sie wollen heimkehren, obwohl nicht klar wird, wo das sein soll oder wo sie sich überhaupt befinden. Ester, die als Übersetzerin arbeitet, erkennt nicht einmal die sie umgebende Sprache. Der Junge heisst Johan. Ein niedlicher Kerl, Annas Sohn und offenbar lebt er schon lange zwischen den Beiden. Warum die beiden streiten? Es muss weit zurückliegen. Ein Ereignis in der Kindheit der Schwestern und vielleicht hat es etwas mit dem Vater zu tun. Nun aber fühlt Anna ein verlogenes Mitleid mit der Sterbenden. Um sich abzulenken, will sie raus in die Stadt und Sex mit jemandem haben. Denke ich zumindest, denn alles in Bergmans Film wird nur angedeutet. Fast werden wir gefordert wie ein Psychologe, ins Geschehen einzudringen. Johan ist der Schlüssel. Er liebt beide Schwestern. Ein ausgesprochen sympathischer Junge, wohl aber frustriert. Deutlich wird das in der Szene, da er im Hotel Korridor pinkelt. Überhaupt verbringt er die meiste Zeit dort, observiert ein paar Gestalten. Irgendwo in der Einöde. Fotografiert wurde das Werk von Sven Nykvist, Bergmans langjähriger Begleiter. Die Szenen in den Innenräumen hat er präzise getroffen wie ein Architekt. Seinerzeit war Tystnaden ein Skandal, ein Schock! Vor allem wegen der berühmten Nacktszene. Vergessen wird dabei, wie romantisch der Film auch ist! Nykvest zeigt oft ganze Gesichter, frontal. Vor allem das von Johan. Immer klingt so etwas wie eine düstere Vorahnung an. Fast so als deute Bergman auf einen Krieg hin. In dem Moment, da Esters Krankheit ihren Höhepunkt erreicht, erklingt so etwas wie ein Stöhnen. Ein Klang, der direkt aus der Hölle zu kommen scheint. Wenig später, informiert Anna die Sterbende, dass sie mit Johan abreisen würde. Bereits mit dem nächsten Zug. Johans Versprechen, sie würden bald zurück sein - der Wunsch eines Kindes. Doch kann der Wunsch eines Kindes Bestand haben beim Eintritt ins Erwachsenenalter? Kann das sein in der Annahme, dass Gott schweigt?

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