Our Daily Free Stream: Ingmar Bergman - The Silence
Our Daily Free Stream: Ingmar Bergman - The Silence.
Zwei Frauen und ein Junge teilen sich ein Abteil im Zug. Wir spüren, wie
die Frauen sich nicht ausstehen können. Es existiert eine
unterschwellige Spannung. Der Junge verlässt das Abteil und beobachtet
die Zuggäste. Er starrt sie an. In einer Stadt ohne Namen hält der Zug.
Die Drei checken in ein Hotel ein. So beginnt Ingmar Bergmans Tystnaden.
Es ist der dritte Teil der God's Silence Trilogie, wohl aber ohne den
theologischen Unterbau der Vorgänger. Zumindest nicht explizit. Ganz
nebenbei erfahren wir durch ihre Gespräche, dass wir es mit Schwestern
zu tun haben. Ester (Ingrid Thulin), eine schwermütige, tief enttäuschte
Frau. Sie liegt im Sterben. Anna (Gunnel Lindblom), die Jüngere,
üppigere. Sie wollen heimkehren, obwohl nicht klar wird, wo das sein
soll oder wo sie sich überhaupt befinden. Ester, die als Übersetzerin
arbeitet, erkennt nicht einmal die sie umgebende Sprache. Der Junge
heisst Johan. Ein niedlicher Kerl, Annas Sohn und offenbar lebt er schon
lange zwischen den Beiden. Warum die beiden streiten? Es muss weit
zurückliegen. Ein Ereignis in der Kindheit der Schwestern und vielleicht
hat es etwas mit dem Vater zu tun. Nun aber fühlt Anna ein verlogenes
Mitleid mit der Sterbenden. Um sich abzulenken, will sie raus in die
Stadt und Sex mit jemandem haben. Denke ich zumindest, denn alles in
Bergmans Film wird nur angedeutet. Fast werden wir gefordert wie ein
Psychologe, ins Geschehen einzudringen. Johan ist der Schlüssel. Er
liebt beide Schwestern. Ein ausgesprochen sympathischer Junge, wohl aber
frustriert. Deutlich wird das in der Szene, da er im Hotel Korridor
pinkelt. Überhaupt verbringt er die meiste Zeit dort, observiert ein
paar Gestalten. Irgendwo in der Einöde. Fotografiert wurde das Werk von
Sven Nykvist, Bergmans langjähriger Begleiter. Die Szenen in den
Innenräumen hat er präzise getroffen wie ein Architekt. Seinerzeit war
Tystnaden ein Skandal, ein Schock! Vor allem wegen der berühmten
Nacktszene. Vergessen wird dabei, wie romantisch der Film auch ist!
Nykvest zeigt oft ganze Gesichter, frontal. Vor allem das von Johan.
Immer klingt so etwas wie eine düstere Vorahnung an. Fast so als deute
Bergman auf einen Krieg hin. In dem Moment, da Esters Krankheit ihren
Höhepunkt erreicht, erklingt so etwas wie ein Stöhnen. Ein Klang, der
direkt aus der Hölle zu kommen scheint. Wenig später, informiert Anna
die Sterbende, dass sie mit Johan abreisen würde. Bereits mit dem
nächsten Zug. Johans Versprechen, sie würden bald zurück sein - der
Wunsch eines Kindes. Doch kann der Wunsch eines Kindes Bestand haben
beim Eintritt ins Erwachsenenalter? Kann das sein in der Annahme, dass
Gott schweigt?
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