Our Daily Free Stream: Jean-Luc Godard - A Bout De Souffle (french only)
Our Daily Free Stream: Jean-Luc Godard - A Bout De Souffle (french
only). In diesem Moment arbeitet Godard an seinem neuen Projekt - noch
ohne Titel! Deshalb gibts heute sein Debüt. - Wir reden. Du über dich
und ich über mich. Wo wir besser über uns gesprochen hätten. - Das
moderne Kino beginnt hier, 1960, bei Jean-Luc Godards Debüt. Das wohl
einflussreichste überhaupt! Ein Filmwissenschaftler würde jetzt
erörtern, dass Godards "Jump Cuts" den Durchbruch brachten. Vielleicht
war es aber auch einfach nur die Respektlosigkeit, mit der sich Godards
narzistische Helden obsessiv um sich selbst drehen, ohne den Rest der
Gesellschaft überhaupt zu beachten? Im Grunde kann man sämtliche
Charaktere der goldenen Ära Hollywoods der späten 60er von Godards
Vorbild ableiten. A Bout De Souffle ist ein lebendiger Film, der uns
herausfordert und mit einbezieht. Ein Werk, das uns jederzeit
überraschen kann! Faszinierend, wie naiv und doch amoralisch die beiden
Helden sind: Michel (Jean-Paul Belmondo), ein Autodieb, der Bogard
idealisiert und vorgibt, viel härter zu sein, als er es eigentlich ist.
An seiner Seite (oder nicht?) Patricia (Jean Seberg), eine Amerikanerin,
die den Herald Tribune verkauft und auf einen Studienplatz in der
Sorbonne wartet. Wissen sie eigentlich, was sie tun? Beide Morde im Film
entwickeln sich aus der Besessenheit Michels für Waffen (die ihm gar
nicht gehören). Patricia ist involviert, da sie sexuell fasziniert ist
von Michels Gangster Persona. Michel will genauso sein wie die Filmstars
aus Hollywood. Er probiert deren Mimik im Spiegel und in keiner
einzigen Szene sieht man ihn ohne Zigarette (oft erleben wir die
Übergänge, wie er die folgende mit der vorigen anzündet). Michels
letzter Atemzug, selbst der ist noch voller Rauch! Belmondo war mitte
Zwanzig während des Drehs, wirkt aber wie ein Jugendlicher - die
Zigaretten etwas zu gross für sein Gesicht. Mit seiner Boxernase kann
man ihn (vor allem zu Beginn der 60er!) nicht als klassisch schönen Star
bezeichnen. Aber etwas Hypnotisches geht von ihm aus und nicht nur ganz
Frankreich lag ihm zu Füssen! Jean Sebergs Hollywood Karriere während
der 50er verlief ziemlich desaströs, so dass sie nach Europa floh, wo
Godard sie entdeckte. Ihre Patricia ist das Mysterium des Films! Michel
verstehen wir: Er posiert wie ein grosser Gangster und wahrt seine
Fassade. Darunter hat er Angst. Und Patricia? Sie glaubt, schwanger zu
sein mit Michel als Vater - aber ist das überhaupt wichtig für den Film?
Sie weiss, dass Michel ein Dieb und Mörder ist - und verheiratet.
Offensichtlich zeigt er mehrere Gesichter. Nun versucht sie, mit kleinen
Spielchen herauszufinden, ob sie ihn liebt oder nicht? Patricia scheint
noch verblendeter zu sein als Michel! A Bout De Souffle ist längst
Mythos. Eine Legende! Die Initialzündung der Nouvelle Vague, die dem
gediegenen französischen Kino eine experimentierfreudigere, rohere
Gangart verpasste. Ein persönlicher Film, gemacht von einem ehemaligen
Kritiker der Cahiers Du Cinema, die sich gegen das Establishment
richteten. Der Dreh muss so gelaufen sein: Morgens schrieb Autor
Francois Truffaut ein paar Zeilen, die von Godard dann verfilmt wurden.
Verantwortlich für das Production Design zeichnet sich Claude Chabrol
und selbst Melville spielt eine Cameo Rolle! Kameramann Raoul Coutard
hatte zuvor nur drei Filme gemacht. Angeblich entstanden einige Szenen,
indem er sich mitsamt der Kamera in einen Rollstuhl setzte. Zumindest
sind so der grobkörnige Look, die verwackelten Einstellungen erklärbar.
Eine Drehgehmigung gabs offensichtlich nicht. Passanten starren in die
Kamera, winken uns sogar zu. Dem Film ist das alles egal und Belmondo
wirkt trotzdem überlebensgross! Ein sehr fiktionales Werk, dass "echt"
aussehen will! A Bout De Souffle bekam sensationelle Kritiken. Ein Film
ganz ohne Klischees, der das ganze Jahrzehnt überstrahlte! Godard blieb
eine Dekade lang der grosse Neuerer. Danach verliessen sie ihn und er
verlor sich in manierierten Experimenten. Ein kleiner Film, schnell
geschossen, in dem er genau wusste, was er sagen wollte. Nur ein kurzer
Satz und das Kino hatte sich für immer verändert.
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