Our Daily Free Stream: Gadjo Dilo
Our Daily Free Stream: Gadjo Dilo. World Cinema, ein Begriff der nicht
mehr so häufig verwendet wird, impliziert eine filmische Reise. Ob zu
den orthodoxen Juden nach Israel oder einem belgischen Waffelbäcker. Ich
mochte das immer, mich filmisch aus Berlin zu entfernen. In eine Welt
einzutauchen, die ich selbst nicht kennenlernen konnte! Gadjo Dilo führt
nun nach Rumänien zu den Gypsies und ihrer Musik. Tony Gatlif, geboren
in Algerien, aufgewachsen in Frankreich, nimmt uns mit und lässt uns
alles durch die Augen eines jungen Franzosen (Romain Duris) betrachten.
Seine Schuhe sind kaputt und er stellt einen solchen Idealisten dar, wie
wir ihn aus Kreuzberg gut kennen. Bereit, sich wirklich einzulassen.
Wird er wieder in seine Welt zurückkehren? Ist das alles nur ein
sechswöchiger Trip, in dem man sich halt mal einschränkt? Gut möglich.
Man mag solche Typen belächeln, jedoch schaffen nur sie es, überhaupt
ein Abenteuer zu erleben. Der Gadjo Dilo, der "verrückte Fremde",
schliesst sich der Dorfgemeinschaft der Gypsies an und lebt bei ihnen.
Auf Kassette die Stimme einer Sängerin, die er verehrt. Er wird jeden
nach dieser Frau fragen. Dabei erlebt der junge Mann aus Paris alle
Freuden, die wir nur erahnen können. Er verliebt sich, feiert
ausgelassen - es ist klar; wir befinden uns in einem Märchen. Gadjo Dilo
wirkt dabei aber immer auch semi-dokumentarisch und romantisiert
nichts. Genauso spüren wir die angestauten Aggressionen im Dorf, immer
zu den Aussenseitern zu zählen. Gadjo dilo dreht den Spiess um. Der
nette Junge aus Paris ist hier der Sonderling. Einen grossen Unterschied
aber gibts: Während wir die Gypsies kaum beachten, sie keines Blickes
würdigen, gehts in Gadjo Dilo ausschliesslich um den jungen Franzosen.
Er wird aufgenommen und ist schliesslich einer von ihnen.
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