Montag, 12. September 2016

Our Daily Free Stream: Gadjo Dilo


Our Daily Free Stream: Gadjo Dilo. World Cinema, ein Begriff der nicht mehr so häufig verwendet wird, impliziert eine filmische Reise. Ob zu den orthodoxen Juden nach Israel oder einem belgischen Waffelbäcker. Ich mochte das immer, mich filmisch aus Berlin zu entfernen. In eine Welt einzutauchen, die ich selbst nicht kennenlernen konnte! Gadjo Dilo führt nun nach Rumänien zu den Gypsies und ihrer Musik. Tony Gatlif, geboren in Algerien, aufgewachsen in Frankreich, nimmt uns mit und lässt uns alles durch die Augen eines jungen Franzosen (Romain Duris) betrachten. Seine Schuhe sind kaputt und er stellt einen solchen Idealisten dar, wie wir ihn aus Kreuzberg gut kennen. Bereit, sich wirklich einzulassen. Wird er wieder in seine Welt zurückkehren? Ist das alles nur ein sechswöchiger Trip, in dem man sich halt mal einschränkt? Gut möglich. Man mag solche Typen belächeln, jedoch schaffen nur sie es, überhaupt ein Abenteuer zu erleben. Der Gadjo Dilo, der "verrückte Fremde", schliesst sich der Dorfgemeinschaft der Gypsies an und lebt bei ihnen. Auf Kassette die Stimme einer Sängerin, die er verehrt. Er wird jeden nach dieser Frau fragen. Dabei erlebt der junge Mann aus Paris alle Freuden, die wir nur erahnen können. Er verliebt sich, feiert ausgelassen - es ist klar; wir befinden uns in einem Märchen. Gadjo Dilo wirkt dabei aber immer auch semi-dokumentarisch und romantisiert nichts. Genauso spüren wir die angestauten Aggressionen im Dorf, immer zu den Aussenseitern zu zählen. Gadjo dilo dreht den Spiess um. Der nette Junge aus Paris ist hier der Sonderling. Einen grossen Unterschied aber gibts: Während wir die Gypsies kaum beachten, sie keines Blickes würdigen, gehts in Gadjo Dilo ausschliesslich um den jungen Franzosen. Er wird aufgenommen und ist schliesslich einer von ihnen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen