youtube: Junebug
youtube: Junebug. Gibts überhaupt wen, der Amy Adams nicht mag? Nach
Arrival spielt sie in Disenchanted, einer animierten Komödie. Doch wer
erinnert sich an Junebug? - Junebug heisst der Film, der das Leben in
einer Kleinstadt wie kein zweiter begriffen hat. Das muss keine
amerikanische Kleinstadt im Süden sein, das kann auch jede deutsche
Kleinstadt sein. Oder der Stadtrand von Berlin. Junebug beobachtet
scheinbar unwichtige Details, die natürlich wichtig sind, eben WEIL es
sich um Details handelt. Phil Morrisons Film mag jeden seiner Charaktere
und vermeidet zwei typische Fehler: Die Kleinstädter werden nicht als
Idioten dargestellt, die Grossstädter nicht als blosse Materialisten.
Morrison weiss, dass die Menschen voll guter Intentionen sind und doch
immer wieder vom Leben in bestimmte Rollen gepresst werden. Er weiss,
dass der Ton die Melodie macht. Es ist nicht ausschlaggebend, was seine
Charaktere sagen, sondern wie sie es tun. Wer sind also diese Menschen?
Die Geschichte beginnt in Chicago. Die Kunsthändlerin Madeleine (Embeth
Davidtz) veranstaltet einen Wohltätigkeits-Basar auf dem George
(Alessandro Nivola) anwesend ist. Sie sprechen über Kunst, verlieben
sich auf den ersten Blick und heiraten eine Woche später. Seine Familie
aus North Carolina ist geladen, reagiert aber nicht. Sechs Monate später
hört sie von einem interessanten Künstler aus dem Süden und schlägt
zwei Fliegen mit einer Klappe: Bei der Gelegenheit, kann sie gleich auch
ihre neue Familie kennenlernen. Peg (Celia Weston) ist die Matriarchin,
die jeden und alles kritisiert. Während sie stets Recht behält, ist ihr
Mann Eugene (Scott Wilson) zu einer stillen Schatten-Existenz erstarrt.
Georges jüngerer Bruder Johnny (Ben McKenzie) hat eine typische
Highschool Süssmaus geheiratet und geschwängert: Ashley (die tolle Amy
Adams). Als sie eintreffen, weigert sich Johnny, allzu viel zu reden und
verbringt die meiste Zeit in der Garage. Ashley dagegen ist süss und
optimistisch und ich denke eine gute Seele. Sie ist ausserordentlich
neugierig und mitteilungsbedürftig. Madeleine, die Grossstädterin,
lächelt die meiste Zeit. Falls sie sich von der Südstaaten-Familie
gestört fühlt, merken wir ihr das nicht an. Jeder in der Familie ist
dermassen in seiner Rolle befangen, dass die Ankunft der "Neuen" aus
Chicago wie ein Sturm wirkt. Es exisitert eine unausgesprochene Spannung
zwischen George und Johnny, aber auch Ashley und Johnny. Wohl zwischen
Johnny und dem Rest der Welt. Schliesslich muss Ashley ins Krankenhaus;
es ist soweit! Das Baby kommt. Madeleine aber begleitet die Familie
nicht, sondern will den Vertrag mit ihrem Künstler fixieren. Es stellt
sich folgende Frage: Wie wichtig ist das Baby für George? Würde er
eigens aus Chicago rüberfliegen, um sie zu unterstützen? In dem Moment
aber, da er im Elternhaus weilt, folgt er den Regeln dort (während
Johnny natürlich nicht im Krankenhaus ist, glaubt George, Madeleine
sollte dort sein und nirgendwo sonst). Dieser Konflikt führt zu einer
grossartigen Szene zwischen George und Ashley, nachdem wohl auch der
letzte von Amy Adams überwältigt sein wird... Junebug ist ein grosser
Film. Ein wahrhaftiger Film. Er führt keinen Wettstreit gegen all die
"Indie" Familienfilme, in denen die Familien möglichst exzentrisch und
witzig vorgeführt werden. Junebug versteht, wie komplex Familien
funktionieren und dass ihre Probleme nicht mal eben während eines
Kurzbesuchs gelöst werden können. Auch nicht in 90 Filmminuten
(inklusive Happy Ending). Die Probleme werden fortdauern und fortdauern.
Achtet mal auf die Szene zwischen Madeleine und ihrem stillen
Schwiegervater Eugene, in dem Moment, da sie ihn auf seine Frau
anspricht: "She's a very strong personality." Er aber antwortet: "She's
not like that inside." Dann fügt er hinzu: "Like most". Zwei wichtige
Wörter, die gesagt werden müssen. Sie tragen die gesamte Last des Films.
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