youtube: Paolo Sorrentino - The Consequences Of Love
youtube: Paole Sorrentino - The Consequences Of Love. Zuletzt
inszenierte der Italiener die tolle Serie The Young Pope mit Jude Law.
doch wer erinnert sich noch an seinen zweiten Film? - Der lebende Tod in
Bern. Hier kommt ein beeindruckend stilsicherer und eigenwilliger
Liebesfilm aus Italien vom 35jährigen Paolo Sorrentino. Das italienische
Kino, dass sich so lange dem Bombast und Pathos ergeben hat, braucht
diese Frischzellenkur auch so dringend wie ein darbender Patient! Im
Mittelpunkt ein todernster, ausdrucksloser Mafioso, der im Grunde das
Leben eines modernen Manager-Typen führt: Weit weg von zu Hause als
permanenter Hotelgast, gefangen in einem Labyrinth der Angst. Alles
scheint hier unbeweglich, in der Schwebe und von reiner Eleganz. Dazu
ein Sound Design, dass wirkt, als wäre nichts real, sondern nur
Halluzination. Toni Servillo spielt Titta mit seinem angespannt
sensiblen Gesichtsausdruck. Seit zehn Jahren lebt Titta wie ein Geist in
diesem Luxus-Hotel in der Schweiz. Gekleidet wie ein Mann von Welt,
stilvoll rauchend, ganz der bourgeoise Italiener, bezahlt er pünktlich
alle Rechnungen und scheint nichts, aber auch gar nichts zu tun zu
haben. Das Personal des Hotels ist fasziniert von ihm; wie er durch die
Korridore des Anwesens schwebt, ohne auch nur einen Gruss zu erwidern.
Titta zeigt keine Reaktion, starrt einfach an seinem Gegenüber vorbei.
In der Bar nimmt er stets seinen gewohnten Ecksitz ein und trinkt
allein. Jede Konversation mit anderen Gästen weist er zurück (der
witzigste Moment ist der, da zwei Backpacker-Mädchen seinen Sessel
besetzen). Tittas Hotelzimmer mit den Beige und Braun-Tönen wirkt wie
ein deprimierendes Exil, in dem er seine Abende allein verbringt. Aber:
Titta besitzt eine Waffe. Einmal wirft er sie aufs Bett, dann sein
Jacket daneben. Die Kamera verharrt auf der Pistole, bis wir sie auch
wirklich bemerkt haben. Jede Woche empfängt Titta einen mysteriösen
Koffer voller Dollars von einer geheimnisvollen Frau mit Sonnenbrille.
Ohne Fragen zu stellen bringt er den Koffer mit seinem silbernen BMW zur
Schweizer Bank, wo er verlangt, dass die Summe per Hand gezählt wird
(Titta glaubt, dass der Tag, an dem eine Maschine den Menschen dabei
ersetzen wird, ein übler Tag sein wird). Schliesslich bekommt Titta
Besuch von zwei Cosa Nostra Killern. Das Geheimnis seiner Existenz wird
so gelüftet. Das Herz des Films aber ist eine Liebesgeschichte. An der
Bar arbeitet eine schöne Kellnerin, Sofia (Olivia Magnani), die sich
gleich eingangs vor ihm entkleidet. Sie grüsst Titta, der jedes Mal
diesen Gruss verweigert. Schliesslich spricht sie ihn an. Sie tut das
sehr bestimmt; es ist eine Beschwerde. Alles an dieser verwirrenden und
ungeheuer intensiven Geschichte über Verbannung, Gefangenschaft und
Flucht erscheint hyperreal durch die traumgleichen Bild-Kompositionen
und den faszinierenden Sound. Die einzige Person, die sich wirklich für
Titta interessiert, ist Sofia hinter der Bar. Wie sie ihre schüchterne
Liebe zeigt, aber auch seinen Hang zu Selbstmitleid und Eitelkeit
einfach entkräftet, das ist das Schönste, was ich seit langer, langer
Zeit sah! Titta hat sich längst mit seiner Verzweiflung und Verdammnis
abgefunden, ja sich davon einnehmen lassen. Sofia erweckt ihn und zeigt
ihm, dass es noch ein anderes Gefühl gibt. Die Konsequenz der Liebe,
erzählt Titta Sofia, sei gefährlich. Er soll Recht behalten...
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen