Freitag, 20. Januar 2017

youtube: Todd Solondz - Happiness

 youtube: Todd Solondz: Happiness. Sein letzter Streich Wiener Dog, auf den Spuren Robert Bressons, löst bei euch gemischte Gefühle (bis zu artikulierter Wut) aus. Aber war das nicht schon immer so bei Todd Solondz? - Happiness lässt mich verwundert zurück. Perplex. Fast scheint Happiness ganz bewusst erforschen zu wollen wie ich, der Zuschauer, wohl reagieren werde: Ist es ein Werk über Verzweiflung und Trauer? Aber, warum muss ich dann lachen? Soll es eine ironische Komödie sein? Doch warum dann diese zärtliche Anteilnahme an den einzelnen einsamen Figuren? Ein Film über Verderbtheit? Wohl eher, aber in Happiness suchen die Verdorbendsten unter uns dasselbe wie wir "gesunden" Menschen - eben nur ohne moralischen Kompass. Happiness blickt in die Abgründe des Menschen, aber unter der Annahme, dass wir es womöglich gar nicht mit "Aussenseitern" zu tun haben. Menschen wie du und ich? Alle Türen im Film sind verschlossen. Regisseur Todd Solondz verbindet einzelne Episoden, die eines gemein haben: Es treten Charaktere auf, die Liebe suchen, aber niemals finden werden. Sie alle haben keinerlei Zugang zu ihren Gefühlen, sind in ihrer Entwicklung gestört. Es mag viele Leute geben, die geliebt werden und glücklich sind. Aber nicht in Happiness. Joy (Jane Adams) ist mit einem Verlierer (Jon Lovitz) liiert, der ihr einen Ascher schenkt, obwohl sie gar nicht raucht (natürlich verhält sie sich seiner Meinung nach unsensibel, dieses Geschenk nicht zu würdigen). Allen (Philip Seymour Hoffman) erzählt seine sexuellen Fantasien seinem Psychologen, mit der Aussicht, keine je zu verwirklichen (Allen findet sich einfach zu langweilig). Einmal klopft die dicke Kristina (Camryn Manheim) bei Allen an die Tür, um einen Mord zu melden. Allen interessierts nicht, er säuft, liest Pornos und erledigt seine obszönen Anrufe. Es sind einsame Menschen, allein in ihren Wohnungen vegetierend. Sie alle haben ihre Geheimnisse. Dann erleben wir dieses herzzereissende Gespräch zwischen Vater und Sohn. Der Junge hörte in der Schule, sein Vater sei ein Sittenstrolch. Er fragt, ob das stimmt und erfährt die ganze traurige Wahrheit. Natürlich ist es wahr. Happiness gehört zu einem Genre, dass The New Geek Cinema heisst - irgendwo zwischen Ironie und Tragik. Die Figuren sehen sich selbst als ausserhalb der Norm. Je mehr Leute etwas über sie erfahren, desto weniger können sie leiden: Geeks. Warum sollte man sich diese unglücklichen Menschen ansehen? Warum sollte man sie verstehen? Um sich für sie zu schämen und die ganze Tragik verunglückter Sexualität zu ermessen? Ist es gar eine Art von Exploitation? Aber nein: Die Auswüchse darf man als Symptome von Trauer und Verzweiflung verstehen. Ich wundere mich nur, wie ungeheuer beliebt Happiness bei euch seit Jahren ist. Eigentlich doch ein Film, der niemandem gefallen kann!

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