youtube: Todd Solondz - Happiness
youtube: Todd Solondz: Happiness. Sein letzter Streich Wiener Dog, auf
den Spuren Robert Bressons, löst bei euch gemischte Gefühle (bis zu
artikulierter Wut) aus. Aber war das nicht schon immer so bei Todd
Solondz? - Happiness lässt mich verwundert zurück. Perplex. Fast scheint
Happiness ganz bewusst erforschen zu wollen wie ich, der Zuschauer,
wohl reagieren werde: Ist es ein Werk über Verzweiflung und Trauer?
Aber, warum muss ich dann lachen? Soll es eine ironische Komödie sein?
Doch warum dann diese zärtliche Anteilnahme an den einzelnen einsamen
Figuren? Ein Film über Verderbtheit? Wohl eher, aber in Happiness suchen
die Verdorbendsten unter uns dasselbe wie wir "gesunden" Menschen -
eben nur ohne moralischen Kompass. Happiness blickt in die Abgründe des
Menschen, aber unter der Annahme, dass wir es womöglich gar nicht mit
"Aussenseitern" zu tun haben. Menschen wie du und ich? Alle Türen im
Film sind verschlossen. Regisseur Todd Solondz verbindet einzelne
Episoden, die eines gemein haben: Es treten Charaktere auf, die Liebe
suchen, aber niemals finden werden. Sie alle haben keinerlei Zugang zu
ihren Gefühlen, sind in ihrer Entwicklung gestört. Es mag viele Leute
geben, die geliebt werden und glücklich sind. Aber nicht in Happiness.
Joy (Jane Adams) ist mit einem Verlierer (Jon Lovitz) liiert, der ihr
einen Ascher schenkt, obwohl sie gar nicht raucht (natürlich verhält sie
sich seiner Meinung nach unsensibel, dieses Geschenk nicht zu
würdigen). Allen (Philip Seymour Hoffman) erzählt seine sexuellen
Fantasien seinem Psychologen, mit der Aussicht, keine je zu
verwirklichen (Allen findet sich einfach zu langweilig). Einmal klopft
die dicke Kristina (Camryn Manheim) bei Allen an die Tür, um einen Mord
zu melden. Allen interessierts nicht, er säuft, liest Pornos und
erledigt seine obszönen Anrufe. Es sind einsame Menschen, allein in
ihren Wohnungen vegetierend. Sie alle haben ihre Geheimnisse. Dann
erleben wir dieses herzzereissende Gespräch zwischen Vater und Sohn. Der
Junge hörte in der Schule, sein Vater sei ein Sittenstrolch. Er fragt,
ob das stimmt und erfährt die ganze traurige Wahrheit. Natürlich ist es
wahr. Happiness gehört zu einem Genre, dass The New Geek Cinema heisst -
irgendwo zwischen Ironie und Tragik. Die Figuren sehen sich selbst als
ausserhalb der Norm. Je mehr Leute etwas über sie erfahren, desto
weniger können sie leiden: Geeks. Warum sollte man sich diese
unglücklichen Menschen ansehen? Warum sollte man sie verstehen? Um sich
für sie zu schämen und die ganze Tragik verunglückter Sexualität zu
ermessen? Ist es gar eine Art von Exploitation? Aber nein: Die Auswüchse
darf man als Symptome von Trauer und Verzweiflung verstehen. Ich
wundere mich nur, wie ungeheuer beliebt Happiness bei euch seit Jahren
ist. Eigentlich doch ein Film, der niemandem gefallen kann!
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