youtube: Steve McQueen - Shame
youtube: Steve McQueen - Shame. McQueen bereitet für 2018 einen
Gangster-Film vor mit dem Titel Widows. Unverhofft? Gut! - Es gibt eine
Nahaufnahme in Shame von Michael Fassbenders Gesicht voller Wut und
Trauer. Sein Charakter Brandon hat einen Orgasmus. Sein Körper wird
dabei ausgeblendet, genauso wie seine Partnerin. Die Nahaufnahme will
uns ausschliesslich zeigen, wie er leidet. Nichts weiter ist Sex für ihn
als dass er sich selbst missbraucht. Brandon ist Anfang 30, fit, allein
lebend in einem Apartment in Manhattan. Er arbeitet irgendetwas mit dem
Computer; was auch immer - es interessiert ihn selbst nicht. Manchmal
geht er abends aus mit seinem Chef David (James Badge Dale) in
irgendwelche Single Bars. Brandon hat mehr Glück als David und lernt
eine Frau kennen. Glück? Es interessiert ihn nicht, Sex ist etwas, dass
er ertragen muss. Zum ersten Mal las ich wohl in den 90ern etwas über
Sex-Sucht. Auf dem Schulhof wurden Witze darüber gerissen, niemand
konnte sich so etwas als Krankheit vorstellen. Heute ist es "anerkannt"
als Krankheit. Für Menschen wie Brandon ist es schwer, einen Partner zu
finden. Manche mag sich von ihm angezogen fühlen, so wie einige Männer
sich von Nymphomaninnen angezogen fühlen. Es ist sehr traurig, denkt man
darüber nach. Shame straft die riesige Anzahl an Filmen Lügen, die dem
Orgasmus einen Wert grösster Lust beimessen. Brandon wacht morgens auf
und wirkt wie ein Mann, der gleich Selbstmord verüben wird. Er duscht
und masturbiert das erste Mal. Das erste Mal in einer langen Reihe, sich
immer und immer wieder zum Höhepunkt zu bringen. Er reagiert kalt auf
Menschen. Auf Prostituierte, Fremde oder Kollegen. In der U-Bahn suchen
seine Augen den Blick einer Frau. Das kann als Flirt wahrgnommen werden
oder als aggressiver Akt. Brandon lächelt dabei nicht. Sein Leben ist
wahrhaft entsetzlich! Eines Tages kommt Sissy (Carey Mulligan), seine
Schwester, vorbei. Sie hat gerade keine Bleibe. Brandon wirft sie
dennoch hinaus. Es interessiert ihn nicht, weil er auf keinen Fall seine
Privatheit zeigen kann. Seine Welt voller Prostituierter, Pornos und
Masturbation. Kann er keinen normalen menschlichen Kontakt aushalten?
Gibt es etwas in der Kindhet von Brandon und Sissy, dass beide
zerstörte? Brandon lebt in einer kalten Umgebung. Wir sehen ihn
unterwegs mit einer Gruppe und doch allein. Er weiss, wohin er gehen
muss, um Sex zu bekommen. Einmal besucht er eine Schwulen Bar. Brandon
ist nicht homosexuell, aber auch nicht hetero. Er liebt niemanden. Er
spürt nichts. Sissy braucht ihn verzweifelt und das bietet Anlass für
rasende Streits. Wir erleben sie als Sängerin eines Caberets in
Nahaufnahme. Ihr Blick verrät Leid und Qualen, aber keine Wut. Es ist
eine Szene, die mein Herz brach. Im Grunde hat der ganze Film mich
tieftraurig zurückgelassen. Nicht viele Schauspieler hätten den Mut,
Brandons Rolle zu spielen. Fassbender muss ein Gefühl immer und immer
wieder spielen - bis zum Selbst-Ekel. Eine Besserung ist für seine Figur
nicht in Sicht, denn das würde bedeuten, sich selbst anzunehmen, obwohl
er sich dessen unwürdig fühlt. Es ist ein grosser Film, doch ich denke
nicht, dass ich ihn ein zweites Mal ansehen kann.
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