youtube: Alain Resnais - Last Year At Marienbad (engl. subt.)
 youtube: Alain Resnais - Last Year At Marienbad (engl. subt.). Wir haben
 in der Filmkunstbar Fitzcarraldo, unten im Keller, eine kleine 
Ausstellung der Nouvelle Vague vorbereitet. Dazu gibts Rensais 
rätselhaften Film. - 
Gibt es das überhaupt noch? Studenten (in schwarz gekleidet), die im 
Regen vor dem Kino anstehen, um Alain Resnais zu sehen und anschliessend
 stundenlang über die Bedeutung von Last Year At Marienbad diskutieren? 
Die darauf hoffen, so etwas wie Wahrheit in der Kunst zu finden? Alain 
Resnais hat seinem Film eine höhere Bedeutung abgesprochen, doch das 
hielt keinen seiner Jünger davon ab. Wenn ich ihn also heute auf DVD 
ansehe; was erwartet mich? Die höheren Weihen der Kunst oder etwas 
Dümmliches? Macht es gar mehr Spass, über Resnais zu sprechen als ihn 
sich noch einmal anzuschauen? Dann die ersten Szenen, voll ungeheurer 
Schönheit. Ein hypnotischer Sog, ein rätselhaftes Puzzle! Der Plot 
gleicht einem Geheimnis und auch die Charaktere erschliessen sich nicht.
 Das ist aber zweitrangig und ich hatte zu keinem Zeitpunkt das 
Bedürfnis, diese Rätsel erraten zu wollen. Wer braucht schon ein Happy 
Ending? Marienbad spielt in einem Chateau mit enormen Spiegeln und 
Gemälden. Es gibt endlose Korridore und prächtige Räume. Die Gäste sind 
elegant und teuer eingekleidet. “A” (Delphine Seyrig), eine schöne Frau.
 “X” (Giorgio Albertazzi) mit dem Aussehen eines Filmstars, der 
insistiert, sie hätten sich letztes Jahr gesehen und verabredet, sich 
dieses Jahr wieder zu treffen in Marienbad. Schliesslich tritt “M” 
(Sascha Pitoeff) auf. Liebhaber oder Ehemann, zumindest hat er Macht 
über "A". "M" wirkt gruselig mit seinem tiefen Blick. Er hat etwas von 
einem Vampir. "X" erzählt uns die Geschichte, während die übrigen 
Protagonisten nur hier und dort eine Dialogzeile aufsagen. Dazu die 
verstörende Orgelmusik von Francis Seyrig, die wie ein Requiem ertönt. 
Der Plan von "A" und "X" sah vor, sich im Schlafgemach zu treffen, 
während "M" spielt. "A" aber erinnert sich nicht. Sie bittet "X", sie 
allein zu lassen. "X" aber fährt fort mit seinen Erinnerungen (oder 
Erfindungen?). Er konstruiert eine Geschichte für "A", an die sie sich 
nicht erinnert. Gab es eine Schiesserei? Einen Toten? Oder? Nein, er 
korrigiert sich. Es war doch anders. Wir sehen sie in Schwarzweiss. Tot.
 Lebendig. Die Kamera gleitet, die Figuren bewegen sich langsam und 
feierlich. Last Year At Marienbad behauptet, sie hätten sich letztes 
Jahr getroffen (oder nicht), sie hätten eine Affäre gehabt (oder nicht),
 er hätte sie getötet (oder nicht). Noch irgendwelche Fragen offen? Ich 
denke, so waren die 60er: Die Lust daran, Fragen zu stellen, während 
Antworten darauf Niederlagen gleichkommen. Alles an diesem Film ist 
künstlich und bietet so die Möglichkeit, menschliches Verhalten mit 
regenerierter Aufmerksamkeit zu beobachten. Könnte es sein, dass "X" der
 "Auteur" ist? Immerhin spricht er in der zweiten Person zu uns, so als 
ob er zu seinen Geschöpfen spricht und ihre Geschichte formt. Kreiert er
 diese Charaktere und lässt sie dann walten? Jedenfalls ist er äusserst 
involviert in das Geschehen und versucht verzweifelt, "A" von seinen 
Erinnerungen zu überzeugen. Deshalb entwirft er seine Charaktere: Er 
kann über sie bestimmen. Machen, dass sie ihn lieben. Dummerweise aber 
führen Charaktere doch ein Eigenleben. Und hier liegt genau das Problem.

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