Dienstag, 21. März 2017

youtube: Alain Resnais - Last Year At Marienbad (engl. subt.)

 youtube: Alain Resnais - Last Year At Marienbad (engl. subt.). Wir haben in der Filmkunstbar Fitzcarraldo, unten im Keller, eine kleine Ausstellung der Nouvelle Vague vorbereitet. Dazu gibts Rensais rätselhaften Film. - Gibt es das überhaupt noch? Studenten (in schwarz gekleidet), die im Regen vor dem Kino anstehen, um Alain Resnais zu sehen und anschliessend stundenlang über die Bedeutung von Last Year At Marienbad diskutieren? Die darauf hoffen, so etwas wie Wahrheit in der Kunst zu finden? Alain Resnais hat seinem Film eine höhere Bedeutung abgesprochen, doch das hielt keinen seiner Jünger davon ab. Wenn ich ihn also heute auf DVD ansehe; was erwartet mich? Die höheren Weihen der Kunst oder etwas Dümmliches? Macht es gar mehr Spass, über Resnais zu sprechen als ihn sich noch einmal anzuschauen? Dann die ersten Szenen, voll ungeheurer Schönheit. Ein hypnotischer Sog, ein rätselhaftes Puzzle! Der Plot gleicht einem Geheimnis und auch die Charaktere erschliessen sich nicht. Das ist aber zweitrangig und ich hatte zu keinem Zeitpunkt das Bedürfnis, diese Rätsel erraten zu wollen. Wer braucht schon ein Happy Ending? Marienbad spielt in einem Chateau mit enormen Spiegeln und Gemälden. Es gibt endlose Korridore und prächtige Räume. Die Gäste sind elegant und teuer eingekleidet. “A” (Delphine Seyrig), eine schöne Frau. “X” (Giorgio Albertazzi) mit dem Aussehen eines Filmstars, der insistiert, sie hätten sich letztes Jahr gesehen und verabredet, sich dieses Jahr wieder zu treffen in Marienbad. Schliesslich tritt “M” (Sascha Pitoeff) auf. Liebhaber oder Ehemann, zumindest hat er Macht über "A". "M" wirkt gruselig mit seinem tiefen Blick. Er hat etwas von einem Vampir. "X" erzählt uns die Geschichte, während die übrigen Protagonisten nur hier und dort eine Dialogzeile aufsagen. Dazu die verstörende Orgelmusik von Francis Seyrig, die wie ein Requiem ertönt. Der Plan von "A" und "X" sah vor, sich im Schlafgemach zu treffen, während "M" spielt. "A" aber erinnert sich nicht. Sie bittet "X", sie allein zu lassen. "X" aber fährt fort mit seinen Erinnerungen (oder Erfindungen?). Er konstruiert eine Geschichte für "A", an die sie sich nicht erinnert. Gab es eine Schiesserei? Einen Toten? Oder? Nein, er korrigiert sich. Es war doch anders. Wir sehen sie in Schwarzweiss. Tot. Lebendig. Die Kamera gleitet, die Figuren bewegen sich langsam und feierlich. Last Year At Marienbad behauptet, sie hätten sich letztes Jahr getroffen (oder nicht), sie hätten eine Affäre gehabt (oder nicht), er hätte sie getötet (oder nicht). Noch irgendwelche Fragen offen? Ich denke, so waren die 60er: Die Lust daran, Fragen zu stellen, während Antworten darauf Niederlagen gleichkommen. Alles an diesem Film ist künstlich und bietet so die Möglichkeit, menschliches Verhalten mit regenerierter Aufmerksamkeit zu beobachten. Könnte es sein, dass "X" der "Auteur" ist? Immerhin spricht er in der zweiten Person zu uns, so als ob er zu seinen Geschöpfen spricht und ihre Geschichte formt. Kreiert er diese Charaktere und lässt sie dann walten? Jedenfalls ist er äusserst involviert in das Geschehen und versucht verzweifelt, "A" von seinen Erinnerungen zu überzeugen. Deshalb entwirft er seine Charaktere: Er kann über sie bestimmen. Machen, dass sie ihn lieben. Dummerweise aber führen Charaktere doch ein Eigenleben. Und hier liegt genau das Problem.

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