Donnerstag, 9. März 2017

youtube: Arthur Penn - Little Big Man


youtube: Arthur Penn - Little Big Man. Faye Dunaway, sie hatte die schönsten Wangenknochen von New Hollywood! 2017 arbeitet sie gleich an drei Kinofilmen, was ihre Kino-Karriere nach dem furchtbaren Bye Bye Man (2017) hoffentlich wieder in Schwung bringt! Wir zeigen Little Big Man, den wohl ungewöhnlichsten aller western! - Ziemlich schräg und sehr, sehr unterhaltsam - so ist Arthur Penns Little Big Man! Wenn er mal nicht ganz den richtigen Ton trifft oder allzu sehr karikariert, rudert Penn sofort wieder zurück und - wups! - sind wir wieder mitten drin in seinem Film. Machen das nicht alle grossen Erzähler so? Hinter all dem Schabernack steht eine scharfsinnige und präzise Beobachtung über die Gründerzeit von Amerika, den Westen und die Indianer. Penn gelingt ein Understatement über den amerikanischen Traum wie wir es uns auch heute noch wünschen: Ohne erhobenen Zeigefinger oder gar einer Stimme aus dem Off, die sicher geht, dass wir auch wirklich keines der Massaker verpasst haben. Alles geschah lange zuvor und wir hören die Geschichte von einem 121 Jahre alten Mann, der zurückblickt. Manchmal wirkt es wie Seemansgarn, das gesponnen wird - und so flexibel wie Seemannsgarn erscheinen die Ereignisse. Natülich kanns da schon mal passieren, dass wir Zeitsprünge erleben oder zehn Jahre links liegen lassen, angesichts der Legende eines einzelnen Mannes. Hier geht es nicht um die "objektive" Zeit, sondern den Geschmack, den sie hinterlässt. Little Big Man ist reine Erinnerung und zwar an das Land der Cheyenne, bevor der "weisse Mann" die "Zivilisation" brachte. Der Titelheld wird von Dustin Hoffman gespielt - der an sich weniger Held als vielmehr Überlebender ist. Die Grundlagen des wilden Westens, Little Big Man alias Hoffman hat sie erlebt. Er kam als Siedler, wuchs bei den Cheyenne auf. Er versuchte sich als Revolverheld und Soldat, er war Eremit, heiratete zwei Mal, überlebte. Old Lodge Skin (Chief Dan George) brachte ihm bei, die Welt mit den Augen der Cheyenne zu betrachten. Wir spüren, dass es hier nicht um Philosophie geht, denn die Welt der Cheyenne ist ein Teil von Little Big Man. Penns Film transportiert dieses Gefühl sehr deutlich, nicht zuletzt, da der Regisseur die Indianer in ihrer Original-Sprache kommunizieren lässt. Für Old Lodge Skin sind die Cheyenne schlicht die "Human Beings" und das wirkt an keiner Stelle lächerlich. Little Big Man aber schaffts weder, Cheyenne zu sein, noch ein "weisser Mann". Er überlebt und das ist seine eigentliche Funktion. Der Film darf nicht als Kette von Ereignissen begriffen werden. Eher wird wie im Kreis erzählt, was bedeutet, dass Little Big Man daran glaubt, die Welt der Cheyenne möge bestehen. Wir dagegen wissen, dass sie massakriert werden. Sämtliche Charaktere, die anfangs auftreten, kommen später wieder: Die Frau des Priesters; wir treffen sie ein zweites Mal als Prostituierte. Da Penn eine Art dramaturgische Kreisform vorführt, erreicht Little Big Man seinen Höhepunkt auch nicht am Ende, sondern in der Mitte: Little Big Man muss mit ansehen, wie seine indianische Frau getötet und seinem Baby der Kopf weggeschossen wird. Die Gewalt in dieser Szene (und Penn ist ein Regisseur, der Gewalt genau dosiert!) wirkt viel intensiver als das Massaker im Finale. Der Verantwortliche, George Armstrong Custer (Richard Mulligan) und seine "Zivilisation", werden am Ende gewinnen. Der wahre Sieger aber bleibt Old Lodge Skin, während Custer ein unrühmliches Ende erleidet. Old Lodge Skin wird unterscheiden zwischen Custer und den "Human Beings". Der weisse Mann wird zwar ausharren, aber nicht herrschen.

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