youtube: Arthur Penn - Little Big Man
youtube: Arthur Penn - Little Big Man. Faye Dunaway, sie hatte die
schönsten Wangenknochen von New Hollywood! 2017 arbeitet sie gleich an
drei Kinofilmen, was ihre Kino-Karriere nach dem furchtbaren Bye Bye Man
(2017) hoffentlich wieder in Schwung bringt! Wir zeigen Little Big Man,
den wohl ungewöhnlichsten aller western! - Ziemlich schräg und sehr,
sehr unterhaltsam - so ist Arthur Penns Little Big Man! Wenn er mal
nicht ganz den richtigen Ton trifft oder allzu sehr karikariert, rudert
Penn sofort wieder zurück und - wups! - sind wir wieder mitten drin in
seinem Film. Machen das nicht alle grossen Erzähler so? Hinter all dem
Schabernack steht eine scharfsinnige und präzise Beobachtung über die
Gründerzeit von Amerika, den Westen und die Indianer. Penn gelingt ein
Understatement über den amerikanischen Traum wie wir es uns auch heute
noch wünschen: Ohne erhobenen Zeigefinger oder gar einer Stimme aus dem
Off, die sicher geht, dass wir auch wirklich keines der Massaker
verpasst haben. Alles geschah lange zuvor und wir hören die Geschichte
von einem 121 Jahre alten Mann, der zurückblickt. Manchmal wirkt es wie
Seemansgarn, das gesponnen wird - und so flexibel wie Seemannsgarn
erscheinen die Ereignisse. Natülich kanns da schon mal passieren, dass
wir Zeitsprünge erleben oder zehn Jahre links liegen lassen, angesichts
der Legende eines einzelnen Mannes. Hier geht es nicht um die
"objektive" Zeit, sondern den Geschmack, den sie hinterlässt. Little Big
Man ist reine Erinnerung und zwar an das Land der Cheyenne, bevor der
"weisse Mann" die "Zivilisation" brachte. Der Titelheld wird von Dustin
Hoffman gespielt - der an sich weniger Held als vielmehr Überlebender
ist. Die Grundlagen des wilden Westens, Little Big Man alias Hoffman hat
sie erlebt. Er kam als Siedler, wuchs bei den Cheyenne auf. Er
versuchte sich als Revolverheld und Soldat, er war Eremit, heiratete
zwei Mal, überlebte. Old Lodge Skin (Chief Dan George) brachte ihm bei,
die Welt mit den Augen der Cheyenne zu betrachten. Wir spüren, dass es
hier nicht um Philosophie geht, denn die Welt der Cheyenne ist ein Teil
von Little Big Man. Penns Film transportiert dieses Gefühl sehr
deutlich, nicht zuletzt, da der Regisseur die Indianer in ihrer
Original-Sprache kommunizieren lässt. Für Old Lodge Skin sind die
Cheyenne schlicht die "Human Beings" und das wirkt an keiner Stelle
lächerlich. Little Big Man aber schaffts weder, Cheyenne zu sein, noch
ein "weisser Mann". Er überlebt und das ist seine eigentliche Funktion.
Der Film darf nicht als Kette von Ereignissen begriffen werden. Eher
wird wie im Kreis erzählt, was bedeutet, dass Little Big Man daran
glaubt, die Welt der Cheyenne möge bestehen. Wir dagegen wissen, dass
sie massakriert werden. Sämtliche Charaktere, die anfangs auftreten,
kommen später wieder: Die Frau des Priesters; wir treffen sie ein
zweites Mal als Prostituierte. Da Penn eine Art dramaturgische Kreisform
vorführt, erreicht Little Big Man seinen Höhepunkt auch nicht am Ende,
sondern in der Mitte: Little Big Man muss mit ansehen, wie seine
indianische Frau getötet und seinem Baby der Kopf weggeschossen wird.
Die Gewalt in dieser Szene (und Penn ist ein Regisseur, der Gewalt genau
dosiert!) wirkt viel intensiver als das Massaker im Finale. Der
Verantwortliche, George Armstrong Custer (Richard Mulligan) und seine
"Zivilisation", werden am Ende gewinnen. Der wahre Sieger aber bleibt
Old Lodge Skin, während Custer ein unrühmliches Ende erleidet. Old Lodge
Skin wird unterscheiden zwischen Custer und den "Human Beings". Der
weisse Mann wird zwar ausharren, aber nicht herrschen.
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