youtube: John Schlesinger - Midnight Cowboy
 youtube: John Schlesinger - Midnight Cowboy. Etwas im TV Format 
eingeschlafen ist die Karriere von Dustin Hoffman. Nun aber spielt er im
 neuen Film von Noah Baumbach mit dem Arbeitstitel Yeh Din Ka Kissa. 
Erinnern wir uns an seinen Karrierebeginn! - 
Midnight Cowboy gehört zu dieser Handvoll Filmen, die wirklich in 
Erinnerung blieben. Die Liebesgeschichte der beiden "Drifter", des 
naiven Joe Buck und des Strassen-Gauners Ratso Rizzo, diente so vielen 
Filmen als Referenz, dass wir, die "postmoderne" Generation, Midnight 
Cowboy zumindest auszugsweise kennen. Vielles aus John Schlesingers Film
 ist eh längst sprichwörtlich gewordenh: "I'm walking here!" Letztens 
hatte ein Kunde Midnight Cowboy bei uns in der Videothek geliehen und 
mochte ihn nicht besonders. Wirklich? Er meinte, der Film sei "hipster".
 Ich hab ihn mir nochmal angesehen. Tatsächlich funktioniert John 
Schlesingers Klassiker nur teilweise. Joe und Rizzo mochte ich noch 
immer, aber Schlesingers New York sieht vor allem schick aus, spiegelt 
aber nicht ihre Welt wieder. Joe und Rizzo leben in einer ganz eigenen 
Welt! Nicht dem Fashion-New York. Über jeden Zweifel erhaben, sind die 
Darsteller Jon Voigt und Dustin Hoffman als simpler Texaner und mit 
allen Wassern gewaschener New Yorker. Für Voigt bedeutete sein Joe Buck 
den Karriere-Aufschalg, während Hoffman mit Rizzo bewies, wie vielfältig
 er spielt! Dahinter, der Times Square, 1969. John Schlesinger ist 
allerdings nicht Willens, sich ganz auf seine beiden Protagonisten 
einzulassen, sondern verliert sich darin, modisch zu filmen. Der Geist 
der "Swinging Sixties" sorgt ironischerweise dafür, dass Midnight Cowboy
 weniger zeitlos wirkt. Die Charaktere, ihre Unmittelbarkeit, das 
fesselt an Midnight Cowboy. An sich haben sie mit Modeparties und dem 
Fashion-New York gar nichts zu tun. Im Gegenteil, sie träumen von der 
Sonne Floridas. Beide leben gemeinsam in einer Traumwelt. Das ist es, 
was sie verbindet. Joe und Rizzo sind permanente Gäste ihrer eigenen 
Imagination. Schlesinger ist leider nicht bereit, ihre Geschichte simpel
 zu erzählen. Die Grausamkeit der Existenz von Joe und Rizzo, immer am 
Abgrund der Obdachlosigkeit, verkommt so zur Seifenoper. Joe ist das 
Herz des Films. Ein naiver Texaner, der seinen kleinbürgerlichen Traum 
in New York leben will. Stattdessen verdient er sich als Liebhaber einer
 reichen Dame, deren Luxus-Existenz all seine Träume vernichtet. Joe 
verdient sein Geld als "Hustler", ohne aber zu wissen, wie man in der 
Grossstadt überlebt. Dann trifft er Rizzo. Der geht seinen eigenen Weg 
und der Begriff "Gefallen" existiert nicht in seinem Wortschatz. Er lebt
 ausserhalb von Joes Vorstellung. Rizzo zeigt Joe wie man überlebt. Das 
würde einen grossen Film ergeben: Wie sich die Beiden kennenlernen und 
etwas über sich selbst erfahren. Stattdessen: Melodramatische Szenen, 
eine psychodelische Andy_Warhol Party, zahlreiche Cameos. Wozu tritt 
eigentlich der religiöse Fanatiker auf? Und die Szene, in der Joe wegen 
eines schüchternen homosexuellen aus Chicago ausflippt? Der 
Gewaltausbruch schockiert heute nicht mehr und ist auch nicht nötig. 
Einer der Subtexte von Midnight Cowboy ist doch Joes eigene 
Homosexualität, die er nie begriff, noch wahrhaben wollte. Wir aber auch
 nicht, weil Schlesinger Joes Leben in Rückblenden aufrollt - zu 
kompliziert. Midnight Cowboy war 1969 einer der ersten Filme, die mit 
einer ganzen Reihe von Popsongs aufwarten konnte. Heute Standart, damals
 aber auffällig. Drückt sich aber Schlesinger hier nicht erneut darum, 
etwas zu zeigen? Stattdessen vertont er es. So vieles, was von den 
tollen Charakteren Joe und Rizzo ablenkt. Irgendwo, tief in Schlesingers
 Film, versteckt sich ein Meisterwerk, dass etwas verschüttet wirkt.

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