Dienstag, 14. März 2017

youtube: Ulrike Oettinger - Bildnis einer Trinkerin


youtube: Ulrike Oettinger - Bildnis einer Trinkerin. Gerade ist Chamissos Schatten von Ulrike Oettinger tatsächlich auf DVD erschienen. Doch wo bleibt Bildnis einer Trinkerin??? - Gestern kam ein Gast zu uns in die Filmkunstbar Fitzcarraldo und fragte nach Bildnis einer Trinkerin. Haben wir nicht. Warum? Es gibt ihn nicht auf DVD. Und youtube? Nur ausschnittsweise. Was tun? Zum Büro von Ulrike Oettinger in der Urbanstrasse radeln und mal nachfragen (wahlweise auch in die Fichtestrasse). Sie ist ja schliesslich eine benachbarte Künstlerin! Eine schöne Adresse, in der Oettingers Filme gern mal laufen, ist der Labsaal Lübars, eine 68er Institution. Soviel zur Theorie der Filmbeschaffung. Hier kommen also zwei aufgeschwemmte Damen vom Bahnhof Zoo. Eine fanatische Trinkerin und eine Pennerin. Sie befreunden sich nicht, denn zwischen ihnen steht der Alkohol. Am Ende ihrer Reise wartet der Tod. Ulrike Ottinger (Buch, Kamera, Regie) und Tabea Blumenschein (Design, Kostüme, Hauptdarstellerin) haben in den späten 70ern den West-Berliner Untergrund erforscht und die sogenannte Berlin-Trilogie gefilmt. Bildnis einer Trinkerin ist der Auftakt dieser Operation. Sie erzählen ihre Geschichte ansatzweise, fast meint man, dass Bildnis einer Trinkerin einfach eine Doku ist. Eine Sauftour am Flughafen Tegel, in einer Spielbank oder dem Hotel Continental, dann in Kreuzbeg und der Glienicker Brücke (dort wo die Spione mit der DDR ausgetauscht wurden). Ganz nebenbei ein wundervoll nostalgischer Trip nach West-Berlin mit solchen Sehenswürdigkeiten wie der Moby Dick (der Ausflugsdampfer mit Walfisch-Maul) oder der botanische Garten. Wir sehen Lesben-Bars, Türken Cafes, den Westhafen und die Paris Bar, schliesslich krakeelt auch noch Nina Hagen herum. Ist das New York oder Berlin? Tatsache, so dreckig war unsere Stadt früher! Auf gehts, auf das alles so wird, wie es einmal war! Ulrike Oettinger mischt Fiktion und Realität, fast, dass sie die Realität übersteuert. So wirkt es jedenfalls, wenn plötzlich Synthesizer Klänge das Geschehen "psychodelisieren". Auch Tabea Blumenschein durchbricht immer wieder die Grenzen der Wirklichkeit und wandelt wie eine Fee, eine reine Kunstfigur durch Berlin. Im Grunde tut Oettinger alles, um von ihrer Geschichte abzulenken. Warum? Weil Alkoholismus und der lauernde Tod eben doch nicht alles ist in diesem Bildnis einer Trinkerin.

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