Donnerstag, 23. März 2017

youtube: Gus Van Sant - Drugstore Cowboy

 youtube: Gus Van Sant - Drugstore Cowboy. Van Sant ist dabei, einen Krimi in New York zu drehen unter dem Titel The McKennas. Wir zeigen seinen ersten grösseren Erfolg Drugstore Cowboy. - Drugstore Cowboy ist einer der besten Filme aus der langen Tradition amerikanischer Outlaw Road Movies. Im Mittelpunkt dieser Filme stehen immer Helden, die es nicht darauf anlegen, "schlecht" zu sein. Das Leben aber überwältigt sie. Die Helden dieser Filme sind schwach und bei Drugstore Cowboy ist Heroin der Grund dafür. Matt Dillon spielt den Drugstore Cowboy, immer auf der Suche nach Gelegenheiten, an Stoff zu kommen zwischen Washington und Oregon. Er ist der Anführer einer kleinen Gang zweier Pärchen. Wir schreiben das Jahr 1971 und sie sind so etwas wie die Nachhut der Love Generation. Drugstore Cowboy spielt vor allem in schäbigen Apartments und Motel-Rooms. Oder draussen. Von dort aus operieren sie, Drogen aus Drugstores zu klauen. Einzeln betreten sie die Läden, verwickeln das Personal in Gespräche und stiften Verwirrung. Währenddessen schleicht sich Dillon hinter die Theke und rafft so viel, wie er kriegen kann. Was sie nicht selbst brauchen, verkaufen sie. Ihr Leben verläuft so: Der Höhepunkt; "Getting High", ansonsten rauchen, fernsehen, diskutieren und warten. Sex ist nicht der Höhepunkt. Wie die meisten Drogenabhängigen bevorzugt Dillon einen Rausch. Mit seiner Freundin (Kelly Lynch) ist er seit der Schule zusammen. Sie haben auch geheiratet. Beide aber, konzentrieren sich auf die Drogen. Nicht aufeinander. Das andere Pärchen ist ein ziemlich bekloppter Typ (James Le Gros) und seine Teenie Freundin (Heather Graham), die pathetisch abwesend wirkt. Gemeinsam bilden sie eine Familie. Genau dieses Familiengefühl macht Drugstore Cowboy so eindringlich. Es sind keine schlechten Menschen, nur kranke Menschen. Sie verbringen die gesamte Zeit zusammen und helfen einander. Vor allem, die Verzweiflung des Lebens zu ertragen. Dillon gibt auch den Ich Erzähler. Er weiss, wie traurig ihr Leben ist, dramatisiert aber nichts. Er ist einfach nur ehrlich. Manchmal lebt Drugstore Cowboy auch von seinem abseitigen Humor, schliesslich aber dringen wir zum Herz des Films vor: Es ist der Moment, da Dillon versucht, seine Mutter (Grace Zabriskie) zu besuchen. Zum ersten Mal sehen wir ihn nicht nur durch seine Augen. Die Mutter verwehrt ihm ihr Haus. Er darf nicht hinein. Nicht, weil sie ihn nicht liebt, sondern weil sie weiss, dass er alles klauen würde. Er muss da akzeptieren und das ist der schrecklichste Moment! Schleichend entwickelt sich das Leben der Gang vom Schlimmen zum noch Schrecklicheren. Verzweifelte Menschen wie sie können ihre Lebensbedingungen ertragen bis zu dem Tag, da es nicht mehr auszuhalten ist. In dem Moment, da Grahams Charakter an einer Überdosis stirbt und die Gruppe mit einer Leiche im Hotelzimmer bleibt, ist dieser Tag gekommen. Gus Van Sant erzählt diese Geschichte mit einer beunruhigenden Logik. Diese Logik würden wohl die meisten Drogenabhängigen verstehen: Ich fühle mich schlecht, nehme Drogen, um micht besser zu fühlen. Sie helfen mir dabei, mich gut zu fühlen und das ist der Grund, weshalb ich mich schlecht fühle. Solange ich mich aber JETZT gut fühle, denke ich noch nicht daran, wie ich mich SPÄTER fühlen werde. Eventuell sieht der Dillon Charakter das. Eventuell geht er zurück nach Seattle, um dort zu entziehen. Schön ist der Auftritt von William S. Burroughs als süchtiger Priester. Wie jeder grosse Film bewirkt Drugstore Cowboy übrigens trotz seines Sujets nicht, dass wir uns schlecht fühlen. Im Gegenteil; es ist ein Werk, das ich ganz geniessen konnte! Am Ende kann sich der Dillon Charakter ein Leben ohne Drogen vorstellen, der Lynch Charakter nicht. Das ist der Unterschied zwischen Hoffnung und Verzweiflung.

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