Donnerstag, 20. April 2017

FILM LIST: Luca tanzt leise + Bittersweet Mumblecore


Luca Tanzt Leise (OmeU) DVD9991

+Bittersweet Mumblecore
Das Ganze funktioniert folgendermassen: Wenn du den Berliner Mumblecore Film Luca Tanzt Leise magst, zeigt dir diese Film List noch neun weitere Titel, die dir auch gefallen könnten. Von uns für dich ausgewählt. - Das Leben in bestimmten Berliner Bezirken geht so: Ich versuche morgens, meinen Laden zu reinigen und ein paar DVDs der Videothek in Ruhe einzugeben. Dann klopfts an der Scheibe und draussen stehen ein paar Bekannte, die Kaffee trinken wollen. Nun, ich könnte die DVDs ja auch später eingeben. Aber: Wieder nichts! Diesmal fangen ein paar andere Bekannte schon mit Bier an. Darum gehts in Luca Tanzt Leise. Luca versuchts nach zehn ausschweifenden Jahren leise. Morgens holt sie ihr Abitur nach, weil sie Tierärztin werden will. Sie schläft besser, ist nicht mehr depressiv und hat ihren gewalttätigen Freund überwunden. (An einem späteren Punkt im Film soll er unvermittelt auftauchen und Lucas Hund erschlagen.) Luca lernt gemeinsam mit dem Mechaniker Kurt Pfeiffer (Hans-Heinrich Hardt). Er kann kein Englisch, sie kein Mathe. Zwischen ihnen entwickelt sich eine ehrliche Freundschaft. Nicht eine dieser "Ich würd so gern mehr von dir" - Beziehungen. Kurt hat manchmal väterliche Gefühle für Luca, manchmal wirkt er aber auch wie ihr Sohn. Es ist schön, mitanzusehen, wie sie sich unterhalten, einander helfen und füreinander da sind. Niedlich auch Lucas Oma (Ruth Bickelhaupt), die immer auf der Seite der Enkelin steht. Nicht auf der Seite der strengen Mutter (Claudia Jacob), die auch noch Lucas Abitur-Lehrerin ist. Wir lernen die Mutter kennen, wie sie Luca zu Unrecht aus der Klasse wirft. Eine fast unangenehme Frau, die im Verlauf der Handlung aber immer sympathischer werden wird. Luca hat einen Freund, Tobi (Tobias Borchers), der wohl aufgegeben hat. Er liegt nur noch vor der Play Station, behauptet, er sei krank. Luca versucht ihn aufzurütteln. Sie ist ehrlich besorgt, nicht eine derjenigen, die sich in einer überlegenen Position gefallen. Ich denke, das Wichtigste in Lucas neuem Leben ist ihr Hund. Durch ihn löste sie sich aus dem Nachtleben, aus ihrer Depression und besucht nun eben die Schule. Dann aber kündigt sich Maria (Deleila Piasko) an. Sie sitzt bereits im Zug, auf dem Weg zu Luca. Maria lässt ihr keine Wahl - eine gute Freundin, das ist sie nicht! Es gibt Koks, Wein und einen gefährlichen Club (die Filmkunstbar Fitzcarraldo, in der Maria eine schnelle Nummer mit einem Unbekannten (Tom Lass) schiebt). Unmöglich für Luca, ihr Lernprogramm am nächsten Morgen aufzunehmen. Mit dem Auftritt ihres Ex-Freundes Ben (Sebastian Fräsdorf) scheint Lucas Leben sich dann dem Abgrund zu nähern... Das Tollste an Luca Tanzt Leise ist Martina Schöne-Radunski! Die Kamera liebt sie und wir auch. Sie ist mitfühlend (aber nicht mütterlich), sie hat einen Berliner Gören-Humor und sie ist sehr, sehr verletzbar. Sie weiss das auch, macht weder sich, noch anderen etwas vor. Es ist nicht so, dass Luca ihr Abitur braucht, um eben "Abiturient" zu sein. Das ist kein Prestige-Projekt! Luca will Tierärztin werden und ohne Abi kann sie nicht studieren. Wir spüren, dass es in ihr brodelt. Im Grunde existiert ihr Leben nur, da sie sich mit Mühe diszipliniert. Die andere Luca betäubt sich und ihren Schmerz. Sie kann nicht schlafen. Sie ist lebensmüde. Regisseur Philipp Eichholtz zeigt uns diese dunkle Seite seiner Heldin erst nach etwa einer Stunde. Bis dahin ist sein Film im besten Sinne charmant. Es macht Spass, zuzusehen. Die improvisierten Dialoge klingen echt. Das hier ist kein "hipper" Berlin Film, sondern einer mit einem ehrlichen Anliegen. Und Eichholtz weiss, wie man ein Starlett in Szene setzt, denn das ist Martina Schöne-Radunski" Ein echter Schauspieler-Regisseur! Ich habe den Film jetzt zweimal gesehen und das liegt allein an Martina Schöne-Radunski. Es soll nun nicht unverschämt klingen, aber als sie eine Szene in unserer Bar drehte, fiel sie mir nicht sonderlich auf. Auf der Leinwand aber bekommt sie alle Aufmerksamkeit. Ist es nicht das, was einen Filmstar ausmacht? (Und noch etwas: Nach dem Dreh bot ich ihr an, bei uns Filme umsonst zu leihen, wie das alle Kollegen dürfen. Sie nahm This_Is_England und brachte ihn sofort am folgenden Tag zurück. Als Videothekar muss ich zugeben: Das gefällt mir!)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen